Elektrosmog-Report
4. Jahrgang / Nr. 9 September 1998
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Tiermedizinische Beobachtungen

Hochfrequente Felder als Stressoren für Rinder?

Seit dem Herbst 1995 bemerkte ein bayerischer Landwirt erhebliche Verhaltensänderungen, Gesundheitsbeeinträchtigungen mit zum Teil tödlichem Verlauf und Minderungen der Milchleistung seiner Kühe. Ein staatlicher Veterinär des zuständigen Veterinäramtes vermutete als Ursache für diese Befunde in einem Bericht vom April 1997 am ehesten die elektromagnetische Hochfrequenzstrahlung nahegelegener Fernseh- und Mobilfunksendetürme. Die bayerische Landesregierung will nun mit einer Studie die möglichen Zusammenhänge zwischen EMF und Gesundheitsbeeinträchtigungen bei Rindern näher untersuchen lassen.

Zunächst wurde jedoch abgewiegelt. In der Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen vom 29. Juni 1998 wird festgestellt, daß "alle gemessenen Immissionswerte zusammen aufaddiert im Bereich von etwa 0,5 bis 3 Promille des zulässigen Grenzwertes liegen. Der Grenzwert wird also mindestens um das 300fache unterschritten." Das Bundesamt für Strahlenschutz schließe daraus, daß "nach heutigem Kenntnisstand nur gefolgert werden, daß keinerlei gesundheitliche Einflüsse auf die auf dem Anwesen Obernhof 4 gemessenen elektromagnetischen Felder zurückgeführt werden können."

Es gehört schon eine erhebliche Ignoranz dazu, die Problematik mit dem Hinweis auf die Einhaltung bestehender Grenzwerte zu beantworten. Vom unvoreingenommenen Untersucher sollte zumindest die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, daß die bestehenden Grenzwerte für den Gesundheitsschutz nicht ausreichen und einer Überprüfung bedürfen.

Die Beobachtungen des Landwirts

Josef Altenweger aus Schnaitsee hatte seit dem Herbst 1995 beobachtet, daß in seinem Rindviehbestand vermehrt Fehlgeburten - fünf Fälle in 15 Monaten - auftraten oder daß die Tiere erst gar nicht trächtig wurden. Einige Kühe magerten stark ab, mehrere litten unter Entzündungen der Augen. Es traten einige Todesfälle auf. Während seine Kühe jahrelang sowohl quantitativ und qualitativ überdurchschnittlich gute Milchleistungen aufgewiesen hatten, nahmen jetzt sowohl die Milchleistung als auch die Milchqualität, gemessen als ihr Fettgehalt, deutlich ab. Zudem zeigten einige Kühe Verhaltensauffälligkeiten wie unruhiges Hin- und Hertrippeln und ständiges Hin- und Herbewegen des Kopfes.

Die Hochfrequenz-Sendeanlagen

In 300 m Entfernung vom Anwesens Altenweger befindet sich ein Fernsehturm und in 500 m Entfernung ein Mobilfunkmast. Auf den Türmen sind mehrere Fernseh-, Richtfunk- und Mobilfunksendeanlagen installiert (siehe Tabelle 1). Der Beginn der Vorkommnisse fällt zusammen mit der Aufnahme des Mobilfunksendebetriebes im Jahre 1995.

Tabelle: Sendeanlagen in der Nähe es Anwesens Altenweger.
 
Sendeanlage Frequenz Leistung (Mittelwert)
Richtfunkstrahler (39 Stück) 2,2-18,7 GHz 124 W 
C-Netz 461 MHz 34 W
D-Netz 935 MHz 25 W
B-Netz 160 MHz 20 W
Cityruf 460 MHz 50 W
Eurosignal 87,361 MHz 2 kW
TV-Programm 2 510 MHz 20 kW
TV-Programm 3 734 MHz 20 kW
Modacom 427 MHz 15 kW

(nach: Löscher 1998)

Messungen der elektromagnetischen Felder durch das Bundesamt für Post und Telekommunikation und durch die Abteilung für Elektronik und Radar der Universität der Bundeswehr München (Prof. Günter Käs) ergaben für die Frequenzen der TV-Sender im Dachgeschoß des Wohnhauses eine Feldbelastung zwischen 0,35 und 2,6 mW/m2 (Milliwatt pro Quadratmeter) und für die Mobilfunkfrequenzen Werte zwischen 0,0003 bis 0,00051 mW/m2. Des Weiteren wurde an verschiedenen Standorten in der Umgebung und im Stall vorwiegend bei einer Frequenz von 512 MHz (TV-2) gemessen. Es ergaben sich im Stall Werte zwischen 0,02 und 0,8 mW/m2, an vier Stellen um den Stall herum Werte zwischen 0,04 und 3,5 mW/m2 und an verschiedenen Stellen in der Umgebung Feldbelastungen zwischen 0,6 und 7,0 mW/m2.

