Elektrosmog Report
Nr. 9 / 1. Jahrgang Dezember 1995 
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Grundlagenforschung
Tagung der
Biolectromagnetics Society

Die 17. jährliche Tagung der bioelektromagnetischen Gesellschaft (BEMS) fand vom 18.-22. Juni in Boston statt. Einige aktuelle Aspekte zu tierexperimentellen Untersuchungen, zu Zellstudien und biophysikalischen Wirkmechanismen externer elektromagnetischer Felder sollen hier kurz referiert werden. Wie Prof. Wolfgang Löscher von der tiermedizinischen Hochschule Hannover resümierte "fällt auf, daß erstmals in drei verschiedenen Krebsmodellen mit unterschiedlicher Krebsauslösung (DMBA versus UV-Bestrahlung) und verschiedenen Spezies (Ratten, Mäuse, transgene Mäuse) Hinweise auf einen co-promovierenden Effekt einer Magnetfeldexposition" gefunden wurden. Breiten Raum nahm die Diskussion über mögliche Angriffspunkte von EMF ein.

Tierexperimentelle Studien

House u. a. berichteten über Zellfunktionsänderungen von natürlichen Killer-Zellen (NK-Zellen) unter Magnetfeldeinfluß. NK-Zellen wird eine wichtige Abwehrfunktion gegen Tumorzellen zugeschrieben. So fand sich bei weiblichen Mäusen eine signifikante Verminderung der zellschädigenden Potenz der NK-Zellen nach Exposition gegenüber einem Niederfrequenzfeld ab magnetischen Flußdichten von 200 µT (60 Hz, 6-13 Wochen), die bei männlichen Mäusen allerdings nicht beobachtet wurden. Bei Ratten fand sich kein einheitlicher Effekt.

Yasui u. a. untersuchten ebenfalls krebsrelevante Immunfunktionen an männlichen Mäusen, ohne einen relevanten Magnetfeldeffekt zu finden.

Löscher und Mevissen faßten ihre Untersuchungen zu 50-Hz-Magnetfeldern in einem Brustkrebsmodell an weiblichen Ratten zusammen (vgl. Elektrosmog-Report 1 (1), S. 5-6). Brustkrebs wurde mit dem chemischen Karzinogen DMBA ausgelöst. Unter Magnetfeldexposition mit 100 µT fand sich eine signifikante und linear von der magnetischen Flußdichte (bei Intensitäten zwischen 10 und 100 µT) abhängige Zunahme des Krebswachstums.

McLean u. a. berichteten über eine Reihe von Studien mit dem DMBA- Hautkrebsmodell an Mäusen. Exposition mit 2 mT (60 Hz) führte in einem Versuch zu einer signifikanten Zunahme des Krebswachstums, die in zwei weiteren Versuchen allerdings nicht reproduziert werden konnte.

Marino u. a. fanden keine Beeinflussung des Wachstums von Brustkrebszellen, die Mäusen in den Hinterfuß injiziert worden waren, durch Magnetfeldeinfluß (2 mT, 50 Hz).

Kumlin u. a. untersuchten Hautkrebs, der bei transgenen Mäusen mit erhöhter ODC-Aktivität (siehe unten) durch UV-Bestrahlung ausgelöst wurde. Erste Ergebnisse zeigten ähnlich wie die Versuche von Löscher und Mevissen eine signifikante Zunahme des Tumorwachstums bei einer 50-Hz-Magnetfeldexposition mit 100 T.

Gentoxizität

In einem Poster wurden gentoxische Effekte durch gepulste Magnetfelder (50 Hz, 2,5 mT, 72 Stunden) beschrieben. Als Indikator wurde die Zunahme von Mikronuclei im Zellkern verwendet. Die Anzahl der Mikronuclei war bei Lymphozyten von gesunden Probanden nach Exposition nicht erhöht, während Zellen von Probanden mit einem bestimmten genetischen Defekt (Turner-Syndrom) eine Zunahme von Mikronuclei als Ausdruck eines gentoxischen Effektes aufwiesen.

