Elektrosmog Report
Nr. 1 / 1. Jahrgang April 1995 
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Niederfrequente Magnetfelder
Tierexperimentelle Untersuchungen zeigen krebspromovierende Wirkungen niederfrequenter Magnetfelder

Schwache magnetische Wechselfelder führen in einigen tierexperimentellen Krebsmodellen, z.B. dem DMBA-Brustkrebsmodell an Ratten, zu einer Krebs-promotion bzw. Kopromotion, d.h. beschleunigtem Wachstum und vermehrtem Auftreten von Tumoren. Eine Schwellenflußdichte für derartige Effekte ist bisher nicht bekannt. Daher sind weitere Untersuchungen mit Krebsmodellen notwendig, um festzustellen, wo der Schwellenbereich für tumorpromovierende bzw. kopromovierende Effekte schwacher magnetischer Felder liegt. Außerdem bedürfen die Mechanismen der tumorpromovierenden/kopromovie-ren-den Wirkung von Magnetfeldern der weiteren Untersuchung.

Magnetische Wechselfelder kommen im Lebensraum des Menschen heute praktisch überall vor. Eine Reihe epidemiologischer Studien der letzten 15 Jahre zeigte einen möglichen Zusammenhang zwischen elektromagnetischen niederfrequenten Feldern (50/60 Hz) und erhöhtem Krebsrisiko, vor allem Leukämien bei Kindern, Gehirntumoren und Brustkrebs bei Erwachsenen. Seitdem wird das mögliche Krebsrisiko durch magnetische Felder weltweit diskutiert. Sowohl von der Weltgesundheitsorganisation als auch von nationalen Regierungsstellen - insbesondere in den USA und Schweden - wurden Forschungsprogramme aufgestellt, um dieses Risiko zu erfassen und die biologischen Grundlagen einer krebserzeugenden bzw. krebspromovierenden Wirkung von Magnetfeldern zu klären.

Epidemiologische Studien zur möglichen Erhöhung des Krebsrisikos durch schwache magnetische Wechselfelder leiden stets darunter, daß sowohl die tatsächliche Magnetfeldbelastung als auch Krebskofaktoren nur schwer zu erfassen sind. Demgegenüber sind tierexperimentelle Studien mit definierter und gut kontrollierter Magnetfeldexposition geeignet, den direkten Zusammenhang zwischen Exposition und Krebsinitiation bzw. Krebswachstum zu untersuchen und Ursache-Wirkungsbeziehungen zu prüfen.

Mögliche Wirkungsmechanismen elektromagnetischer Felder mit zellulären Systemen, die eine tumorpromovierende bzw. kopromovierende Wirkung erklären könnten, sind die Unterdrückung der Bildung und Sekretion des krebswachstumhemmenden Hormons Melatonin in der Zirbeldrüse, die Beeinflussung von Kalziumströmen bzw. kalziumbindenden Proteinen, die Beeinträchtigung immunologischer Mechanismen und die Veränderung der Expression (Ausbildung) von Onko- bzw. Protoonkogenen. Hinweise auf derartige Effekte wurden bisher vor allem in Zellexperimenten erhalten. Verschiedene Zellversuche haben gezeigt, daß Magnetfelder wahrscheinlich keine gentoxische, also keine krebsinitiierende Wirkung besitzen. Von uns durchgeführte Tierversuche zur möglichen gentoxischen Wirkung von Magnetfeldern ergaben folgende Ergebnisse: Die Kultivierung von peripheren Lymphozyten aus dem Blut magnetfeldexponierter Ratten bei einer Flußdichte von 30 mT (50 Hz) und deren nachfolgende Auswertung auf chromosomale Schädigungen ergab ebenfalls keine Hinweise auf Unterschiede zur Kontrolle.

Eine Bedeutung der genannten Magnetfeldeffekte für die Tumorentwicklung kann nur in Tierexperimenten geprüft werden. Bei der Verwendung von Krebsmodellen mit chemischer Induktion unterschiedlicher Krebstypen ergaben sich in mehreren tierexperimentellen Untersuchungen der letzten Jahre Hinweise auf eine tumorpromovierende Wirkung von Magnetfeldern, wobei jedoch Felder verwendet wurden, deren Flußdichten weit über den in der Nähe von Hochspannungstrassen vorkommenden Werten lagen.