Der Bericht des Tierarztes

Im November 1996 bat Herr Altenweger das Veterinäramt um Hilfe. Am 15. April 1997 verfaßte der Tierarzt des zuständigen Landratsamtes Traunstein, Dr. Jürgen Schmidt, eine vierseitige Aktennotiz. "Es konnten bei den Ortsterminen in Obernhof die von Herrn Altenweger festgestellten Verhaltensauffälligkeiten bestätigt und weitgehend per Videoaufnahmen dokumentiert werden," heißt es dort.

Es wurden vom Veterinäramt eine Anzahl von Untersuchungen veranlaßt. So besuchte Prof. Klee von der Rinderklinik der Universität München den Hof und vermutete ursächlich Erkrankungen aufgrund von Fütterungs- und Haltungsproblemen. Die daraus resultierenden Klauenveränderungen könnten zu dem ständigen Trippeln führen. Untersuchungen des Futters und der Futtermenge ergaben jedoch keine Auffälligkeiten. "Ein primär ursächlicher Fütterungsfehler ist damit ausgeschlossen" (Schmidt 1997). Auch die vorübergehende Umsiedlung (siehe unten) demonstrierte, daß für das Trippeln, welches bei der Kuh "Gundi" besonders ausgeprägt war, keine Klauenveränderungen verantwortlich waren.

Die Hoftierärzte des Bauern fanden in Blutuntersuchungen ein Ungleichgewicht der Mineralstoffe, "wobei die festgestellten erniedrigten Kalzium-Werte nicht erklärbar waren, da Herr Altenweger ein sehr kalziumreiches Mineralstofffutter verwendet."

Die vorübergehende Umsiedlung zweier Tiere

Eine vom Veterinäramt veranlaßte Umstallung zweier Kühe führte zu einer Besserung bzw. zu einem Verschwinden der Symptome. Schmidt: "Zwei auffällige Tiere wurden in einen ca. 25 km entfernten Stall in der Gemeinde Trostberg verbracht... Der Versuch ergab, daß sich bei einem Tier (Gundi), das unter auffälligen Verhaltensänderungen litt, diese Verhaltensänderungen im Gaststall schon sehr bald besserten und nach 5 Tagen völlig verschwunden waren." Die zweite Kuh bekam kurz nach der Umstallung eine Euterentzündung, so daß die Beurteilung einer Veränderung nur eingeschränkt möglich war. Dennoch waren auch hier deutliche Verbesserungen feststellbar. "Bei beiden Tieren war nach dem Zurückverbringen in den Bestand Altenweger wieder eine Verschlechterung im Sinne des Wiederauftretens der bereits vorher festgestellten Verhaltensauffälligkeiten festzustellen."

Zusammenfassend stellte der Tierarzt fest, daß keine "eindeutige Ursache" für die gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Rinder gefunden werden konnten. Die Ergebnisse der Umstallung erscheinen jedoch "als eindeutiger Hinweis darauf, daß die auf dem Anwesen gemessenen elektromagnetischen Felder in der Lage sind, die beschriebenen Verhaltensänderungen und Stoffwechselstörungen mit z. T. tödlichem Verlauf zu verursachen." Mit Hinweis auf die erheblichen Schmerzen und Leiden der Tiere im Sinne des Tierschutzgesetzes "muß für eine Abhilfe gesorgt werden".

Der Streit um die Veröffentlichung der Befunde

Als Schmidt die Ergebnisse seiner Beobachtungen und Maßnahmen zusammen mit Prof. Wolfgang Löscher von der Tierärztlichen Hochschule in Hannover in einer tierärztlichen Fachzeitschrift veröffentlichen wollte, wurde ihm dies durch die bayerische Landesregierung untersagt. Auch Löscher allein wurde seitens der Landesregierung verboten, die Ergebnisse für eine Publikation zu verwenden. Zwischenzeitlich begannen sich die Medien für das Thema zu interessieren. Löscher beschwerte sich beim Ministerium, es möge doch darauf hinwirken, daß die Veröffentlichung "nicht weiter verhindert" werde. Nach dem Hinweis, er werde sonst an die Presse gehen, erhielt er die Genehmigung zur Publikation mit der Auflage, daß der Bauernhof nicht als bayerisches Anwesen erkennbar ist.

