Naturheilkundliche Therapie von perimenopausalen Beschwerden

Information für Therapeuten

Autor: Kraft, Karin
Keywords: Naturheilkundliche Behandlungskonzepte, Naturheilkunde, Natural Healing, Naturopathy, Naturheilverfahren, perimenopausale Beschwerden, Wechseljahresbeschwerden, Wechseljahre, Klimakterium, Menopause, menopausal problems, menopause
Abstract: Informationsschrift für Therapeuten zum Behandlungskonzept:Informationsschrift für Therapeuten zum Behandlungskonzept: perimenopausale Beschwerden
Copyright: Privatdozentin Dr. med. Karin Kraft, 1999
13. Sep. 1999
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Naturheilkundliche Vorstellungen und Therapieangebote zu perimenopausalen Beschwerden
Einleitung
Kategorie 1: Allgemeine und lokale Regulationsverbesserung
Kategorie 2: Maßnahmen zur Normalisierung des Stoffwechsels, medikamentöse Maßnahmen
Kategorie 3: Umstimmende Therapieformen
Kategorie 4: Entspannende und kräftigende Maßnahmen
Anhang: Naturheilkundlich therapierbare Erkrankungen nach ICD 10

Einleitung

Das Klimakterium umfaßt den Zeitraum zwischen dem Absinken der Gelbkörper- und Östrogenproduktion und dem Ausbleiben der spontanen Menstruation. In diesem Lebensalter treten immer häufiger alters- und geschlechtsbedingte Krankheitsbilder auf, die von klimakterischen Störungen ausschließlich vegetativer Natur über psychonervöse bis hin zu trophisch-metabolischen Veränderungen reichen. Bei ca. 30% der Frauen sind die Beschwerden stärker ausgeprägt.
Die Vorteile der Hormonsubstitution mit Östrogenen und Gestagenen scheinen nach der gegenwärtigen Studiensituation die Nachteile zu überwiegen. Es werden nicht nur die vegetativen, sondern auch die metabolischen und organischen Veränderungen reduziert oder beseitigt. Östrogene wirken stimmungsaufhellend, antioxidativ und beeinflussen die Immunlage und das Gedächtnis günstig. Bei bereits eingetretener Osteoporose ist die zusätzliche Gabe von Mineralstoffen wichtig.

Eine hormonelle Substitution wird jedoch nicht von allen Patientinnen gewünscht, und kann auch nicht alle Probleme beheben. Außerdem gibt es eine Reihe von Kontraindikationen. Da die peri- und postmenopausalen Beschwerden meistens funktioneller Natur sind oder Ausdruck von Erkrankungen im Initialstadium sind, sind sie naturheilkundlichen Therapien gut zugänglich. Durch eine frühzeitige Therapie können kostenträchtige Folgeerkrankungen vermieden oder erheblich aufgeschoben werden.

In der Prämenopause, bei vorzeitigen klimakterischen Beschwerden oder Zyklusstörungen kann die Ovarialfunktion durch Moorbäder angeregt werden, mit der Folge einer genitalen Mehrdurchblutung und Vasodilatation. Ziel der Behandlung in der Postmenopause ist die Normalisierung der vegetativen Ausgangslage, die die Hormonausfallsituation begleitet. Dies wird durch eine Nachahmung des Biorhythmus und durch entsprechende Ruhepausen erreicht. Bei Hitzewallung können Kneippsche Anwendungen, z.B. lauwarme Armbäder und allgemeine Kälteanwendungen rasche Hilfe bringen.
Das hier vorgestellte Konzept geht über die rein gynäkologisch orientierten Behandlungspläne weit hinaus, weil es die in diesem Lebensalter bereits bestehenden kardiovaskulären Risikofaktoren, die durch den beginnenden bzw. eingetretenen Östrogenmangel deutlich verschlechtert werden, berücksichtigt. Gerade wenn eine Frau sich gegen eine Hormonersatztherapie entscheidet, muß nach dem augenblicklichen Erkenntnisstand den Begleiterkrankungen eine viel größere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Ziel der Behandlung sollte eine komplexe Therapie der durch den Hormonmangel eingetretenen Veränderungen sein, wobei großes Augenmerk auf die Therapieanteile gerichtet wird, die die Patientin befähigen, die Folgen selbst, aber arztgestützt zu behandeln.

Bei den naturheilkundlichen Therapieansätzen spielen regulationsmedizinische Denkansätze im Gegensatz zu den allgemein akzeptierten Verfahren eine große Rolle. Prinzipiell lassen sich die nachfolgend aufgeführten Verfahren in folgende Kategorien einordnen:

Kategorie 1: Verbesserung der allgemeinen und der lokalen Regulation (z. B. vegetative Regulation, Steigerung der Durchblutung der Organe im kleinen Becken, Regulation des Muskeltonus), Übungs- und Trainingseffekte, Osteoporoseprophylaxe.

