Elektrosmog Report
Nr. 6 / 3. Jahrgang Juni 1997
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Grundlagenforschung
 

Zusammenhang von Melatonin und EMF

Der Zusammenhang zwischen elektromagnetischen Feldern und dem von der Zirbeldrüse (= Hypophyse) produzierten Hormon Melatonin ist in seiner Bedeutung weiterhin umstritten. In verschiedenen jüngeren Studien wurde ein Abfall der Melatoninkonzentration unter Belastung mit EMF gefunden, ein Effekt, der sich jedoch nicht immer reproduzieren ließ. Die Beeinflussung des Melatoninhaushalts könnte Folgen für die Psyche (Depressionen), den Biorhythmus, die Fortpflanzung und die Krebsentwicklung haben und so verschiedene biologische EMF-Effekte erklären.

Jüngst erschien ein 776 Seiten umfassendes Buch mit Beiträgen bekannter Autoren zur Hypothese, daß die Wirkungen elektromagnetischer Felder durch Wirkungen auf das Neuro-Hormon Melatonin erklärt werden könnten. Die Zeitschrift Microwave News brachte in ihrer jüngsten Ausgabe (März/April 1997) eine Übersicht zum Thema.

Klinische Studien

Dr. Jukka Juutilainen und Kollegen von der Universität in Kuopio/Finnland untersuchten 60 Arbeiter einer Kleiderfabrik und fanden eine hochsignifikante Senkung der nächtlichen Melatoninkonzentration in Abhängigkeit von der Höhe der beruflichen EMF-Belastung. Ihre Studie wurde auf einem Kongreß im April 1997 in Trondheim/Norwegen (5th Nordic Workshop on Biological Effects of Low Frequency EMFs) vorgestellt. Je nach Arbeitsplatz und der bedienten Maschine wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen, eine hoch- und eine niedrigbelastete Gruppe mit einer Arbeitsplatzbelastung von über oder unter 1 µT (Mikrotesla), eingeteilt. Diese beiden Kollektive wurden mit einer unbelasteten Gruppe nichtindustrieller Arbeiter verglichen.

Mittels Fragebogen wurden weitere Faktoren, die eventuell das Ergebnis beeinflussen könnten, wie Rauchen, Alkohol- und Kaffeekonsum, bestimmte Medikamente, Lichtexposition sowie die Verwendung elektrischer Geräte (Mobiltelefone, Haushaltsgeräte) erfragt und in einer multivariaten Analyse berücksichtigt. Danach war Rauchen und die Stärke der EMF-Belastung statistisch signifikant mit einer Senkung der nächtlichen Melatoninkonzentration assoziiert.

Interessanterweise fand sich kein Unterschied beim Vergleich des Abfalls in der Nacht vom Dienstag auf den Mittwoch und des Abfalls in der Nacht vom Sonntag auf den Montag. Die Autoren vermuten daher, daß die durch elektromagnetische Felder bewirkte Melatoninabsenkung chronisch sei, mit nur geringer Erholung am Wochenende.

Ende November 1996 präsentierten Dr. John Reif und Dr. James Burch von der staatlichen Universität von Colorado/USA beim jährlichen Meeting der DOE (Department of Energy) zur EMF-Forschung Ergebnisse einer Studie mit 192 Arbeitern von Energieversorgungsunternehmen. Arbeiter an Generatoren und elektrischen Verteilern wurden mit weniger belasteten Kontrollpersonen verglichen. Die Expositionsmessung erfolgte mit EMDEX-Metern, welche die Intensität des Umgebungslichtes als auch die Stärke des Magnetfeldes maßen. Die Untersucher fanden auch unter Berücksichtigung möglicher anderer Faktoren eine signifikante Assoziation zwischen der Stärke des Magnetfeldes und erniedrigten Melatoninkonzentrationen am zweiten und dritten Tag der Messungen.