Löscher und Käs werten einen Teil der Befunde, wie etwa die vermehrte Fehlgeburtenrate und den Abfall der Milchleistung, als Streßsysmptome (Löscher 1998). Es ist bekannt, daß hochgezüchtete Milchkühe besonders empfindlich auf Veränderungen und schädliche Einflüsse ihrer Umwelt reagieren. Bei der Untersuchung möglicher Einflüsse von elektromagnetischen Feldern auf biologische Systeme werden immer wieder Befunde erhoben, die als unspezifische Streßsymptome gewertet werden können.

Die bayerische Landesregierung weist den Vorwurf des Maulkorbs zurück, man habe "Schmidt gebeten, seine Publikation zurückzustellen." Man wolle nur die Ergebnisse einer Untersuchung der bayerischen Landesregierung abwarten. Diese Untersuchung bestand in einer erneuten Messung der EMF durch die Firma Elekluft GmbH, die die oben genannten Werte weitgehend bestätigte, und einer strahlenbiologischen Bewertung durch Dipl.-Ing. Rüdiger Matthes vom Bundesamt für Strahlenschutz. Matthes schloß elektromagnetische Felder als Ursache für die Vorkommnisse aus. "Da die im Viehbestand des Bauern Altenweger aufgetretenen Anomalien nicht auf die Exposition durch hochfrequente Felder zurückgeführt werden können, muß nach anderen Ursachen gesucht werden," heißt es in seiner Bewertung vom Juni 1998 (StMLU 1998).

Die Brisanz der Beobachtungen

Vielfach werden nicht EMF sondern psychosomatische Einflüsse für unspezifische, schwer objektivierbare vegetative Störungen beim Menschen verantwortlich gemacht. Solche Einwände lassen sich schwerer beim vorliegenden Fall anführen. Verminderte Milchleistung, verminderter Fettgehalt der Milch und verringerte Fruchtbarkeit sind objektive Parameter, die sich zudem unmittelbar auf das Einkommen des Landwirts niederschlagen. Die Hinweise der Landesregierung, daß die beobachteten Effekte auch Ausdruck eines Fütterungs- oder Haltungsproblems sein könnten, wirken nicht wirklich überzeugend. "Ich führe diesen Betrieb seit über 20 Jahren. Ich hatte überdurchschnittliche Milchleistungen mit der höchsten Qualität. Nun muß ich mir anhören, daß ich zu dumm bin, Kühe zu halten und sie zu melken," klagte der Landwirt im Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt.

Die Brisanz der Vorkommnisse liegt in verschiedenen Bereichen:


Das weitere Vorgehen

Das bayerische Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen stellt zwar fest: "Die aufgetretenen Krankheitsbilder und Verhaltensanomalien beim Viehbestand des Anwesens Altenweger können nicht auf die vorhandene Exposition durch hochfrequente elektromagnetische Felder zurückgeführt werden" (Pressemitteilung vom 29. Juni 1998).

Der bayerische Umweltminister Dr. Thomas Goppel habe "dennoch" angeordnet, "daß den Fragen weiter nachgegangen und eine Untersuchung zum Einfluß elektromagnetischer Felder von Mobilfunkanlagen auf Rinder durchgeführt wird. Ziel der Studie ist, fachübergreifend in ca. 30 Rinderhaltungen innerhalb und außerhalb Bayerns intensiv zu erforschen, ob sich in mobilfunknahen Bauernhöfen vermehrt Tumorerkrankungen, Fehlgeburten, Mißbildungen oder Leistungsminderungen nachweisen lassen." Diese Untersuchung werde zwei Jahre dauern und etwa 650.000 DM kosten.

Es ist zu begrüßen, daß - wenn auch erst nach erheblichem Druck seitens der interessierten Öffentlichkeit - eine entsprechende Untersuchung durchgeführt werden soll. Aufgrund der offensichtlich bereits feststehenden Position der bayerischen Landesregierung und des Bundesamtes für Strahlenschutz ist jedoch hinsichtlich der Objektivität der Studie Skepsis angezeigt.