Kategorie 2: Medikamentöse und nichtmedikamentöse Maßnahmen zur Normalisierung des Stoffwechsels

Kategorie 3: "Umstimmende" Therapieformen

Kategorie 4: Entspannungsmaßnahmen und roborierende Maßnahmen:

Es ist wenig sinnvoll, für die einzelnen Krankheitsbilder (entsprechend den Listen im Anhang) das jeweilige Therapiekonzept vorzustellen, da nicht alle Verfahren gleichzeitig zur Anwendung kommen, sondern je nach körperlicher und psychischer Ausgangssituation eine individuelle Kombination gewählt werden muß. Außerdem muß berücksichtigt werden, daß die Patientin die begonnene Therapie soweit als möglich zu Hause nach dem Ende des stationären Aufenthaltes fortführen muß, da nur so der dauerhafte Therapieerfolg gesichert werden kann. Hier sollte den Verfahren wie Atemtherapie, autogenes Training/progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Ernährungstherapie, Ordnungstherapie, physikalische Therapie (partiell), die die Patientin selbst unter gelegentlicher Kontrolle durch medizinisches Fachpersonal durchführen kann, besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. 


Kategorie 1: Verbesserung der allgemeinen und der lokalen Regulation
Maßnahmen zur Steigerung der Durchblutung der Organe im kleinen Becken, Regulation der Muskelspannung, Übungs- und Trainingseffekte, Vorbeugung gegen Osteoporose
Akupunktur Folgende Behandlungsziele können durch Akupunktur erreicht werden: Reduktion der Sympathikusaktivität, Normalisierung des gestörten Melatoninstoffwechsels (Schlafstörungen), Reduktion muskulärer Verspannungen. Die Stimmung nach einer Akupunktur hellt sich signifikant auf und vegetative Beschwerden nehmen ab. Eine Akupunkturtherapie gehört nach ihrem Wirkungsspektrum auch in die Kategorie 3.
Neuraltherapie Injektionen an das Ganglion stellatum und an die Art. vertebralis beeinflussen eine zerebrovaskuläre Insuffizienz mit den Folgen Schlafstörungen, Gereiztheit, Depressionen und Kopfschmerzen günstig. Stütz- und Bewegungsapparat sollten gezielt therapiert werden. 
Ausleitende Verfahren Schröpfen, Cantharidenpflaster, BaunscheidtierungundBlutegel sind Verfahren, die gezielt bei umschriebenen Gelosen eingesetzt werden können. Durch die lokale Entlastung, d.h. die Entfernung des lokalen Ödems können durch eine verbesserte Durchblutung günstige Veränderungen, reflektorisch auch bei inneren Organen erreicht werden. 
Physikalische Therapie (z.T. auch Kategorie 4 zuzuordnen): 
Allgemeine Prinzipien: Therapieplan gemeinsam mit der Patientin erstellen, Freude an der Therapie ist wichtig. 
Bewegungstherapie zur Osteoporoseprophylaxe, zur vegetativen Stabilisierung und zur Reduktion der Insulinresistenz: Spazierengehen, leichtes Jogging, Walking, Schwimmen, Wandern, Tanzen, rhythmische Gymnastik, muskuläre Stabilisierung der Wirbelsäule und isometrische Übungen (bei beginnender Osteoporose).
Hydrotherapie: Warme Heublumensäcke, heiße Rückenblitzgüsse. Sauna, wechselwarme Teilgüsse, wechselwarme Waschungen, kalte Waschungen(insbesondere bei Depressionen),Wassertreten, Armbäder, Packungen
Massage: Körper- Trockenbürstungen Desensibilisierende großflächige klassischeMassagen , Bindegewebsmassagen von Rumpf und Extremitäten normalisieren das Vegetativum. 
Helio- und Fototherapie: Frischluftliegekuren,Sonnenbäder
Balneotherapie:Bei den ersten Anzeichen einer nachlassenden Ovarialfunktion sind zur Verbesserung der hormonellen Situation Torfbreibäder und vaginale Wärmebehandlungen mit Torf sinnvoll. Nach Eintritt der Menopause kommt es neben den fortschreitenden hormonalen Insuffizienzerscheinungen auch zu lokalen Veränderungen im Bereich des Genitales. Im Vordergrund stehen dann hyperämisierende Anwendungen wie beispielsweise lokaleMoorbäder. Heiße Moorpackungen lindern die Schmerzen bei Osteoporose, hier sind auchBewegungsbäder angezeigt. 
Elektrotherapie: Stangerbad bei Osteoporose. 