Die Autoren nehmen an, daß nicht nur die Intensität, sondern auch der zeitliche Verlauf der Magnetfelder von Bedeutung für den biologischen Effekt sei. Dies könnte erklären, warum bei beruflichen Belastungen, bei denen erhebliche Schwankungen der Magnetfeldintensitäten mit kurzfristigen Belastungsspitzen (Transienten) auftreten, andere Effekte festgestellt werden als bei Untersuchungen unter standardisierten Laborbedingungen mit gleichförmiger Magnetfeldstärke.

Studien unter Laborbedingungen

Dr. Charles Graham und Dr. Antonio Sastre vom MRI (Midwest Research Institute) in Kansas City erklärten gegenüber Microwave News, daß sie eine Studie planen, welche den möglichen Einfluß von Transienten auf den Melatoninspiegel untersuchen soll. Transienten sind Strom- bzw. Schaltspitzen, die aus der plötzlichen Änderung der Stromstärke durch Zu- und Abschalten von Lasten resultieren und mit hohen induzierten Strömen einhergehen.

Graham hatte bereits verschiedene Studien mit freiwilligen Probanden unter Laborbedingungen durchgeführt und fand meistens keinen Einfluß niederfrequenter Felder auf den nächtlichen Melatoninspiegel. In der jüngsten Studie waren Personen während der Nacht einem gleichmäßigen 20 T starken 60-Hz-Magnetfeld ausgesetzt worden. Stündlich wurde Blut zur Bestimmung der Melatoninkonzentration entnommen. Im Vergleich zu scheinexponierten Kontrollpersonen fand sich kein Unterschied. Möglicherweise ist die Gleichmäßigkeit der Magnetfeldbelastung die Ursache für den fehlenden Effekt auf die Melatoninkonzentration.

Tierexperimentelle Untersuchungen

Auch bei tierexperimentellen Untersuchungen werden gleichförmige Magnetfeldintensitäten verwendet. Wie in früheren Ausgaben des Elektrosmog-Reports berichtet, sind die Ergebnisse von Untersuchungen an Tieren (Elektrosmog-Report 1(1), 1995; 2(2), 1996; 11(2), 1996) widersprüchlich. Mal wurde ein Zusammenhang zwischen EMF und Melatonin gefunden, dann wieder nicht. Möglicherweise ist auch bei tierexperimentellen Studien zur besseren Simulation der Wirklichkeit eine Berücksichtigung von Intensitätsschwankungen der Magnetfelder erforderlich.

In einer jüngeren Studie mit Ratten, durchgeführt von Dr. Russel Reiter und Mitarbeitern von der Universität von Texas, fand sich unter Magnetfeldbelastungen zwischen 50 und 500 T ein signifikanter Abfall der Melatoninkonzentration bei 10 von 23 Tieren, während die Melatoninproduktion in der Hypophyse jedoch unbeeinflußt blieb. Reiter modifizierte daher seine bisherige These über den Einfluß von EMF auf das Melatonin. War bisher angenommen worden, daß EMF-Exposition zu einer verminderten Produktion von Melatonin führe, so schlägt er nun vor, daß Melatonin unter EMF-Einfluß "schneller vom Gewebe aufgenommen" werde. Dann könne es im Blut nicht mehr in normalem Umfang seine Radikalfängerfunktion ausüben.

Quelle: Microwave News 17(2), S. 3-4 (1997).

Das neue Buch zum Thema: Stevens, R., Wilson, B., Anderson, L. (eds.): The Melatonin Hypothesis: Breast Cancer and the Use of Electric Power. Battelle Press, Columbus 1997. Mit Beiträgen von Blackman, Graham, Lerchl, Liburdy, Löscher, Matt, Reiter und anderen.
 