Solange keine endgültige Klärung der Ursache für die Vorkommnisse herbeigeführt wurde, stünde es den Beteiligten gut zu Gesicht, mit der notwendigen Unvoreingenommenheit und wirklichem Bemühen zu einer Klärung beizutragen. Es besteht kein Anlaß für eine Elektrosmog-Hysterie, aber auch nicht für institutionelle Selbstgefälligkeit. Insbesondere darf vom Bundesamt für Strahlenschutz mehr erwartet werden als die Verteidigung der eigenen Grenzwerte, will sie nicht weiter in den Verdacht des Industrielobbyismus geraten. Matthes ist gleichzeitig wissenschaftlicher Sekretär der Internationalen Strahlenschutzkommission für nichtionisierende Strahlung (ICNIRP), deren etwa ein Dutzend Mitglieder international ein weitgehendes Monopol für Grenzwertfragen besitzen. Von dieser Institution ist eine anhaltende wissenschaftliche Neugier und eine Bereitschaft, die selbst als "gesichert" eingestuften Erkenntnisse immer wieder in Frage zu stellen, zu fordern.

Mittlerweile haben sich andere Landwirte und Tierärzte mit ähnlichen Beobachtungen bei den Medien und den beteiligten Forschern gemeldet. Zudem zeigen verschiedene Wissenschaftler Interesse an den Vorkommnissen, die mittlerweile international Wellen schlagen. So will der Physiker Dr. Theodore Litovitz von der katholischen Universität in Washington die biologische Wirksamkeit der Kombination der emittierten Frequenzen untersuchen. Es wäre denkbar, daß hier ein Schlüssel für die beobachteten Effekte liegt.

Franjo Grotenhermen, Michael Karus

nova-Institut, Redaktion Elektrosmog-Report

Quellen:

  1. Aktenvermerk Dr. Schmidt, Veterinäramt des Landsratsamtes Traunstein, vom 16.4.1998 zur Tierhaltung Altenweger in Schnaitsee.
  2. Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen (StMLU): Untersuchung zu Verhaltensauffälligkeiten und Gesundheitsschäden bei der Rinderhaltung in Schnaitsee. Materialien 137, Juni 1988.
  3. Cityweb - Nachrichten: In strahlender Idylle werden Kühe verrückt. 28.3.1998.
  4. Kranke Kühe durch Elektrosmog? FGF-Newsletter 2/1998, S.6.
  5. Löscher, W., Käs, G: Auffällige Verhaltensstörungen bei Rindern im Bereich von Sendeanlagen. Der praktische Tierarzt 79, 437-444 (April 1998).
  6. Pressemitteilung des bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen vom 29. Juni 1998, PM-Nr. 476/98.
  7. Verschiedene Presseberichte.

 
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Hochfrequenz

Kurzwellensender Schwarzenburg abgeschaltet

Am 29. März 1998 wurde der Kurzwellensender Schwarzenburg vom Schweizer-Radio-International endgültig abgeschaltet. Er ist damit weltweit der erste Rundfunksender, der auf Druck der Anwohner geschlossen wurde. Die Abbrucharbeiten haben Anfang Mai begonnen und sollen bis zum Spätherbst 1998 abgeschlossen sein.

Der Kurzwellensender Schwarzenburg lag auf einem etwa 1,5 Quadratkilometer grossen Hochplateau auf 800 m über dem Meeresspiegel und war auf drei Seiten von einer voralpinen Hügellandschaft umschlossen. Die Hügelzone erreichte in 8 km Distanz Höhen bis zu 1.600 m über dem Meeresspiegel.

Die Sendungen waren vorwiegend für Überseegebiete bestimmt. Die elektromagnetische Strahlung wurde in stark gebündelter Form über diverse Richtantennen zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten in fünf verschiedene Hauptrichtungen (Fernost, Nahost, Afrika, Südamerika und Nordamerika) abgestrahlt. Die Richtantennen bestanden aus drei bis zu 120 m hohen und bis zu 350 m langen "Zäunen". Die Sendeleistungen ohne Antennengewinn lagen, je nach Anzahl der benutzten Sender, zwischen 150 und 550 kW pro Richtung. Gesendet wurde rund um die Uhr. Die Sendezeiten betrugen zwischen 1,5 und 12 Stunden pro Tag und pro Richtung.