Von zwei Arbeitsgruppen wurde über mutagene Effekte (Chegrinets; Miyakoshi u. a.) berichtet.

Auswachsen von Neuriten von Nervenzellen / Zellwachstum

Trillo u. a. fanden eine dosisabhängige Beeinflussung der stimulierenden Effekte eines Magnetfeldes (50 Hz, 4 µT) auf das Auswachsen von Neuriten durch das tumorhemmende Retinol.

Bergquist u. a. konnten das früher durchgeführte Experiment von Blackman u. a. reproduzieren, nach dem bestimmte Magnetfeldkombinationen den Wachstumsfaktor NGF reduzieren und damit das Auswachsen von Neuriten hemmen.

Rein u. a. simulierten körpereigene elektromagnetische Felder und exponierten Fibroblasten und Krebszellen (Fibrosarkomzellen) für 5 Minuten bei 50 und 250 µT. Eine signifikante Wachstumssteigerung fand sich bei 250 µT und Zellen, die mit einem Wachstumsfaktor aktiviert worden waren.

Genexpression (Synthese von Proteinen / RNA)

Binninger u. a. stellten bei ihren Studien an Hefezellen (20 µT, 60 Hz) eine verstärkte Expression des Heat-shock-Gens fest.

Phillips u. a. faßten ihre Untersuchungen an menschlichen T-Lymphozyten und einer Rattenzelllinie zur Expression von IEGs (immediatly early genes) zusammen. Unter unterschiedlichen Bedingungen führten 60-Hz-Magnetfelder zu relevanten Veränderungen der Expression dieser Gene.

Rao und Henderson beobachteten eine Zunahme der Phosphorylierung des IEG c-fos in He-La-Zellen (eine Krebszelllinie) um 30% nach Exposition für 200 Minuten bei 8 µT und 60 Hz. Die Förderung des Krebswachstums durch den Tumorpromoter TPA und durch elektromagnetische Felder funktioniere vermutlich auf ähnliche Weise.

Goodman u. a. untersuchten die Expression des IEG c-myc in He-La-Zellen bei Flußdichten zwischen 0,8 und 80 µT (60 Hz). Bereits nach 4 bis 8 Minuten war eine verstärkte Genexpression feststellbar, die sich nach 1,5 bis 3 Stunden wieder normalisierte. Die Normalisierungsphase dauerte am längsten nach intermittierender Exposition.

Zellkommunikation

Stein u. a. untersuchten die Beeinflussung der Kommunikation zwischen den Zellen durch Felder unterschiedlicher Frequenzen. Im mT-Bereich fand sich bei 50 Hz eine Steigerung der interzellulären Kommunikation, während im Hochfrequenzbereich (1,3 Ghz, umoduliert) eine Hemmung der Kommunikation beobachtet wurde. Eine Modulation mit 50 Hz bewirkte eine Hemmung, während eine Modulation mit 100 Hz eine Steigerung der interzellulären Kommunikation zur Folge hatte.

Li u. a. untersuchten die Beeinflussung der Zellkommunikation durch den Krebspromotor TPA und durch EMF. Dabei zeigte eine Dosis von 5 ng/ml TPA eine vergleichbare Wirkung wie ein 50-Hz-Magnetfeld von 800 µT. Durch Kombination von TPA und EMF ließ sich eine weitere Zunahme der Hemmung erzielen.

Ornithindecarboxylase (ODC)

Die ODC ist ein wichtiges Enzym bei der Biosynthese von Eiweißstoffen. Der Prozeß der Tumorpromotion geht oft mit einem Anstieg der ODC einher (vgl. Elektrosmog-Report 1 (1), S. 5-6).

Cain u. a. stellten eine Hemmung einer zuvor induzierten Steigerung der ODC-Aktivität in Fibroblasten durch EMF verschiedener Intensitäten (20 µT und darüber) fest. Eine Schwelle der EMF-Wirkung für diesen Effekt scheint bei 10 µT zu liegen.

