Das Online-Magazin des DATADIWAN
Ausgabe Nr. 1 / März 1998 - ISSN 1435-1560 
 
Rezensionen
 
Qi – endlich eine gründliche Beschreibung!  
von Bernhard Harrer 
Interessant: Biophysik und Transpersonalitä 
von Marco Bischof 
Philosophie der Ganzheit  
von Marco Bischof 
Alle drehen sich um Sheldrake  
von Marco Bischof 
Respektloses zur Geomantie 
von Marco Bischof 
Gesundheit!  
von Clara Scropetta 
 
 
Qi – endlich eine gründliche Beschreibung!
von Bernhard Harrer

Das Buch "Qi - Lebenskraftkonzepte in China" ist eine Ideengeschichte des zentralen Konzepts Qi (oftmals übersetzt als "Lebenskraft", "Lebensenergie" und ähnliches), das die Grundlage zu allen traditionellen chinesischen Wissenschaften bildet, wie die der traditionellen chinesischen Medizin, des chinesischen Qigong, des Taji Quan, der chinesischen Philosophie, des traditionellen chinesischen Fengshui oder der traditionellen chinesischen Astrologie.

Das Buch bespricht alle wesentlichen chinesischen Lehrmeinungen zum Thema Qi innerhalb eines Zeitraumes von 800 v. Chr. bis in die Gegenwart. Es bietet dem abendländischen Leser zum ersten mal die Gelegenheit, sich in die traditionellen chinesischen Lehrmeinungen über Qi einzuarbeiten und erörtert sowohl die Herkunfts- und Entwicklungsgeschichte der Gedankenwelt des Qi im Sinne einer Lebenskraft, als auch die unterschiedlichen chinesischen Lehrmeinungen über die Beschaffenheit von Qi. Dabei werden alte chinesische Originalquellen zitiert, die zum Teil noch nie in eine westliche Sprache übersetzt worden sind. Ebenso werden die psychologischen und physiologischen Bedingungen erklärt, die für einen Zugriff auf Qi eingehalten werden müssen.

Das Buch gibt einen Überblick über die Aussagen zu Qi aus philosophischer, konfuzianischer, daoistischer und buddhistischer Sicht und vergleicht diese miteinander. Darüber hinaus werden westliche Lebenskraftkonzepte mit den chinesischen Erklärungen zu Qi verglichen. Hierbei zeigt sich, daß Qi nicht mit dem Begriff Lebensenergie übersetzt werden kann. Das Konzept Qi ist eher eine philosophische Weltbeschreibung oder eine Kosmologie, der Energiebegriff wäre viel zu einengend. Das chinesische Lebenskraftkonzept Qi ist auch nicht identisch mit den indischen Konzepten Prana und Kundalini.

Die über 70 Kapitel des Buches sind so verfaßt worden, daß sie getrennt und themenbezogen gelesen werden können. Ein umfangreiches Namen- und Sachverzeichnis von über 4.500 Einzeleintragungen ermöglicht es dem Leser seinen individuellen Interessen innerhalb chinesischer Originalquellen nachzuforschen. Das Buch ist mittlerweile ein anerkanntes Standardwerk, das sowohl als Lehrbuch als auch als Enzyklopädie Anwendung findet.

Das Buch wendet sich an Praktiker, Studenten und Wissenschaftler der Medizin, der komplementären Heilverfahren, der Sinologie und an alle Praktiker von Heilberufen sowie an Praktiker des Qigong, der TCM und des Taji Quan. Aber auch für den interessierten Laien wird das Buch aufgrund seiner Aktualität und guten Lesbarkeit von großem Interesse sein.

Der Autor des Buches, Dr. phil. Manfred Kubny, hat an der Universität München Sinologie, Japanologie und Geschichte der Medizin studiert und ist anerkannter Spezialist für die Praxis und Theorie der chinesischen Langlebigkeitstechniken. Er praktiziert selbst seit 1983 verschiedene Stile des Taji Quan und des Qigong.

Aus dem Inhalt:
· Die Entwicklungsgeschichte der chinesischen Theorie des Qi und des Qigong
· Vergleich chinesischer und abendländischer Vorstellungen über Lebenskraft
· Moderne und historische Lehrmeinung über Qi
· Qi in der daoistischen Tradition
· Die Lehre des "inneren Elixiers" neidan
· Physiologische und psychologische Aspekte der chinesischen Langlebigkeitstechniken
· Die Theorie der "Herzbildung" beim Zugriff auf Qi
· Die Theorie der "drei Dantian" beim Zugriff auf Qi
· Authentische Originalquellen zu Qi aus einer 2000jährigen Tradition
· Das "Buch der Wandlungen" in der Theorie des Qi
· Die wichtigsten traditionellen Langlebigkeitstechniken in China
· Vergleich traditioneller und moderner chinesischer Theorien der TCM, der historischen Yangsheng und des modernen Qigong
· Einordnung der wichtigsten Schulen in einen authentischen historischen Kontext
· Die beiden wichtigsten theoretischen Abhandlungen über Qi in ungekürzter Übersetzung