Im Rahmen der von unserer Arbeitsgruppe durchgeführten Experimente sollte untersucht werden, ob 50-Hz-Magnetfelder mit für die Exposition des Menschen relevanten Flußdichten (0.3-100 µT) zu einer tumorpromovierenden bzw. kopromovierenden Wirkung führen. Dafür wurde ein Brustkrebsmodell an Ratten verwendet, in dem ein chemisches Karzinogen (DMBA; 7,12-Dimethylbenz(a)anthracen) weiblichen Ratten in einer Dosis oral verabreicht wird, die bei etwa 50% der Tiere Tumoren der Milchdrüse hervorruft, so daß sowohl tumorfördernde als auch -hemmende Effekte einer Magnetfeldexposition erfaßt werden können.

Dieses Modell gehört seit Jahren zu den etabliertesten Modellen zur Untersuchung von Brustkrebs. Für die Untersuchung tumorpromovierender Wirkungen von Magnetfeldern wurden die Tiere für einen Zeitraum von drei Monaten nach Verabreichung des Karzinogens exponiert bzw. in baugleichen Scheinspulen scheinexponiert. Eine tumorpromovierende Wirkung kann wie folgt erfaßt werden:

Zum Auffinden möglicher Mechanismen eines tumorpromovierenden Effektes wurden an den exponierten Tieren biochemische (Melatoninbildung und -sekretion, Aktivität der Ornithindecarboxylase), immunhistologische (z.B. Tumorproliferationsmarker; Erfassung zellulärer Immunreaktionen) und zytogenetische Untersuchungen (Erfassung von gentoxischen Effekten wie Chromosomenveränderungen, SCE-Raten und Mikrokernen) durchgeführt.

Typische 50-Hz-Magnetfelder in µT
Natürliche Feldstärke  ca. 0,000.001
Typischer Wert in heutigen Wohnräumen  0,05 - 0,1
In der Nähe (30 cm) verschiedener Elektrogeräte  0,5 - 30
Hochspannungsleitung (bei 1.000 A) 

- direkt unter der Leitung 
- in 50 m Abstand 

8 - 16 
1 - 3 
Grenzwert für die Öffentlichkeit nach IRPA (International Radiation Protection Association)  100
Grenzwert für die Öffentlichkeit nach DIN/VDE  400
An einigen Arbeitsplätzen (Induktionsöfen, E-Lokomotiven, Schweißmaschinen, Trafostationen)  einige 1.000
Quelle: nova-Institut, Köln 1995

Während einer dreimonatigen Exposition der Tiere bei einem magnetischen 50-Hz-Wechselfeld von 0.3-1 µT, d.h. einer Flußdichte, wie sie in der Nähe von Hochspannungstrassen vorkommt, ergab sich ein Trend zum schnelleren Wachstum der Brusttumoren, der jedoch bei der geringen Tierzahl (36 Tiere pro Gruppe) statistisch nicht signifikant war. Die Bestimmung des Hormons Melatonin ergab bei magnetfeldexponierten Tieren signifikant niedrigere Werte während der Dunkelphase, d.h. während der Zeit, in der die Melatoninproduktion am höchsten ist. Melatonin zeigt in Zell- und Tierversuchen eine krebshemmende Wirkung, so daß eine Reduktion der Melatoninproduktion unter Magnetfeldexposition das beschleunigte Wachstum erklären könnte. Die feingewebliche Untersuchung der Tumoren ergab keine Hinweise auf signifikante Unterschiede zwischen magnetfeld- und scheinexponierten Tieren; allerdings war ein Trend zu einer erhöhten Anzahl von Tumoren und prätumorösen Veränderungen (Hyperpla-sien) in der exponierten Gruppe zu erkennen.

In weiterführenden Untersuchungen wurde in Zusammenarbeit mit zwei pathologischen Instituten und unter Verwendung einer Expositionsanlage, die die Exposition größerer Tierzahlen erlaubt, der Frage einer tumorpromovierenden Wirkung magnetischer Felder mit verschiedenen Flußdichten im µT-Bereich weiter nachgegangen. Erste Versuche mit größeren Tiergruppen zeigten, daß eine dreimonatige Exposition in einem Feld von 100 µT (50 Hz) zu einer 50%igen Zunahme der Häufigkeit von Tumoren der Milchdrüse führt. Mit dem bloßen Auge erkennbare Tumoren waren bei magnetfeldexponierten Tieren im Vergleich zu denen scheinexponierter Tiere signifikant größer. Feingewebliche Untersuchungen ergaben eine signifikante Zunahme von bösartigen Tumoren (Adenokarzino-me) bei den exponierten Tieren.