Kurzwellenstrahlung benutzt die äußerst verlustreiche Ionosphären-Reflektion. Die Ionosphäre ist eine elektrisch leitende Schicht in 250 bis 400 km Erdentfernung. Das Strahlenbündel wird ähnlich dem Scheinwerferlicht möglichst waagerecht abgestrahlt. Es folgt nicht der Erdkrümmung, wird dann von der Ionosphäre auf die Erde zurückgeworfen und von der Erde wieder an die Ionosphäre usw. So werden in mehreren "Hüpfern" 3.000 bis 6.000 km entfernte Kontinente erreicht. Damit in den Empfängerländern überhaupt noch ein Bruchteil eines Bruchteils ankommt, muß die Kurzwellenstrahlung in einer Intensität abgestrahlt werden, die man sonst in der Telekommunikation nicht antrifft.

Der in Schwarzenburg praktizierte Steigwinkel der Strahlenbündel lag zwischen 6 und 17 Grad und reichte bei Weitem nicht aus, um die umgebende Landschaft zu übersteigen. Etwa 40% der abgegebenen Leistung wurde in der bergigen Landschaft absorbiert.

Die so bestrahlte Bevölkerung klagte seit Jahrzehnten über massive Gesundheitsbeschwerden, und der Wald weist dort, wo die Strahlenbündel auf das ansteigende Gelände aufprallten, mehrere Hektar große Löcher auf. Bis Ende der 80er Jahre wurden im Schwarzenburgerland Berichte über Gesundheitsschäden infolge EM-Bestrahlung als sowjetische Propaganda abgetan. Mahner und Forscher wurden vom Schweizer Staatsschutz als Sowjetagenten verfolgt und so bei der Bevölkerung in Mißkredit gebracht. Anfang der 90er Jahre flog der Skandal auf und die Bundesregierung verbot den Staatsschützern ausdrücklich jegliche Aktivitäten im Umwelschutzsektor.

Sodann verlangten die Senderanwohner in einer Petition an die Regierung eine wissenschaftliche Untersuchung, welche in der Folge dann auch bewilligt wurde. Der zuständige Bundesminister Ogi war allerdings überzeugt, daß es keinen Zusammenhang zwischen dem Sender und den Gesundheitsbeschwerden gebe. Es dauerte fünf Jahre, bis die Untersuchungsergebnisse im August 1995 vorlagen.

Untersucht wurden ca. 200 Personen in den bestrahlten Gebieten (Zone A und Zone B) und ca. 200 Personen in der unbestrahlten Zone C. Schwerpunkt der Studie waren psychovegetative Störungen. Lebenserwartung und Todesursachen waren nicht Gegenstand der Untersuchung. Die Ergebnisse der Studie wurden ausführlich im Elektrosmog-Report, April 1996, vorgestellt.

Tabelle: Verhältnis der Gesundheitsbeschwerden in Zone A und B zu Zone C (vgl. Text)
 
Symptom
Verhältnis
Schwere Schlafstörungen
5:1
Depressionen
4:1
Krebs (alle Arten zusammengefasst)
3:1
Diabetes
2:1

(Anm. zur Tabelle: Die Zahlen stammen aus "Study on Health Effects of the Shortwave Transmitter Station of Schwarzenburg, Switzerland", Major Report, Aug.1995. Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern. Die deutschsprachige Zusammenfassung, herausgegeben von den Sendebetreibern und dem Bundesamt für Energiewirtschaft BEW, entspricht nur teilweise dem Inhalt der englischen Orginalpublikation.)

Hochinteressant ist die Tatsache, daß die genannten gesundheitlichen Störungen in Gebieten mit Feldstärken zwischen 0,4 und 4 V/m oder 1 und 10 mA/m festgestellt wurden, das heißt bei Feldstärken die 7 bis 70 mal unter den Grenzwerten der ICNIRP und des Schweizer Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft lagen. Insbesondere für die Schlafstörungen ergaben sich signifikante Ergebnisse, die in einer Nachfolgeuntersuchung der Universität Bern 1996 noch einmal bestätigt wurden.

Im November 1995 gründete sich die Vereinigung "SchoK" (Schwarzenburg ohne Kurzwellensender). Der beispielhaften Aufklärungsarbeit dieses Vereins ist es zu verdanken, daß es 1997 im Schwarzenburgerland zu einem kleinen "Volksaufstand" kam, als die Telecom ihr Projekt präsentierte, die Sendeanlagen zu modernisieren und um den Faktor 6 zu verstärken (unter Einhaltung der offiziellen Grenzwerte). Die bestehenden Sendeanlagen stammten aus den 50er Jahren und hätten dringend ersetzt werden müssen. Gegen den lokalen Widerstand war dies jedoch nicht mehr durchzusetzen. Am 28. Oktober 97 gab die Bundesregierung den Beschluß des ersatzlosen Abbruchs der Sendeanlagen aus "wirtschaftlichen Gründen" bekannt.