 


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Aktuelle Forschung
 

Mobiltelefone und Krebs

Anfang Mai erschien eine Pressemitteilung australischer Wissenschaftler über eine tierexperimentelle Studie, die den Zusammenhang von Handy-typischen HF-Feldern und der Förderung von Krebserkrankungen bei transgenen Mäusen untersuchte. Sie wurde auch von den deutschen Medien aufgegriffen. Danach setzte eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Dr. Michael Repacholi am renommierten Royal Adelaide Hospital in Adelaide/Australien Mäuse 18 Monate lang zweimal täglich für eine halbe Stunde in Frequenz und Intensität einer hochfrequenten (HF-)Bestrahlung aus, wie sie von Mobiltelefonen ausgesendet werden. Den Mäusen war ein Krebsgen eingesetzt worden, so daß bei etwa 20% der Tiere bereits ohne äußere Einwirkung ein Tumor des lymphatischen Gewebes entsteht. 100 Mäuse, die zusätzlich der hochfrequenten elektromagnetischen Strahlung ausgesetzt wurden, wurden mit einer Kontrollgruppe von 100 Mäusen ohne zusätzliche Strahlenexposition verglichen. Die bestrahlten Mäuse entwickelten etwa zweimal so häufig Tumoren wie die nichtbestrahlten.

Die Studie war von der australischen staatlichen Telekommunikationsgesellschaft Telstra gefördert worden und sollte eigentlich die Unbedenklichkeit von Handy-Strahlung dokumentieren. Studienleiter Repacholi ist Leiter des Internationalen EMF-Projektes der Weltgesundheitsorganisation (vgl. Elektrosmog-Report 2 (5), 1996) und ehemaliger Vorsitzender der ICNIRP (International Commission on Non-Ionizing Radiation Protection). Das verwendete Tiermodell ist ein übliches Verfahren, um mögliche tumorfördernde Effekte von Umwelteinflüssen zu testen.

Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz beeilte sich in einer Presseerklärung vom 9.5.1997 darauf hinzuweisen, daß die Ergebnisse nicht auf den Menschen übertragbar seien, da das manipulierte Mausgen beim Menschen bisher nicht beobachtet worden sei und die Expositonsbedingungen und die Art der Absorption sich bei Mensch und Maus erheblich unterschieden. Die Ergebnisse verlangten nach weiteren Untersuchungen, es gäbe jedoch "keinen wissenschaftlich begründeten Anlaß, die bestehenden Grenzwerte zu ändern".

Die Studie, die in der Fachzeitschrift "Radiation Research" erscheinen soll, liegt bisher nicht vor. Eine detaillierte Vorstellung und Bewertung der Studie folgt in einer der nächsten Ausgaben.
 


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Recht
 

Bundesverfassungsgericht lehnt Klage wegen Trafo-Magnetfeldern ab

Die 1. Kammer des Ersten Senats des Bundesverfassungsgerichts hat am 17.02.97 einstimmig die Verfasssungsbeschwerde eines Ehepaares abgelehnt, das den Betrieb einer neben seinem Haus errichteten Transformatorenstation verhindern will (AZ: 1 BvR 1658/96). Der Beschluß wurde am 03.04.97 veröffentlicht.

Das Pfälzer Ehepaar klagte vor den Zivilgerichten auf die Unterlassung des Betriebs, soweit das von der Transformatorenstation ausgehende magnetische Feld 0,2 µT (Mikrotesla) - gemessen an der Außenwand des Wohnhauses - übersteige. Die Klage blieb vor dem Landgericht und dem Oberlandesgericht Koblenz ohne Erfolg. Das Ehepaar strebte eine Verfassungsbeschwerde an, da sein "Recht auf Gehör" verletzt worden sei, "weil das Oberlandesgericht Beweisangeboten zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht nachgegangen sei. Sie [die Beschwerdeführer] hätten in der Berufungsbegründung auf im Oktober 1995 bekannt gewordene Ergebnisse einer noch unveröffentlichten Studie des Nationalen Rates für Strahlenschutz der Vereinigten Staaten hingewiesen, wo ein Richtwert für die magnetische Flußdichte von 0,2 Mikrotesla empfohlen werde [vgl. Elektrosmog-Report 1(8), S. 5-7, 1995]. Weil das Oberlandesgericht diesem Vortrag und dem dazu angebotenen Sachverständigenbeweis nicht weiter nachgegangen sei, habe es Art. 103 Abs. 1 GG verletzt."