Kubny, Manfred: Qi - Lebenskraftkonzepte in China: Definitionen, Theorien und Grundlagen. Karl F. Haug - Verlag, Heidelberg, 1995. 583 Seiten mit 70 Abb. und 21 Schemata, 236,- DM

 
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Interessant: Biophysik und Transpersonalität
von Marco Bischof

Tiller, ehemals Professor für Materialwissenschaft an der Stanford-Universität in Kalifornien und Verfasser eines Standardwerkes zur Physik der Kristalle, ist durch seine Arbeiten zu den Grundlagen von Kirlianphotographie und bioelektrischen Hautmessungen, die Entwicklung einer Apparatur zum physikalischen Nachweis von mentalen Energien, Experimenten zur Frage der Wasserstruktur und seine Mitarbeit an vielen wichtigen Entwicklungen auf weiteren Grenzgebieten der Wissenschaft als einer der wichtigsten Forscher auf diesem Feld bekannt geworden. In seinem neuen Buch stellt er zum ersten Mal umfassend den von ihm entwickelten Ansatz zu einer Erweiterung der Physik dar, die auf der Basis des Modells einer multidimensionalen Wirklichkeit ein fortgeschrittenes biophysikalisches Verständnis des menschlichen Organismus um die Dimensionen des Bewußtseins und des Transpersonalen erweitert und auch paranormalen Phänomenen einen Platz einräumt. Tillers Buch ist sicher eine der bedeutendsten Neuerscheinungen in den Grenzgebieten der Wissenschaft.

Tiller, William A.: Science and Human Transformation. Subtle Energies, Intentionality and Consciousness. Pavior Publishing, Walnut Creek, California, 1997.
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Philosophie der Ganzheit
von Marco Bischof

Trotz der gegenwärtigen Inflation im Gebrauch des Begriffes "Ganzheit" sind zurzeit nicht gerade viele Werke zu diesem Thema erhältlich, inbesondere nicht solche, die zeigen, daß das Nachdenken über Ganzheit nicht erst mit der gegenwärtigen Welle von Esoterik und New-Age begonnen hat. Das Buch von Amtmann, aus einem politisch sehr rechts stehenden Verlag, erinnert daran, daß das Thema bereits in den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts in der Philosophie, genauso wie in Psychologie und Biologie, eine zentrale Rolle gespielt hat. Obwohl wir uns eine umfassende und ausgewogenere Behandlung des Themas gewünscht hätten, kann dieses Werk als nützliche Einführung in die weitgehend in Vergessenheit geratene Ganzheitsphilosophie, vor allem aus der Sicht der Schule von Othmar Spann, dienen. Es ergänzt auch in mancher Hinsicht das neuere Werk von Gloy, das ausgewogener ist und sich näher an gegenwärtigen Diskussionen bewegt. Es enthält eine guten Überblick über die Entwicklung der ganzheitlichen, "organizistischen" Naturauffassung von Leibniz über die romatische Naturphilosophie bis zu Vitalismus, Holismus, New Age und Ökologiebewegung in unserem Jahrhundert, läßt aber in Bezug auf das reiche Geschehen in der Ganzheitsdiskussion des frühen 20. Jahrhunderts ebenfalls viele Wünsche offen.

Amtmann, Rolf: Die Ganzheit in der europäischen Philosophie. Von Plato bis Spann. Die Welt als Sinnbild und Seinsbild. Grabert Verlag, Tübingen 1992.

Gloy, Karen: Das Verständnis der Natur. II. Die Geschichte des ganzheitlichen Denkens. C.H. Beck Verlag, München 1996.
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Alle drehen sich um Sheldrake
von Marco Bischof

Rupert Sheldrakes Bücher eroberten die internationalen Bestsellerlisten, doch die Mehrheit der Wissenschaftsgemeinde ignorierte seine Hypothese von den "morphogenetischen Feldern". Einige wenige Wissenschaftler unterschiedlichster Fachrichtungen haben sich jedoch wohl damit auseinandergesetzt mit Experimenten und theoretischen Argumenten. Dieses Buch, entstanden aus einer Initiative der Münchner Schweisfurth-Stiftung,  enthält eine Reihe von ausgesuchten Beiträgen, die sich auf sehr unterschiedliche Weise konstruktiv-kritisch auf Sheldrake einlassen. In einer Einführung faßt Sheldrake selbst als Ausgangspunkt für die folgenden Beiträge die Grundlinien seiner Theorie zusammen. Dann folgen in einem ersten Teil Beiträge, die die Sheldrakeschen Vermutungen durch weitere Beobachtungen aus Haustierkunde, Immunologie, Biologie und Psychologie bereichern und unterstützen. In einem zweiten Teil wird die empirische Basis der Sheldrakeschen Hypothese kritisch unter die Lupe genommen. Im dritten Teil wird die prinzipielle Frage nach der Existenz und genauen Wirkungsweise morphischer Felder diskutiert. Dazu gehört die Untersuchung der Frage, ob die von Sheldrake durch morphische Felder erklärten Phänomene nicht im Rahmen der konventionellen Wissenschaft erklärt werden können, und ob es eine Grundlage für die morphischen Felder in der Quantenphysik gibt. Zum Schluß werden in einem Streitgespräch zwischen Sheldrake und den beiden Herausgebern einige kontroverse Punkte noch einmal aufgegriffen, um die Grenzen und Möglichkeiten von Sheldrakes Theorie aufzuzeigen, den Konsequenzen für die verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen sowie für den Wissenschaftsbegriff nachzugehen und mögliche Ansatzpunkte für weitere Untersuchungen anzudeuten. Das Buch enthält Beiträge von u.a. Prof. Dr. Arnim Bechmann, Prof. Dr. Friedrich Cramer, Prof. Dr. Hans-Peter Dürr, Prof. Dr. Suitbert Ertel, Dr. Dorit U. Feddersen-Petersen, Prof. Dr. Amit Goswami, Prof. Dr. Klaus-Michael Meyer-Abich, Prof. Dr. Fritz-Albert Popp und Prof. Dr. Kurt S. Zänker.