Valtersson u. a. fanden Anstiege der ODC-Aktivität in einer Zelllinie der weißen Blutkörperchen (25-50%) und in Fibroblasten (70-100%) nach niederfrequenter EMF-Exposition im Mikrotesla-Bereich.

Melatonin und freie Radikale

Harland und Liburdy stellten ihre Untersuchungen an einer Brustkrebszelllinie vor. Die krebshemmende Wirkung von Melatonin wurde durch ein Magnetfeld (1,2 µT, 60 Hz) aufgehoben. In gleicher Weise wurde die Wirkung des in der Krebstherapie eingesetzten Antiöstrogens Tamoxifen gehemmt. Es konnte gezeigt werden, daß die Magnetfeldkomponente und nicht die induzierten Ströme für diese Effekte verantwortlich ist.

Sciano u. a. untersuchten die Wirkung von EMF auf die Radikalfängerwirkung von Melatonin. Durch ein externes Magnetfeld von 400 bis 500 µT wurde die Lebenszeit der freien Radikale verlängert.

Reiter faßte die Hypothesen zur Beeinflussung des Krebswachstums durch elektromagnetische Felder in folgender Weise zusammen: EMF führen zur Unterdrückung des Hormons Melatonin, was zu einer Verlängerung der Überlebenszeit freier Radikale führt, die nun stärker zell- und genschädigend wirken können (vgl. Elektrosmog-Report, 1 (6), S. 8).

Franjo Grotenhermen

Quellen:

  1. Mevissen, M.: Bericht BEMS-Meeting in Boston Juni 1995. Persönliche Mitteilung.
  2. Löscher, W.: Bericht zu krebsrelevanten in vivo Magnetfeld-Studien, die auf dem 17. BEMS Meeting in Boston 1995 vorgestellt wurden. Persönliche Mitteilung.
[Zitierweise dieses Artikels: Grotenhermen, F.:Tagung der Bioelectromagnetics Society. Elektrosmog-Report 1 (9), S. 5-6 (1995)]
 
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Neue Krebsstudie aus Schweden
Leicht erhöhtes Risiko für viele Krebsarten bei beruflich
EMF-Exponierten

Wie Birgitta Floderus vom schwedischen National Institute for Working Life (NIWL) in Solna am Rande der Tagung der Bioelectromagnetics Society (BEMS) in Boston mitteilte, besteht nach einer jüngsten umfangreichen Arbeitsplatzstudie eine leichte Erhöhung der Rate vieler Krebsarten für beruflich EMF-exponierte Personengruppen. In Schweden verursachten die Ergebnisse mediales Aufsehen. Das Aftonbladet brachte die Nachricht auf der Titelseite: Jobs, die Ihnen den Krebs bringen können. Floderus und Mitarbeiter analysierten die Daten von 1,6 Millionen Arbeitern und 800.000 Arbeiterinnen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren im Zeitraum von 1971 bis 1984. Die Raten für bösartige Erkrankungen von Gehirn, Brust, Dickdarm, Niere, Leber, Lunge, Prostata, Haut und Hoden waren bei Personen, die als EMF-exponiert eingestuft wurden, gegenüber der Kontrollgruppe jeweils um 5 bis 35% (= geschätztes relatives Risiko 1,05 bis 1,35) erhöht. Auffällig war, daß die Rate für chronisch lymphatische Leukämien bei exponierten Frauen etwa auf das Doppelte erhöht war, während sich bei Männern kein Anstieg fand. Die EMF-Belastung wurde grob über die Berufsbezeichnungen geschätzt. Bei der Abschätzung stützten sich die Untersucher auf Expositionsmessungen einer früheren Untersuchung, die bereits 1992 publiziert worden war.

Sollten die Ergebnisse der Arbeitsplatzstudie einen ursächlichen Zusammenhang zwischen EMF und Krebs reflektieren, so muß nach Auffassung von Floderus von hunderten EMF-Krebsfällen pro Jahr allein in Schweden ausgegangen werden und nicht nur - wie bisher meist angenommen - von einigen Dutzend. Auffällig sei, daß die meisten hormonabhängigen Krebsarten betroffen seien.