Das eingeholte Sachverständigengutachten ergab zwischen der Transformatorenstation und der Außenwand des Wohnhauses Meßwerte zwischen 0,8 und 4,3 µT (zur Einschätzung der Werte siehe auch Elektrosmog-Report 3(3), S. 7-9, 1997). Das Oberlandesgericht Koblenz urteilte hierzu (zitiert nach dem Beschluß des Bundesverfassungsgerichts): "Das auf das Grundstück einwirkende elektromagnetische Feld gefährde die Gesundheit der sich darauf aufhaltenden Personen nicht. .... Diese [die Meßwerte] lägen weit unter dem strengsten zur Zeit von der Strahlenschutzkommission empfohlenen Richtwert von 100 Mikrotesla. Soweit sich die Beschwerdeführer darauf beriefen, daß die Richtwerte nach jüngsten Studien sogenannte athermische (biologische) Auswirkungen von elektromagnetischen Feldern auf den menschlichen Körper vernachlässigten, seien dies teilweise bestrittene, jedenfalls keine gesicherten Erkenntnisse, die in eine wertende Betrachtung über die Wesentlichkeit einer Grundstücksbeeinträchtigung einzugehen hätten."

Die Bundesverfassungsrichter halten die Sichtweise des Oberlandesgerichtes für richtig. Wörtlich heißt es: "Die Schutzpflicht für die körperliche Unversehrtheit, die alle staatlichen Organe bindet, verlangt von den allgemein zuständigen Gerichten nicht, daß sie nicht verifizierte und teils widersprüchliche Befunde bestätigen und so mit den Mitteln des Prozeßrechts ungesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Durchsetzung verhelfen."

Die Verabschiedung der neuen Elektrosmog-Verordnung zum 01.01.97 (vgl. Elektrosmog-Report 2(6), S. 5-8, 1996) hat die Chancen entsprechender Verfahren zusätzlich verschlechtert. Das Bundesverfassungsgericht meint hierzu: "Zudem blieben die Beschwerdeführer auch bei einer Zurückverweisung an das Ausgangsgericht ohne Erfolg, weil nach Inkrafttreten der Sechsundzwanzigsten Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über elektromagnetische Felder - 26. BImSchV) vom 16. Dezember 1996 (BGBl I S. 1966) der vom Oberlandesgericht herangezogene Grenzwert nun normativ festgelegt ist und gemäß § 906 Abs. 1 Satz 2 BGB auch im bürgerlich-rechtlichen Nachbarstreit zu berücksichtigen wäre (vgl. BVerfGE 90, 22 <26>)."

Der Beschluß des Bundesverfassungsgerichtes bedeutet, daß Vorsorgemaßnahmen, die aufgrund der zahlreichen wissenschaftlichen Hinweise Begrenzungen unterhalb der Grenzwerte der Elektrosmog-Verordnung fordern, nicht mehr gerichtlich durchsetzbar sind.


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Verbraucheraufklärung
 

Bücher über Elektrosmog

In den letzten Jahren sind knapp 30 deutschsprachige Bücher zum Thema Elektrosmog erschienen, die sich oft grundlegend in ihrer Herangehensweise und ihrer Bewertung der Thematik unterscheiden. Die Elektrosmog-Redaktion möchte im Folgenden einen kurzen Überblick über die wenigen empfehlenswerten Bücher geben.