In aktuellen Untersuchungen wird geprüft, ob eine Schwelle für den tumorpromovierenden bzw. kopromovierenden Effekt einer Magnetfeldexposition existiert und wo dieser Schwellenbereich liegt. Die magnetische Flußdichte soll dazu stufenweise variiert werden, um "Dosis"-Wirkungsbeziehungen zu ermitteln, aus denen dann u. U. auch Grenzwertempfehlungen abgeleitet werden können. Die bisherigen Daten zeigen eine, wenn auch noch mit Unsicherheiten behaftete, lineare Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen 100 µT und 0,3 - 1 µT.

Die erste Auswertung eines weiteren Versuches mit einer Flußdichte von 10 µT (50 Hz) ergab einen Trend zu einem beschleunigten Krebswachstum, im Gegensatz zu 100 µT aber keine signifikante Erhöhung der Tumorhäufigkeit oder Tumorgröße. Eine abschließende Bewertung dieses Versuches ist jedoch erst nach Auswertung aller Versuchsparameter möglich.

Erste Ergebnisse eines Versuches mit 50 µT (50 Hz) zeigten eine signifikante Erhöhung des Enzyms Ornithindecarboxylase (ODC) im Brustdrüsengewebe bei magnetfeldexponierten Tieren. Die ODC ist ein Schlüsselenzym der Biosynthese von Eiweißstoffen, die eine Rolle bei Zellteilung und Kontrolle der Genexpression spielen. Der Prozeß der Tumorpromotion wird häufig begleitet von einem Anstieg der ODC. Die erhöhte ODC-Aktivität im Milchdrüsengewebe der exponierten Ratten ist vergleichbar mit dem Anstieg, der durch die Behandlung mit dem chemischen Karzinogen DMBA erzeugt wurde.

Meike Mevissen

Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Bünteweg 17, 30559 Hannover

[Zitierweise dieses Artikels: Mevissen, M.: Tierexperimentelle Untersuchungen zeigen krebspromovierende Wirkungen niederfrequenter Magnetfelder. Elektrosmog Rep. 1 (1), S. 5-6) (1995).]

Anmerkung der Redaktion: Die hier vorgestellten Ergebnisse der tierexperimentellen Studien von Löscher und Mevissen sind insbesondere in den USA und Schweden auf großes Interesse gestoßen, so z. B. anläßlich des NIEHS-DOE Kongresses "Research Directions for EMF Toxicology Studies" in Albuquerque im November 1994. Verschiedene Wissenschaftler, die selbst seit Jahren auf diesem Gebiet forschen, nannten die Arbeiten die bislang am besten und sorgfältigsten durchgeführten mit gleichzeitig den konsistentesten Ergebnissen. Zur weiteren Absicherung der Resultate wird eine Wiederholung der Experimente in den USA anvisiert. Quelle: Microwave News 15 (1), (1995).

SCE-Raten: Schwester-Chromatid-Austausch-Raten (Sister chromatid

exchange rates)

NIEHS: National Institute of Environmental Health Science

DOE: Department of Energy

Literatur:

  1. Löscher, W. Mevissen, M.: Animal studies on the role of 50/60-Hz-magnetic fields in carcinogenesis. Life Sci. 54, S. 1531-1543 (1994).
  2. Löscher, W. Mevissen, M., Lerchl, A., Stamm, A.: The effect of weak alternating magnetic fields on nocturnal melatonin production and the development of mammary tumors induced by 7,12-dimethylbenz(a)anthracene in rats, Oncology 51, S. 288-295 (1994).
  3. Baum, A., Mevissen, M., Kamino, K., Mohr, U., Löscher, W.: A histopathological study on alterations in DMBA-induced mammary carcinogenesis in rats with 50-Hz, 100 microT magnetic field exposure. Carcinogenesis 16, S. 119-125 (1995).
  4. Mevissen, M., Wahnschaffe, U., Buntenkötter, S.: Effects of magnetic fields on rat mammary tumor development by 7,12-dimethylbenz(a)anthracene (DMBA). Naunyn-Schmiedeberg@s Arch. Pharmacol. 345 (Suppl): R46 (1992).
  5. Zwingelberg, R., Obe, G., Rosenthal, M., Mevissen, M., Buntenkötter, S., Löscher, W.: Exposure of rats to a 50-Hz, 30 mT magnetic field neither influences the frequencies of sister chromatid exchanges nor proliferation characteristics of cultured peripheral lymphocytes. Mutation Res. 302, S. 39-44 (1993).
  6. Microwave News 15 (1), S. 2 (1995).
 