Dürr, Hans-Peter & Gottwald, Franz-Theo (Hrsg.): Rupert Sheldrake in der Diskussion. Das Wagnis einer neuen Wissenschaft des Lebens. Scherz Verlag, Bern-München-Wien 1997.
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Respektloses?
von Marco Bischof

Dieses Büchlein wird manchem Geomantie-Fan etwas zu respektlos erscheinen, doch hebt es sich gerade durch seinen kritischen, aber nicht gegnerischen Ansatz aus der bereits zahlreich gewordenen, oft unkritischen Geomantieliteratur überaus vorteilhaft hervor. Magin beschreibt die Neuschaffung der "alten Wissenschaft Geomantie" (Pennick) seit den zwanziger Jahren in England und in Deutschland, ihre Rolle in der Nazizeit und in der New-Age-Subkultur, und verschiedene Aspekte des Gebietes wie die Radiästhesie, Leylinien und astronomische Ausrichtungen von Bauwerken. Es enthält eine ausführliche Bibliographie zum Thema.

Magin, Ulrich: Geheimwissenschaft Geomantie - Der Glaube an die magischen Kräfte der Erde. Beck’sche Reihe 1166. Verlag C.H.Beck, München 1996.
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Gesundheit!
von Clara Scropetta

In einer kleinen Restpostenbuchhandlung sah ich das Buch von Dr. Patch Adams zum ersten Mal. "Gesundheit!" stand drauf und noch als vielversprechender Untertitel "Bringt auf einzigartige Weise frischen Wind in die Segel Ihrer Gesundheit, ins Gesundheitswesen und unser ganzes Gesellschaftssystem, durch die gelungene Verbindung schulmedizinischer Hilfe mit alternativen Therapiemethoden, Humor und Freude". Dazu kamen ein Paar lustige Bilder eines Clowns, der Autor selbst, und der Hinweis: "Ein Buch, das jeder lesen sollte!".
Ich erwarb es und las es sofort mit großem Vergnügen. Ich kann es nur weiterempfehlen. Der Autor bietet weder endgültige Lösungen und Vorschläge an, noch formuliert er völlig neue Ideen; nein, Patch Adams erzählt nur seine Geschichte. Er erklärt seine Philosophie und träumt von einem Krankenhaus (nämlich das Gesundheit-Institut), in dem sich Patienten kostenfrei behandeln lassen können. Er erzählt mit  einer erstaunlichen Frische, in einer für Laien verständlichen Sprache. Besonders verblüffte mich, daß jemand fast alle meine Gedanken, Meinungen und Träume rund ums Gesundheitswesen so wundervoll zusammengefaßt und niedergeschrieben hat. Es ist eine am Menschen anstatt an der Ökonomie orientierte Medizin, wo die Beziehung zwischen Arzt und Patient auf Vertrauen und Freundschaft beruht und alle medizinischen Richtungen und Methoden sich gegenseitig ergänzen. Natürliches Ziel dieser Medizin ist es, die Lebensqualität zu bewahren oder sogar zu steigern. Das bedeutet, auch den Tod nicht mehr als Versagen medizinischer Kompetenz zu deuten, sondern Patienten ein menschenwürdiges Sterben zu ermöglichen.
Die heutige Medizin sollte menschlich und  auch lustig sein und die therapeutische Bedeutung von solchen menschlichen Werten wie Freude, Liebe, Spaß, Lachen, Kunst, Kreativität anerkennen. Letztendlich, so Dr. Adams, basiert die Gesundheit  auf Glücklichsein. Sein Buch sollte ein Handbuch zum Traäumen sein. Ich wünsche mir, daß sein Traum Realität wird und seine Vorstellung von Gesundheit sich in unserer Welt durchsetzt.

Dr. Adams, Patch: Gesundheit!. Zwölf&Zwölf Verlag, Oberursel, 1997
 
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Copyright:1998 Bernhard Harrer Wissenstransfer    eMail: harrer@datadiwan.de