Russel Reiter von der University of Texas, Health Science Center kommentierte die Ergebnisse mit Verweis auf seine eigenen Grundlagenarbeiten (vgl. Elektrosmog-Report, 6 (1), S. 8): Die ermittelte Variationsbreite von Tumoren lege nahe, daß der Mechanismus von grundlegender Natur sei - zum Beispiel unter Beteiligung freier Radikaler und des Melatoninspiegels (vgl. Tagung der Bioelctromagnetics Society in diesem Heft).

Yngve Hammerius von der technischen Universität in Göteborg meinte: Die Botschaft lautet, daß wir nach anderen Krebsarten schauen sollten, nicht nur nach Leukämie und Gehirntumoren.

Quelle: Swedish occupational study finds small risk for many cancer types. Micowave News, 15 (5), S. 1, 8 (1995).
 
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EMF-Grenzwerte

Bundesamt für Strahlenschutz zum internen NCRP-Papier

In einer Presseerklärung vom 14.11.1995 bezog das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) Stellung zu dem vorzeitig veröffentlichten, internen NCRP-Berichtsentwurf (vgl. Elektrosmog-Report 1(8), S. 5-7). Die unautorisierte Veröffentlichung hatte im Oktober weltweit für Aufsehen gesorgt, da sie schwache, im Alltag auftretende Magnetfelder mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko in Verbindung brachte und daraus Richtwerte von 1 µT (innerhalb von drei Jahren) und 0,2 µT (nach zehn Jahren) für die Allgemeinheit ableitete.

Das BfS erklärt hierzu: "Das BfS bestätigt nachdrücklich einen Grenzwert von 100 Mikrotesla bei Magnetfeldern mit einer Frequenz von 50 Hz für die allgemeine Bevölkerung. Presseberichte ... hatten vor kurzem einen 500 mal kleineren Grenzwert von 0,2 Mikrotesla nahegelegt. Eine Änderung des bisher empfohlenen Grenzwertes ist jedoch aus Sicht nationaler und internationaler Experten nicht gerechtfertigt.

Das BfS weist darauf hin, daß der US-Rat für Strahlenschutz (NCRP) keinen Grenzwert für niederfrequente Magnetfelder empfohlen hat. Dies geht aus einer NCRP-Pressemitteilung vom 11. Oktober 1995 hervor. Danach beziehen sich die Medienberichte auf ein unautorisiertes internes Arbeitspapier, das nicht in der NCRP abgestimmt ist und damit nicht deren Meinung darstellt. Mit einer NCRP-Empfehlung zum Schutz vor Magnetfeldern ist nicht vor Mitte nächsten Jahres zu rechnen.

Die derzeit vom BfS empfohlenen Grenzwerte stützen sich auf weltweit akzeptierte Grenzwerte der Internationalen Strahlenschutzvereinigung IRPA und deren Nachfolgerin auf dem Gebiet der nichtionisierenden Strahlen, der ICNIRP. Sie sind so festgelegt, daß nach heutigem Kenntnisstand gesundheitsschädigende Wirkungen auf die Bevölkerung bei ganztägigem Aufenthalt nicht auftreten können (bei 50 Hertz beispielsweise 100 Mikrotesla als Grenzwert für die magnetische Feldstärke ... ).

Der in der Presse zitierte Wert von 0,2 Mikrotesla beruht auf Ergebnissen aus epidemiologischen Untersuchungen. In den letzten Jahren gab es international mehrere Studien, die einen Zusammenhang zwischen einer Dauerbelastung durch schwache Magnetfelder im Alltag und der Krebsentstehung untersuchten. Bislang lieferten die Studien widersprüchliche und damit nicht belastbare Ergebnisse. ...

Zahlreiche Wissenschaftler und internationale Fachgremien bewerteten diese Studien ebenfalls. Dabei kamen Strahlenschutzbehörden wie die Strahlenschutzkomission (SSK), das englische Strahlenschutzamt (NRPB) oder die ICNIRP zu dem Schluß, daß ein Zusammenhang zwischen einer Exposition durch magnetische Felder, wie sie im Alltag auftritt, mit einem vermehrten Auftreten von Krebs nicht erwiesen ist.

