Bioinformation zwischen Lebensenergie und qualitativen Steuerprozessen (Teil 1 von 3)
Das Verhältnis quantitativer Lebensenergie-Konzepte zu qualitativer nichtenergetischer Bioinformation am Beispiel der Orgontheorie von Wilhelm Reich: Ganzheitliche Analyse der Wirkmechanismen des Orgonakkumulators
 
Autor: Bernhard Harrer
Keywords: Bioinformation, Leben, Lebensenergie, Nichtenergetische Steuerprozesse, Burkhard Heim, Wilhelm Reich, Orgon, Orgonenergie, Wirkmechanismen, Orgonakkumulator. 
Abstract: Der Artikel untersucht die Frage nach der informatorischen Steuerung von Lebensprozessen. Der erste Teil diskutiert den Lebensenergiebegriff an Hand der Orgonenergietheorie von Wilhelm Reich. Beispielhaft wird Reichs Orgonakkumulator analysiert und seine Wirkmechanismen auf physikalischem, biologischem, psychischem und geistigen Gebiet dargestellt. Es zeigt sich, daß Reichs Beobachtungen und Experimente keinen schlüssigen Beweis für eine spezifische Lebensenergie liefern, sondern Fehlinterpretationen bekannter Effekte darstellen. Ausgehend hiervon schlägt der zweite Abschnitt vor, den Energiebegriff im Zusammenhang mit informatorischem biologischen Geschehen nicht oder nur sehr vorsichtig zu verwenden. Statt dessen werden nichtenergetische Steuerprozesse als Hintergrundphänomen vorgestellt, die ohne Zufuhr von Energie in biologischen Prozessen Wirkungen auslösen können, die in der vordergründigen Welt der Energie und Materie schließlich energetisch erscheinen. Als Modelle hierfür werden die einheitliche Quantenfeldtheorie von Burkhard Heim und der Dualismus Hirn/Selbst von John C. Eccles besprochen. 
Copyright: Bernhard Harrer, 1998. Dieser Artikel erschien erstmals in der Zeitschrift Erfahrungsheilkunde, 5 / 1998, des Haug Verlages, ISSN: 0014-0082. Mit freundlicher Genehmigung des Verlages hier als PDF.
06. Jun. 1998 
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  Teil 1 von 3

 
zum AnfangWie funktioniert Leben?
Dies ist sicherlich eine der wichtigsten Fragen der Naturwissenschaft: Wie funktioniert Leben? Was macht das Lebewesen lebendig? Und diese Frage ist keineswegs neu: In biblischen Zeiten wird vom Atem gesprochen, mit dem der Schöpfer der Materie das Leben einhaucht. Die Metapher des Atems liegt als Erklärung sehr nahe, sie ist jedem Menschen am eigenen Leibe verständlich. Asiatische Kulturen diskutierten schon vor mehreren tausend Jahren äußerst komplexe Modelle des Lebens und der Welt, beispielsweise Dao und Qi als kosmologische Konzepte mit Weltbildcharakter [Kubny 1995].

zum AnfangEnergie, Strahlung und Information

Mit der Erforschung der Elektrizität und ihrer technischen Anwendung im 18. und 19. Jahrhundert wurden die Begriffe Energie und Strom populär, in der Biologie tauchte der Begriff Lebensenergie auf, und in der Psychoanalyse prägte Sigmund Freud die Libido als Energie des Triebgeschehens. Freuds Schüler Wilhelm Reich sah seine Lebensaufgabe darin, die Lebensprozesse durch eine physikalisch meßbare Lebensenergie zu verstehen. Abgeleitet von Orgasmus und Organismus nannte Reich sein Konzept Orgonenergie und publizierte zwischen 1935 und 1957 etwa 20 physikalische Experimente zum Nachweis, daß es sich tatsächlich um eine spezifische Energieform handelt, die in andere physikalische Energien umwandelbar sei [Sharaf 1994].

Verstärkt durch die Entdeckung der X-Strahlen, im Deutschen nach ihrem Entdecker Röntgenstrahlen genannt, und der radioaktiven Strahlung beherrscht zu Anfang des 20. Jahrhunderts die Strahlen-Metapher die populärwissenschaftliche Diskussion und findet sich zum Beispiel wieder in den sieben Strahlen der Theosophie ebenso wie in den Bildern von Wassily Kandinsky [Asendorf 1984].

Die Verbreitung der Informationstechnologien und der Massenmedien hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts den Informationsbegriff in alle Munde gelegt. Die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung untersucht seit Anfang des Jahrhunderts die Bedeutung des Informationsbegriffes für die Physik und die Biologie, und auch in der Naturheilkunde findet der Informationsbegriff Verwendung. In Diskussionen zur Wirkungsweise der Homöopathika beispielsweise fällt heute der Informationsbegriff ebenso häufig wie der Begriff der Schwingung, wohingegen Hahnemanns ursprünglicher Begriff "Dynamis” kaum noch erwähnt wird.

zum AnfangLebensenergie

Der folgende Text will einen Beitrag zur Klärung unseres Verständnisses von Lebensprozessen leisten. Im ersten Abschnitt wird dabei die energetische Sichtweise untersucht: Von allen Modellen einer Lebensenergie hat Wilhelm Reichs Orgontheorie heute die größte Akzeptanz gefunden. Seine energetische Sichtweise in der körperorientierten Psychotherapie wird von vielen Therapeuten in unterschiedlicher Variation angewendet. Reich postulierte mit seinem Orgonakkumulator die Möglichkeit, Lebensenergie konzentrieren und medizinisch nutzen zu können. Hierdurch sollte sie auch meßbar sein. Reich sieht die Orgonenergie teilweise antagonistisch zur elektromagnetischen Energie und untersucht diesen Zusammenhang unter anderem mit seinem Orgonenergiefeld-Meßapparat [Reich 1981, Harrer 1998]. Die Wirkmechanismen des Orgonakkumulators werden im ersten Abschnitt analysiert und mit biologischen und physikalischen Prozessen in Beziehung gesetzt.

zum AnfangJenseits der Energie

Der Zweite Abschnitt geht über den Energiebegriff hinaus und diskutiert strukturelle und informatorische Ansätze der Beschreibung von Leben, sowie qualitative Steuerprozesse als nichtenergetischen Hintergrund des vordergründigen energetisch-materiellen biologischen Geschehens. Die Frage nach elektromagnetischer Bioinformation steht in dem Spannungsfeld zwischen der Welt der Quantitäten (Energie, Materie) und der Welt der Qualitäten (Steuerung, Idee und Ziel). Aber was wissen wir darüber wirklich?

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