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 Hochfrequenzstrahlung
Zunahme von DNS-Brüchen nach Hochfrequenzbestrahlung

Eine indische und eine US-amerikanische Forschergruppe haben jüngst eine signifikante Zunahme von DNS-Brüchen in Gehirnzellen von Versuchstieren nach Exposition gegenüber Hochfrequenz-(HF-) strahlung festgestellt. Die Experimente wurden mit Mikrowellenfrequenzen durchgeführt, die nur wenig über denen marktüblicher Mobiltelefone liegen. Besondere Brisanz erhalten die Ergebnisse vor dem Hintergrund von Regressforderungen gegen die Telefonindustrie von Patienten mit Gehirntumoren und der erheblichen ökonomischen Bedeutung eventueller gesundheitlicher Auswirkungen von HF-Strahlung. Motorola, ein US-Mobiltelefonkonzern, will die Versuche wiederholen lassen.

Henry Lai und Narenda Singh (1995) von der Universität Washington setzten Ratten zwei Stunden entweder einer kontinuierlichen oder einer mit 500 Hz gepulsten Hochfrequenzstrahlung von 2,45 GHz aus. Bei den Versuchen wurde eine Leistungsflußdichte von 2 mW/cm2 und eine spezifische Absorptionsrate (SAR) von 1,2 W/kg erreicht. Zur quantitativen Bestimmung der DNS-Brüche wurde der Komet-Assay (alkalische Mikrogel-Elektrophorese) verwendet.

Vier Stunden nach der Exposition mit gepulster Strahlung fand sich eine signifikante Zunahme von Einzelstrang-DNS-Brüchen im Gehirn. Unmittelbar nach der zweistündigen Exposition war keine Zunahme feststellbar. Ein ähnlicher Effekt wurde bei der Hälfte der Strahlungsintensität (1 mW/cm2 bzw. 0,6 W/kg) ermittelt. Es war eine Dosis-Wirkungs-Beziehung festzustellen. Auch nach Exposition mit einer kontinuierlichen Hochfrequenzstrahlung wurde eine signifikante Zunahme von DNS-Brüchen festgestellt, sowohl unmittelbar als auch vier Stunden nach der Belastung.

Im Vergleich zu einer scheinexponierten Kontrollgruppe wurde in den hochfrequenzbelasteten Gruppen eine um 20-30% höhere Anzahl von DNS-Brüchen registriert.

In einer Studie aus Neu Delhi von Soma Sarkar et al. (1994) wurden Mäuse 120 bis 200 Tage täglich zwei Stunden einer kontinuierlichen HF-Strahlung von ebenfalls 2,45 GHz bei einer Intensität vom 1 mW/cm2 ausgesetzt. DNS aus Gehirn und Hoden wurde danach elektrophoretisch und densitometrisch untersucht. Im Vergleich zu nicht exponierten Mäusen fand sich bei allen exponierten eine charakteristische Veränderung der DNS (in der Elektophorese ein zusätzliches Band bei 7,7 kb, in der Densitometrie ein zusätzlicher Peak). Die indischen Forscher fordern aufgrund dieser Ergebnisse eine Neubewertung des mutagenen Potentials von Strahlung im Mikrowellenbereich. Bisher galt HF-Strahlung in den verwendeten Intensitäten als ungefährlich.

Über die Bedeutung von Einzelstrang-DNS-Brüchen besteht unter Forschern Unklarheit. Im allgemeinen wird ihr Auftreten als gesundheitlich unbedenklich eingestuft, da die Zellen entsprechende Mechanismen zur Erkennung und Reparatur solcher Veränderungen des genetischen Materials besitzen. Jüngere Untersuchungen ergeben jedoch Anlaß zur Vermutung, daß bestimmte Einzelstrangbrüche nicht so einfach repariert werden können, so daß biologische Effekte möglich sind.

Insbesondere die Untersuchungen der US-Forschergruppe verursachten bei Vertretern der US-Telefonindustrie (Motorola und Cellular Telephone Industry Association) Aufregung. Ihre Haltung ist hinsichtlich der Bewertung der vorliegenden Ergebnisse allerdings reserviert und skeptisch. Eine gesundheitliche Relevanz sei zweifelhaft. Zudem wird die Zuverlässigkeit des Nachweisverfahrens für die DNS-Brüche, der Komet-Assay, angezweifelt. Es wird daher eine Überprüfung der Validität des Meßverfahrens gefordert.