Übereinstimmend wird jedoch die Notwendigkeit weiterer Forschungsarbeiten unterstrichen - sowohl in der Epidemiologie als auch im Bereich der biologischen Wirkungsmechanismen. Damit soll die Frage nach möglichen Spätwirkungen endgültig abgeklärt werden. Dies ist jedoch keine Begründung dafür, aus dem Einwirken schwacher elektrischer oder magnetischer Felder Gesundheitsgefahren abzuleiten. ..."

Kommentar:

In der zitierten Presseerklärung des BfS wird eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem internen NCRP-Papier vermieden, die Diskussion findet vielmehr auf einer formalen Ebene statt ("nicht autorisiert"). Es scheint hierbei vor allem um Revierkämpfe zu gehen, wer das Bewertungsmonopol für EMF-Experimente besitzt. Dabei ist immer wieder zu beobachten, wie sich bestimmte Gremien gegenseitig absichern, was sich beim genaueren Hinsehen als wenig überzeugend entpuppt, haben doch die wesentlichen Akteuere oft in mehreren dieser Gremien das Sagen.

Es wäre wirklich zu wünschen, daß ICNIRP, NRPB, SSK und BfS ihre quasi unantastbaren Bewertungen der Öffentlichkeit zugänglich machen würden - erst dann könnte die wissenschaftliche und politische Diskussion wirklich beginnen. Welche der vielen (und eben nicht nur epidemiologischen) Studien, die gesundheitlich relevante Effekte zwischen 0,2 und 100 Mikrotesla gefunden haben, werden aus welchen Gründen als "nicht belastbar" bezeichnet? Welche Studien müssen in welcher Form reproduziert werden, um "belastbar" zu sein? Warum kommen andere hochqualifizierte Gremien als die oben genannten immer wieder zu anderen Bewertungen des vorliegenden Materials? Warum wird hierüber nicht offen diskutiert?

Schade ist auch, daß über die vom US-Komitee vorgeschlagene ALARA-Politik ("as low as reasonable achievable" = "so niedrig wie vernünftigerweise erreichbar") nicht diskutiert wird. Ähnliche Vorschläge wurden von einigen Bundesländern sowie Verbraucher- und Umweltverbänden im Rahmen der Diskussion um die Elektrosmog-Verordnung vorgebracht (vgl. Elektrosmog-Report 1(7), S. 5-7). Unter Vorsorgegesichtspunkten gibt es mehr als genug Hinweise auf biologische und gesundheitliche Effekte, die Empfehlungen weit unter den ICNIRP-Empfehlungen nahelegen.

Michael Karus
 
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Mobiltelefone

Studien zeigen großen
Forschungsbedarf

In einem Bericht über die möglichen gesundheitlichen Auswirkungen von Mobiltelefonen, der von der Europäischen Union finanziell gefördert wurde, wird darauf hingewiesen, daß die Datenlage zu biologischen Effekten durch hochfrequente Felder, wie sie durch Mobiltelefone emittiert werden, unbefriedigend sei.

Die Öffentlichkeit sollte die bestmögliche Sicherheit haben, daß mit dem Gebrauch von Mobiltelefonen keine gesundheitlichen Risiken verbunden sind. Jørgen Bach Andersen und Mitarbeitern vom Zentrum für "Personkommunikation" an der Aalborg Universität in Dänemark und der dänischen Krebsgesellschaft trugen in einer kleinen Studie die wichtigsten Informationen über die Exposition durch in der EU übliche Mobiltelefone zusammen. Leider beträfen die ausgewerteten Studien meistens Frequenzen, Intensitäten und Modulationsspektra, die sich von denen der Mobiltelefone unterschieden. Es bestehe bisher kein Hinweis auf einen möglichen gesundheitlich negativen Effekt durch Mobiltelefone. Das Thema benötige jedoch noch viel Forschungsarbeit. Insbesondere sollten Systeme, die mit gepulsten Signalen arbeiten, untersucht werden.