Die Universität Bern hat mit ihren Untersuchungen zu einer veränderten Melatoninausschüttung eine Woche vor und eine Woche nach Abschaltung des Senders ihre dritten Studie durchgeführt. Die Untersuchung wurde von den Senderbetreibern massiv gestört, indem diese die Sendeleistung in der Woche vor der Abschaltung bereits um 50% reduzierten. Die entsprechenden Meßdaten sind beim Verfasser erhältlich.

Beim Autor sind Dutzende von Rückmeldungen aus der Bevölkerung eingegangen, die besagen, daß sich die Schlafqualität bereits eine Woche nach Abschaltung frappant verbessert habe. Außerdem wurde über einen Rückgang der Hyperaktivität bei Kindern berichtet sowie über ein Verschwinden von Gelenk- und Gliederschmerzen. Psychisch Erkrankte sprechen von einer glücklichen Zeit, die sie momentan erleben dürften. Interessant sind auch die Rückmeldungen über einen verbesserten Schlaf bis auf Distanzen von 10 km zum Sender.

Hans-Ulrich Jakob

Flüehli 17, CH-3150 Schwarzenburg

E-mail: prevotec@bluewin.ch

Der Autor, Geschäftsführer eines kleinen Ingenieurbüros für Steuerungs-und Regelungstechnik, ist seit Jahren aktiv im Widerstand gegen den Kurzwellensender Schwarzenburg. Er verfügt über Tausende von selbsterworbenen Meßdaten bis 10 km rund um den Sender und hat Hunderte von Gesprächen mit betroffenen Menschen geführt.
 
 
 
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Flugsicherheit

Ballonabsturz durch Radiosender

Starke Kurzwellensender stellen in ihrer Nahumgebung eine Gefahr für den Flugverkehr dar. Im Oktober 1997 ist in Sachsen ein Gasballon abgestürzt. Die vier Insassen kamen ums Leben. Ursache für den Absturz war der Kurzwellsender Nauen. In die Nylonfäden des Netzes, das den Balon hät, sind hochfeine Stahlfäden eingewirkt, die elektrostatische Aufladungen durch z. B. Blitze, schnell auf die ganze Hülle verteilen sollen. Als der Ballon sich den Antennen des Senders auf 100 m näherte, induzierten die starken, pulsierenden elektromagnetischen Felder einen Stromfluß in den Stahlfäden, und die sie umgebenden Nylonseile schmolzen. Damit war der Korb vom Ballon getrennt und raste ohne Halt zu Boden.

Auch Flugzeuge werden von den Sendern gestört. Es kommt vor, daß die Zündung kleiner Flugzeuge ausfällt. Mitte der 80er Jahre stürzte ein Tornado über dem Sender Holzkirchen in Süddeutschland ab, weil das starke Sendefeld den Tiefflugradar lahmgelegt hatte. Seit Anfang der 90er Jahre die sog. Fly-by-wire-Systeme Einzug in die Cockpits hielten, steigt die elektromagnetische Anfälligkeit der Flugzeuge. Ballonfahrer und Piloten fordern, daß starke Sendeanlagen in die Luftfahrtkarten aufgenommen werden.

Quelle: Schwarzburger, H.: Ende einer Ballonfahrt, Elektromagnetische Induktion: Die unsichtbare Gefahr. VDI nachrichten, 08.05.1998, S. 3.
 
 
 
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Veranstaltungshinweis

19. bis 20. September 1998, Graz (Österreich)

International Workshop on Electromagnetic Fields and Non-Specific Symptoms

Schwerpunkt: Elektrosensibilität, Veränderung der Gehirnaktivität und Schlafstörungen

Veranstalter: COST 244bis: Biomedical Effects of Electromagnetic Fields, in Zusammenarbeit mit WHO und ICNIRP

Kosten: ca. 170 DM (1.200 Österreichische Schilling)

Kontakt: Prof. Dr. N. Leitgeb, Technische Universität Graz, Inffeldgasse 18, A-8010 Graz, Fax:+43-316-873-4412.
 
 
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