Lai weist die Kritik am von ihm verwendeten Nachweisverfahren zurück. Dieses werde auch von anderen Forschergruppen verwendet. Er ist allerdings auch der Ansicht, daß es zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich sei, definitive Schlußfolgerungen aus den Beobachtungen zu ziehen. Möglicherweise könne eine Zunahme von Einzelstrang-DNS-Brüchen die Reparaturmechanismen stimulieren und damit letztlich einen günstigen Effekt ausüben. Andererseits könnten Schäden an der DNS bei Fehlern der Reparaturmechanismen zur Initiierung von Krebs führen. Er vermutet, daß die Hochfrequenzbestrahlung nicht zu direkten DNS-Schäden führt, sondern daß die mutagene Wirkung durch Beeinträchtigung der natürlichen Reparaturmechanismen zustande kommt.  


Nach dem Grenzwertkonzept der WHO liegt der Teilkörper-SAR-Grenzwert bei 2 W/kg. Unterhalb dieser Werte besteht danach kein gesichertes Schadenspotential für Hochfrequenzstrahlung.

Wie Untersuchungen am Institut für Feldtheorie und Höchstfrequenztechnik (N. Kuster) der ETH Zürich zeigten, sind selbst für D-Netz-Mobiltelefone mit nur 1 Watt Leistung die Einhaltung der WHO-Grenzwerte kritisch: Bei sehr dichtem Abstand der Antenne zum Kopf wurden die erlaubten SAR-Werte von allen im Test untersuchten Geräte deutlich überschritten. (nach: Lemme: Elektrosmog: Wie gefährlich sind Mobilfunkgeräte? Funkschau 22/1994 


Die in den Experimenten verwendeten Intensitäten liegen also in einem für moderne Mobiltelefone üblichen Bereich, soweit diese mit kopfnahen Antennen betrieben werden.  


Dr. Elisabeth Jacobson, stellvertretende Direktorin der Wissenschaftsabteilung des CDRH (Center for Devices and Radiological Health) der FDA, die als US-staatliche Institution für die Gefahrenabschätzung von Strahlen und die Entwicklung von Grenzwerten zuständig ist, fordert eine weitere wissenschaftliche Beschäftigung mit den durch die Lai-Singh-Studie aufgeworfenen Fragen.

In den USA laufen aktuell mehrere Klagen gegen Hersteller von Mobilfunkgeräten, da Benutzer an Gehirntumoren erkrankt waren. Motorola hat Kontakt mit Joseph Roti Roti von der Washington-Universität in St. Louis aufgenommen und sponsort eine Wiederholung des Lai-Singh-Experiments. Roti Roti will die Versuche zunächst im von Lai und Singh verwendeten Frequenzbereich von 2,45 GHz in ihrer Wirkung auf unterschiedliche Zellreihen untersuchen. Später sollen die Versuche mit Frequenzbereichen vorgenommen werden, die von Mobiltelefonen abgegeben werden. In einem anderen Labor soll die Zuverlässigkeit des Komet-Assays für die Messung genetischer Toxizität überprüft werden.

[Zitierweise dieses Artikels: Zunahme von DNS-Brüchen nach Hochfrequenzbestrahlung. Elektrosmog Rep. 1 (1), S. 7-8 (1995).]

ETH Zürich: Eidgenössische Technische Hochschule Zürich

SAR: Spezifische Absorptionsrate

FDA: Food and Drug Administration (USA)Literatur:

  1. Microwaves break DNA in brain; cellular phone industry skeptical. Microwave News 14 (6), S. 1 und S. 11-13 (1994).
  2. Motorola sponsors replication of Lai-Singh DNA breaks study. Microwave News 15 (1), S. 12 (1995).
  3. Sarkar, S., Ali, S., Behari, J.: Effect of low-power microwaves on the mouse genome: A direct DNA analysis. Mutation Research 320, S. 141-147 (1994).
  4. Lai, H., Singh, N.: Acute low-intensity microwave exposure increases DNA single-strand breaks in rat brain cells. Bioelectromagnetics 16, im Druck (1995).
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Kurznachrichten

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Kinderleukämie
Metastudien belegen Krebsrisiko durch Hochspannungstrassen

Das Zusammenlegen der Daten vergleichbarer epidemiologischer Studien wird Metastudie genannt und kann den Untersuchungen eine verbesserte Aussagekraft - allein schon durch die Erhöhung der Fallzahlen - verleihen. So wurden die Daten der Hochspannungstrassenstudien aus Schweden (Feychting und Ahlbom 1992), Dänemark (Olsen u.a. 1993) und Finnland (Verkasalo u.a. 1993) von ihren Autoren zusammengelegt und neu ausgewertet. Dabei ergab sich eine signifikante zweifache Erhöhung des Risikos für Kinderleukämie, eine nichtsignifikante für Gehirntumore (+50%) und für alle Krebsarten (+30%) bei einer Magnetfeldbelastung von mehr als 0,2 T (50 Hz). Quelle: "Pooled nordic data support childhood leukemia risk", Microwave News 13 (6), S. 4 (1993).