On the Possible Health Effects related to GSM and DECT Transmissions: A Tutorial Study. Dr. J. Bach Andersen, Center for Personkommunikation, Aalborg Universität, Fredrik Bajers Vej 7, DK-9220 Aalborg, Dänemark, Fax: (0045) 9815 1583.

Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine australische Studie, die von der Commonwealth Scientific Industrial Research Organization (CSIRO) im Auftrag des Bundesministeriums für Kommunikation durchgeführt wurde. In der Studie werden eine Vielzahl von biologischen und gesundheitlichen Effekten hochfrequenter Strahlung, wie z. B. Auswirkungen auf Zellmembranpermeabilität, Genexpression, Zellwachstum, Krebspromotion und Kurzzeitgedächnis zusammengestellt. Insgesamt ergeben sich aus der Studie mehr Fragen als Antworten. Bei vielen experimentellen Befunden ist bis heute nicht geklärt, ob sie in anderen Labors reproduziert werden können. Die Wirkungsmechanismen athermischer Effekte befinden sich immer noch im Stadium von Hypothesem. Unsicherheit besteht darüber, ob die deutliche Zunahme von Gehirntumoren in der EU in den letzten Jahren mit der verstärkten Nutzung von Mobiltelefonen zusammenhängen könnte.

Eine abschließende Beurteilung des Risikos durch Mobiltelefonieren scheint den Autoren der Studie in naher Zukunft nicht möglich. Anvisiert wird die Einrichtung eines nationalen Komitees, das diesem Problem mit der Koordinierung und Schwerpunktsetzung der Forschung begegnen soll.

Status of Research on Biological Effects and Safety of Electromagnetic Radiation (EMR): Telecommunications Frequencies. Roger Smith, SMA, Purple Bldg., Chan St., Belconnen, ACT 2617, Australia, FAX: (0061+6) 256- 5200.

Quelle: Microwave News 15 (5), S. 12, 13-14 (1995).
 
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Krankenhaus für Elektrosensible in Schweden

In Stockholm soll Ende diesen Jahres eine Klinik für Patienten, die sich durch elektromagnetische Felder gesundheitlich beeinträchtigt fühlen, eröffnet werden Überempfindlichkeit gegen Elektrizität gibt es wirklich, wir wissen nur nicht, worauf sie beruht, zitiert die Zeitschrift natur in ihrer Oktober-Ausgabe Bengt Arnetz, Initiator der Klinik und bisher Oberarzt an der Universitätsklinik in Huddinge. Nicht immer seien die oft unspezifischen Beschwerden tatsächlich auf Elektrosmog zurückzuführen. Auch gesundheitsschädigende Baustoffe, schlechte Arbeitsplatzgestaltung oder eine hohe Arbeitsplatzbelastung könnten der Grund für die Erkrankung sein. Bei einem großen Teil der von ihm behandelten Patienten sei jedoch die Belastung durch elektromagnetische Felder offenbar ursächlich für die Symptomatik.

Quelle: Ein Krankenhaus für Opfer des Elektrosmogs. natur, 10/95.
 
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Vorgeburtliche Schädigung durch EMF

Können elektrische Heizdecken fetale Fehlbildungen verursachen?

Nach einer Studie von De-Kun Li, Harvey Checkoway und Beth Mueller, die in der September-Ausgabe von Epidemiology veröffentlicht wurde, kann die Verwendung von Heizdecken insbesondere in den ersten Schwangerschaftsmonaten möglicherweise zu einer erhöhten Rate von Fehlbildungen im Harntrakt führen. Die Studie stützt sich auf 118 Mütter von Kindern mit entsprechenden angeborenen Anomalien.

Es fand sich ein um das Vierfache erhöhtes Risiko bei Müttern, die über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr versucht hatten, schwanger zu werden. Wenn solche Frauen mit verminderter Fruchtbarkeit elektrische Heizdecken allerdings in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten verwendet hatten, stieg das relative Risiko auf das Zehnfache. Das Risiko nahm mit der Dauer der Heizdeckennutzung zu. Frauen mit normaler Fruchtbarkeit wiesen kein erhöhtes Risiko auf.