Zwei Bücher ragen dabei besonders heraus: "Risiko Elektrosmog?" (Birkhäuser Verlag Basel 1994, 452 S., 78 DM, ISBN 3-7643-5014-8) vom ECOLOG-Institut Hannover und "Elektrosmog - Gesundheitsrisiken, Grenzwerte, Verbraucherschutz" (Verlag C.F. Müller Heidelberg 1997, 242 S., 44 DM, ISBN 3-7880-7586-4) vom KATALYSE-Institut Köln. Beide Bücher geben einen umfassenden und kritischen Überblick. Angefangen bei den physikalischen Grundlagen gehen die Autoren auf die natürlichen und künstlichen Quellen elektrischer und magnetischer Felder ein, diskutieren die zahlreichen Studien zu biologischen Effekten und gesundheitlichen Auswirkungen, stellen verschiedene Grenzwert- und Vorsorgekonzepte vor und geben schließlich Tips zum Verbraucherschutz. Beiden Autorenteams gelingt ein wissenschaftlich fundierter und dennoch kritischer Umgang mit dem emotional aufgeladenen Thema, der sich wohltuend sowohl von der Panikmache der Elektro- und Baubiologen als auch von der Reinwaschung des Stroms in Büchern der Entwarner-Fraktion abhebt.

Das Buch des ECOLOG-Instituts wendet sich primär an den Leser mit Fachkenntnissen und versorgt diesen mit detaillierter Hintergrundinformation. Ärgerlich ist das Fehlen eines Registers. Hierdurch wird das gezielte Auffinden der umfangreichen Informationen stark erschwert. Wünschenswert wäre auch eine stärkere Schwerpunktsetzung zum Thema "Gesundheitliche Auswirkungen" anstelle von ausschweifenden Exkursen zu Themen wie "Polarlichter" oder zur Physiologie des Menschen.

Das KATALYSE-Buch wendet sich sowohl kompetent an den Leser mit Fachkenntnissen als auch an den Laien ohne Vorkenntnisse. Das über 70seitige Kapitel "Empfehlungen für den Verbraucher" faßt in verständlicher Form das potentielle Risiko Elektrosmog zusammen und gibt zahlreiche konkrete Tips zum Schutz vor unnötiger Belastung durch elektromagnetische Felder. Schade ist, daß die aktuelle Überarbeitung (4. Auflage 1997) hinter dem Niveau der Vorauflagen zurückbleibt und weder die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse noch die aktuellen Grenzwertdiskussionen in adäquater Weise berücksichtigt. Wer die zweite oder dritte Auflage besitzt, kann sich die vierte sparen.

Wem beide Bücher zu umfangreich und detailliert sind, der findet eine gelungene Zusammenfassung in der Broschüre "Wir reden von Elektrosmog" (Verbraucher-Zentrale Niedersachsen Hannover 1996, 76 S., 8 DM, ISBN 3-923760-62-0), basierend auf einem Manuskript des ECOLOG-Instituts und herausgegeben von der Verbraucher-Zentrale Niedersachsen. Die Verbraucherbroschüre klärt kompetent, kompakt und aktuell über Elektrosmog auf.

Einen ebenfalls gelungenen, wenn auch nicht mehr sehr aktuellen Überblick bietet das Buch "Heilkraft und Gefahren der Elektrizität - Die Chancen der Energiemedizin und die Gefahren des Elektrosmog" (Scherz Verlag Bern, München, Wien 1993, 416 S., 26 DM, ISBN 3-502-19040-2) von Dr. med. Robert O. Becker. Das Buch befaßt sich schwerpunktmäßig mit den medizinischen Aspekten elektromagnetischer Felder ("Elektromagnetische Medizin"). Dies schließt sowohl Nutzen wie auch Risiko der Felder ein. Der Autor wagt sich hierbei auch in Grenzgebiete, versucht aber stets seine Aussagen wissenschaftlich zu belegen.