Die aktuellste Metastudie stammt vom US-Bundesumweltschutzamt (EPA) und steht kurz vor ihrer Veröffentlichung. Ihre Kernaussage lautet: "Die epidemiologischen Kinderkrebsstudien zeigen für Kinder, die in der Nähe von Hochspannungsleitungen leben, konsistent wiederholt Befunde einer kleinen Erhöhung des relativen Risikos für Leukämie und Gehirntumore". Das relative Risiko für Kinderleukämie liegt zwischen 1,5 und 3. "Es handelt sich dabei um einen echten Zusammenhang, der nicht mit einer ungenügenden epidemiologischen Methodik erklärt werden kann." Quelle: Microwave News 14 (5), S. 2 (1994).

In absoluten Zahlen ausgedrückt bedeutet ein um den Faktor 2 erhöhtes Kinderleukämierisiko bezogen auf Deutschland etwa 10 bis 20 zusätzliche Kinderleukämiefälle pro Jahr infolge von Hochspannungstrassen. Die Spanne ergibt sich aus der Unsicherheit, wieviel Kinder Magnetfeldbelastungen von mehr als 0,2 T ausgesetzt sind.
 
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USA

15 Millionen US-Dollar Elektrosmog-
Forschungsprogramm in den USA

Das National Institute of Environmental Health Science (NIEHS) bewilligte 21 Forschungsprojekte mit einem Gesamtvolumen von 15,5 Millionen US- Dollar über die nächsten 4 Jahre. In Tier- und Zellexperimenten soll der Einfluß elektromagnetischer Felder, vor allem im 60-Hz-Bereich, auf die Zellteilung, Genexpression (Transkription), Melatoninproduktion und Signalübertragung untersucht werden. Quelle: "National EMF Program Under Way: $15 Million in Research Awards", Microwave News 14 (5), S. 1, 6-7 (1994)
 
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Qualitätskotrolle

Schutz vor Elektrosmog-Entstörgeräten

Seitdem der Begriff Elektrosmog in der Öffentlichkeit diskutiert wird, bieten verschiedene Firmen sogenannte Entstörgeräte an, die die Belastung durch elektromagnetische Felder im Wohnbereich kompensieren sollen. Verunsicherte Laien kaufen solche - in der Regel wirkungslose - Geräte zu stark überhöhten Preisen. Der Elektrotechniker Werner Schaper möchte hier durch fundierte Information Abhilfe schaffen. Er sammelt alle verfügbaren Informationen zu Entstörgeräten, Herstellern und Vertreibern, arbeitet die Geräteinformationen auf und stellt sie Interessierten zur Verfügung.

Kontakt: Werner Schaper, Dipl.-Ing. Elektrotechnik, Biehlweg 2, 22049 Hamburg

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Termine - Kongresse

Köln

Forum Elektrosmog, Wirkung elektromagnetischer Felder auf Mensch und Umwelt, 26.-27. April 1995, TÜV-Akademie Rheinland, Köln

Kontakt: TÜV-Akademie Rheinland, Am Grauen Stein, 51105 Köln, Tel.: (0221) 806-3062/63/73, FAX: (0221) 806-3061

Dänemark

2nd Copenhagen Conference on Electromagnetic Hypersensitivity, 22.-23. Mai 1995, Universität Kopenhagen, Dänemark

Kontakt: Jyrki Katajainen, Dept. of Computer Science, University of Copenhagen, Universitetsparken 1, 2100 Copenhagen Ost, Dänemark, FAX: 0045-1-35321401

Finnland

4th Nordic Workshop on Biological Effects of Low Frequency EMFs, 31. August - 1. September 1995, Universität Kuopio, Finnland

Kontakt: Dr. Jukka Juutilainen, Dept. of Environmental Sciences, University of Kuopio, PO Box 1627, 70211 Kuopio, Finnland, FAX: 00358- 71-163230


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