Das erste Schwangerschaftsdrittel stellt für die meisten embryonalen bzw. fetalen Entwicklungsschritte die empfindlichste Phase für externe Einflüsse dar. Das Ergebnis, daß nur Frauen mit vergleichsweise geringer Fruchtbarkeit ein erhöhtes Risiko aufwiesen, wird von Li und Co-Autoren so interpretiert, daß dieses Kollektiv während der Schwangerschaft möglicherweise sensibler auf äußere Störungen reagiere.

Neben elektrischen Heizdecken wurde auch der mögliche Einfluß von Monitoren und elektrisch geheizten Wasserbetten untersucht. Hier fanden sich keine erhöhten Risiken. Neben EMF wurden als weitere Faktoren Kokain- und Tabakgenuß sowie die Einnahme von Vitaminen betrachtet.

Li geht davon aus, daß elektromagnetische Felder auch Einflüsse auf andere Fehlbildungen haben können. Da die untersuchten Fallzahlen klein waren, sei allerdings eine Bestätigung der Befunde durch weitere Untersuchungen erforderlich.

David Savitz und Mitarbeiter hatten 1990 eine Assoziation von vorgeburtlicher Anwendung von Heizdecken und kindlichen Gehirntumoren ermittelt. Nancy Wertheimer und Ed Leeper hatten in den achtziger Jahren eine Korrelation von Heizdeckenverwendung und Problemschwangerschaften gefunden. Michael Bracken hatte in einer jüngst veröffentlichten Untersuchung keine Auswirkungen auf das fetale Wachstum festgestellt.

Quelle: Electric blankets can lead to birth defects. Microwave News 15 (5), S. 6 (1995).
 
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Technik

EMV-Gesetz

Ab 1. Januar 1996 müssen alle neuen elektrischen und elektronischen Geräte in Deutschland das europäische CE-Zeichen tragen. Zu diesem Zeitpunkt endet die dreijährige Übergangszeit des bereits 1992 in nationales Recht umgesetzten EMV-Gesetzes (EMVG). Kurz vor dieser "Stunde Null" gibt es immer noch große Unsicherheiten in bezug auf Voraussetzungen, Verfahren und Konsequenzen (vgl. c't 12/95, S. 110-119). Vom 20. bis 22. Februar 1996 findet in Karlsruhe die 5. Internationale Fachmesse und der Kongreß für elektromagnetische Verträglichkeit (EMV '96) statt, wo das EMVG eine wichtige Rolle spielen wird.

Ziel der EMV (Elektromagnetischen Verträglichkeit) ist der kollisionsfreie Betrieb von Geräten - die Verträglichkeit mit Mensch und Umwelt wird hier nicht betrachtet. Der Höchstwert ausgesandter Strahlung muß so bemessen sein, daß insbesondere Funkanlagen, Telekommunikation, Industriesteuerungen, medizinische Apparate und EDV-Geräte nicht gestört werden. Gleichzeitig wird verlangt, daß elektrische und elektronische Geräte in einem normalen EMV-Umfeld ohne Beeinträchtigung funktionieren. Diese Forderung eines gewissen Maßes an Störfestigkeit ist ein Novum des EMVG. Das EMVG betrifft alle Geräte und "komplexen Bauteile", die elektrische und elektronische Bauteile enthalten.

Informationen zur EMV '96 (Fachmesse und Kongreß): Tel. 0711/61946-0, Fax 0711/61946-04.

Quellen:

  1. Luckhardt, N.: Ungestört durch Europa. In: c't (magazin für computer technik) 12/95, S. 110-118.
  2. Steffens, E.: CE-Chaos ohne Ende? In: c't (magazin für computer technik) 12/95, S. 118-119.
  3. Veranstaltungsanzeige EMV '96. In: EMC Journal 4/95, S. 71.

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Layout: Datadiwan eMail: webmeister@datadiwan.de