Den Schwerpunkt auf technische Aspekte des Elektrosmogs ("Technik der Energieverteilung", "Elektroinstallation beim biologisch orientierten Wohnungsbau") legen Prof. Dr. Herbert L. König und Dipl.-Ing. Enno Folkerts in dem Buch "Elektrischer Strom als Umweltfaktor" (Pflaum Verlag München 1997, 200 S., 37,80 DM, ISBN 3-7905-0620-6). Hier finden sich wichtige technische Detailinformationen für den Fachmenschen, die man sonst vergeblich sucht. Der Teil über gesundheitliche Auswirkung von Elektrosmog hinterläßt dagegen eher Verwirrung.

Abgesehen von seinem unglücklichen Titel "Strom des Lebens - Strom des Todes" (Fischer Verlag Frankfurt a. M. 1995, 270 S., 16,90 DM, ISBN 3-596-12483-2) beinhaltet das von P.C. Mayer-Tasch und B. M. Malunat herausgegebene Taschenbuch 16 Fachbeiträge verschiedener, meist bekannter Autoren, die zum Großteil wirklich lesenswert sind. Das Buch eignet sich dabei weniger für den Laien, der einen Überblick sucht, sondern vielmehr für den Leser, der bereits in die Elektrosmog-Debatte involviert ist und neue Diskussionsanregungen sucht.

Wer ein Fachbuch zu den biologischen und vor allem physikalischen Hintergründen des Elektrosmog sucht, wird bei dem Buch "Strahlen, Wellen, Felder - Ursachen und Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit" (Deutscher Taschenbuchverlag München 1991 (auch: Georg Thieme Verlag Stuttgart 1990), 310 S., 16,80 DM, ISBN 3-423-11265-4 (bzw. 3-13-750601-8)) fündig. Der renommierte österreichische Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Norbert Leitgeb, der selbst verschiedene Studien zu den Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf den Menschen durchführte und aktuell durchführt, gibt einen detaillierten Einblick in die biophysikalische Natur der Elektrosmogphänomene. Zahlreiche Abbildungen und Tabellen dienen dabei der Veranschaulichung.


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Verbraucherschutz
 

Magnetfeldbelastungen der Bundesbahn

Es ist bekannt, daß beim Betrieb elektrischer Eisenbahnen beträchtliche Magnetfelder mit einer Frequenz von 16 2/3 Hz entstehen, die sowohl auf die Fahrgäste als auch auf benachbarte Wohn- und Bürohäuser einwirken.

Die im Fahrgastraum auftretenden Felder sind abhängig vom Abstand zur Oberleitung und von dem Strom, der durch die Oberleitung fließt. Seine Stärke ändert sich ständig in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit des Zuges (vgl. Tabelle), von Beschleunigung bzw. Bremsung sowie der Fahrtneigung (flache Strecke oder Bergfahrt). Durch Berg- bzw. Talfahrt können die angegebenen Werte um 20 bis 30% schwanken.

Während Beschleunigungsphasen nehmen die magnetischen Wechselfelder Werte von 14 bis 16 T (Mikrotesla) an, als Spitzenwert wurden 22 T gemessen.

Tabelle: Magnetische 16 2/3-Wechselfelder im IC der Deutschen Bahn AG in Abhängigkeit von der Zuggeschwindigkeit
Fahrtgeschwindigkeit in km/h
Magnetfeldstärke in Mikrotesla
50 
2,5 
90 
3,0 
150 
4,0 
180 
5,0 
200 
6,0 
210 
7,0 
(Meßort: Speisewagen in Tischhöhe, ca. 80 cm über dem Wagonboden; Uhrzeit: 9:00; Strecke: Hannover -> Bielefeld; Meßgerät: Testatronics M 16-3D (Firma Merkel); die Messungen wurden durchgeführt von Werner Schaper, Elektrosmogberater aus Hamburg)

Ähnliche Felder treten auch außerhalb der Züge auf. Maximalwerte von 80 bis 100 µT finden sich unmittelbar über den Schienen (Meßebene 1 m über dem Schienenstrang). Die Felder fallen mit zunehmendem Abstand etwa quadratisch ab. In einem Abstand von 20 m von der Schienenmitte findet man so noch Magnetfeldstärken von ca. 5 bis 6 µT und in einem Abstand von 30 m noch von ca. 3 bis 4 µT (jeweils bezogen auf einen typischen Bezugsstrom von 1.000 bis 1.200 A).