Kategorie 2: Maßnahmen zur Normalisierung des Stoffwechsels, medikamentöse Maßnahmen
 
Ernährungstherapie Vermeidung desmetabolischen Syndroms. Ausgewogene vollwertige Grunddiät mit einer kleinen, nicht zu späten Abendmahlzeit. Fettarmut bei ausreichender Zufuhr ungesättigter Fettsäuren. Bei Osteoporose Milch und Milchprodukte, evtl. Kalziumsupplementation. Vitamin-D-haltige Nahrungsmittel. Vitamine A, C, E, möglichst aus natürlichen Quellen. 
Phytotherapie Interna:Typische Phytotherapeutika werden aus dem Wurzelstock derTraubensilberkerze hergestellt. 
In der Menopause treten Erschöpfungssyndrome mit und ohne Schlafstörungen häufig auf. Typische schlaffördernde, nicht abhängig machende Phytopharmaka:Melissenblätter, Baldrianwurzeln, Hopfenzapfen, Lavendelblüten und Passionsblumenkraut.
Pflanzliche Antidepressiva: Johanniskraut, bei gleichzeitiger nervöser Unruhe Baldrian, bei AngstzuständenKava-Kava-Wurzelstock
Bei Schmerzen des Stütz- und Bewegungsapparates:Teufelskralle, Brennesselkraut
Externa:Morgens nach der Trockenbürstung: Einreibung mit Johanniskrautöl.
Schlaffördernd: Lavendelblüten, abends als Fußbad.
Schmerzlindernd bei Osteoporose: Warmer Heublumensack im Rücken


Kategorie 3: Umstimmende Therapieformen
 
Neuraltherapie Prinzipiell kann dieNeuraltherapieRegulationsblockierungen beseitigen, die durch Irritationszonen oder Störfelder unterhalten werden. Störfeldsuche ist wichtig. 


Kategorie 4: Entspannende und kräftigende Maßnahmen
 
Entspannungstherapie Autogenes Training, progressive Muskelentspannung nach Jacobson: Wirken durch Normalisierung des oft erhöhten Sympathikotonus. 
Atemtherapie Führt zur psycho-physischen Stabilisierung. 
Ordnungstherapie Schlafhygiene, fester Tagesrhythmus nach chronobiologischen Aspekten, Gesundheitsbildung und –Beratung.
Psychotherapie Verhaltenstherapeutisch orientierte Methoden (Verhaltenstherapie): Gruppen- und Einzeltherapien, themenzentrierte Gruppen, Verhaltenstraining, Selbstsicherheitstraining, Problemlösungstraining, Kreativtherapie.


Anhang
Naturheilkundlich therapierbare Erkrankungen nach ICD 10 -
Folgende Erkrankungen können  bei perimenopausalen Beschwerden auftreten:

Funktionelle Beschwerden
E 66.9 Adipositas, nicht näher bezeichnet
E 87.8 Sonstige Störungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes
F 32.0-1 Leichte bis mittelgradige depressive Episode
F 51.9 Nichtorganische Schlafstörung, nicht näher bezeichnet
G 47.0 Ein- und Durchschlafstörungen
L29.9 Pruritus, nicht näher bezeichnet
M 25.5 Gelenkschmerz
N 39.3 Streßinkontinenz
N95.1 Zustände im Zusammenhang mit der Menopause und dem Klimakterium
N 95.9 Klimakterische Störung, nicht näher bezeichnet
R 53 Unwohlsein und Ermüdung
R 60.9 Ödem, nicht näher bezeichnet
Z73.0 Ausgebranntsein

Erkrankungen im Initialstadium
E 11.9 Nicht insulinabhängiger Diabetes mellitus ohne Komplikationen
E 22.1 Hyperprolaktinämie
E 66.0 Adipositas durch übermäßige Kalorienzufuhr
E 66.1 Arzneimittelinduzierte Adipositas
E 78.0 Reine Hypercholesterinämie
E 78.1 Reine Hypertriglyceridämie
E 78.2 Gemischte Hyperlipidämie
E 79.0 Hyperurikämie ohne Zeichen von entzündlicher Arthritis oder Gicht
I10 Essentielle Hypertonie
M 81.9 Osteoporose, nicht näher bezeichnet
N 92.4 Zu starke Blutung in der Prämenopause
Y 42.5 Nebenwirkungen sonstiger Östrogene und Gestagene

Hinweis:

Die naturheilkundlichen Therapiekonzepte derKlinik "Moorbad" Bad Doberan werden in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Naturheilverfahren an der Universität Rostockerstellt und stets entsprechend dem aktuellen Stand der Wissenschaft weiterentwickelt. Sollten Sie an weiteren Auskünften interessiert sein, rufen Sie uns an oder benutzen Sie unsere mail-Adresse: kraft.moorbad@t-online.deoder 310065442603-0002@T-online.de.
 
Rehabilitationsklinik "Moorbad" Bad Doberan, Dr. Ebel Fachklinik
Abteilung für Naturheilverfahren
Schwaaner Chaussee 2
D-18209  Bad Doberan
Fon: 03 82 03 - 93 63 1 (Patientenservice) 
Fon: 03 82 03 - 93 0 
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