Die genannten Bahnmagnetfelder machen sich häufig in naheliegenden Büros durch ein Flackern der Bildschirme bemerkbar. Hier hilft nur eine Magnetfeldabschirmung (Mu-Metall) für jeden einzelnen Monitor. Solche Abschirmungen werden z. B. von der Hanauer Vakuumschmelze angeboten und kosten etwa denselben Betrag wie der Bildschirm selbst.

Die gesundheitlichen Auswirkungen der genannten Felder sind schwer abzuschätzen. Ein Vergleich mit üblichen 50-Hz-Magnetfeldern ist nicht ohne weiteres möglich. Geht man davon aus - was durchaus nicht unumstritten ist -, daß die Induktionswirkung der Felder für eventuelle biologische Effekte entscheidend ist, so sind 16 2/3-Hz-Felder um den Faktor 3 unwirksamer als 50-Hz-Felder.

Aber auch dann sind die von der Bahn emittierten Felder im Vergleich mit sonst im Alltag vorkommenden Magnetfeldbelastungen relativ hoch. Mögliche technische Minimierungen der magnetischen Feldstärken wurden von der Deutschen Bahn AG bislang wenig genutzt (z. B. feldminimierende Geometrie der Oberleitungen).


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Neue Broschüre

Eine ausführliche Informationsbroschüre zum Thema "Niederfrequente elektrische und magnetische Felder und ihre Wirkung auf den Menschen" hat das Niedersächsische Landesamt für Ökologie im Dezember 1996 veröffentlicht. Autor der Broschüre ist Hauke Brüggemeyer.

Bezug: Niedersächsisches Landesamt für Ökologie, Abt. Arbeitsschutz, Göttinger Str. 14, 30449 Hannover.
 

Informationsmaterial zu strahlungsminimiertem Handy

Die Firma Hagenuk sendet Interessierten detaillierte Informationsunterlagen über ihr strahlungsminimiertes Mobiltelefon "GlobalHandy" zu. Hierbei geht es insbesondere um die verbesserte Abstrahlcharakteristik des Mobiltelefons, das dank einer neu entwickelten Flächenantenne zu erheblich verringerten Absorptionswerten (SAR-Werte) im Kopfbereich führt (vgl. Elektrosmog-Report 2(10), S. 5-6, 1996). Die Unterlagen enthalten u. a. Grafiken über das Abstrahlverhalten konventioneller Antennen im Vergleich zu der neuen Flächenantenne sowie SAR-Werte, die am Institut für Mobil- und Satellitenfunktechnik (IMST), Kamp-Lintfort, für verschiedene Mobiltelefonantennen und unterschiedliche Handy-Kopf-Positionen gemessen wurden.

Bezug: Hagenuk Telecom GmbH, Katrin Fech, Westring 431, 24118 Kiel, Fax: 0431-8818-4399.
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Magnetkompaß im Schnabel

Jahrzehntelang haben Forscher in der ganzen Welt das Organ für den Magnetsinn der Brieftauben gesucht. Zwei Frankfurter Forscherinnen konnten nun das Rätsel lösen. Der Magnetsinn der Brieftauben sitzt im oberen Teil des Schnabels, wie Elke Holtkamp-Rötzler am Rande der 90. Jahrestagung der Deutschen Zoologischen Gesellschaft in Mainz berichtete. Das Organ besteht nach den neuen Befunden aus freien Nervenenden und Sinneszellen, die auf mechanische Reize reagieren. In beiden sind Magnetitkörnchen eingelagert, die je nach Ausrichtung des Vogels zum Nordpol verschiedene Reize auslösen.

Quelle: dpa.


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