Streß beiseite
Autor: Maria Schäfgen (Hg.)
Keywords: Ein Ratgeber 
Abstract: Aus verschiedenen Perspektiven werden in diesem Ratgeber Streßursachen und die Möglichkeit zur Bewältigung von Streß dargestellt. 
Copyright: Copyright der Texte: Orlanda Frauenverlag
Großgörschenstraße 40, 10827 Berlin 
Copyright der HTML-Gestaltung: Bernhard Harrer, Berlin, 1997. 
14. Oct. 1997 
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Leseprobe:
 
Gelassenheit kann gelernt werden
Streß und Streßbewältigung aus psychologischer Sicht

Ute Smentek

In einem Buch für Frauen, das sich mit Streß beschäftigt, stellt sich als allererstes die Frage: Ist weiblicher Streß anders als männlicher?

... SIE steht morgens mit ihren 2,6 Kindern auf. Sie gehen hinunter, und SIE versorgt sie mit einem ausgewogenen Frühstück, das alle wichtigen Vitamine und Minaeralstoffe enthält und das die Kinder auch willig essen, bevor sie zur Schule gehen, ohne auch nur ein einziges Mal ihr Pausengeld zu vergessen. SIE begibt sich dann nach oben, um ihr 970 DM teures Jil-Sander-Kostüm anzuziehen. Kurz darau fährt SIE zur Arbeit, die sowohl kreativ ist als auch sozial wertvoll, und die 58.000 DM Jahreseinkommen bringt. Nachdem SIE von der Arbeit nach Hause kommt, widmet sie sich eine Stunde lang ganz ihren Kindern; denn schließlich kommt es ja nicht auf die Quanität, sondern auf die Qualität des Zusammenseins an. Dann kocht SIE ein leckeres Abendessen für ihren Mann. Sie verbringen noch einige Zeit damit, an ihrer inhaltsreichen Beziehung zu arbeiten, und gehen dann nach oben, wo SIE bis Mitternacht multiple Orgasmen hat.

Mit Ironie hat Sandra Scarr hier beschrieben, welche Leistungen eine Frau durchschnittlich zu erbringen hat und welchen Ansprüchen wir darüber hinaus zu genügen haben: werde ich meinen Kindern gerecht? verwirkliche ich mich in meiner Arbeit? Bekomme ich überhaupt einen Job? Haben mein Partner und ich eine zufriedenstellende Beziehung? Passe ich noch in mein Jil-Sander-Kostüm? Kann ich mir überhaupt eins leisten? Als ich diesen Text zum ersten Mal las, wurde mir ganz Leicht ums Herz.. Ich wußte es plötzlich: dieses Bild einer Superfrau ist nie zu verwirklichen. also muß ich mir gar nicht erst die Mühe machen. Dennoch: Auf uns Frauen lastet einiges; um so wichtiger, daß wir uns damit auseinandersetzen, wie es leichter wird.

(...)

Entspannungsverfahren

Dies sind die klassischen psychotherapeutischen Methoden zur Streßbewältigung. Sie basieren auf der einfachen Erkenntnis, daß Entspannung und starke negaitve Gefühle wie Angst und Wut nicht gleichzeitig möglich sind. Zwei grundlegende Entspannungsmethoden möchte ich Ihnen vorstellen: Das Autogene Training und die progressive Muskelentspannung.

Autogenens Training: Entspannung und Konzentration

Sind entspannung und Konzentration nicht eigentlich Gegensätze? Wie kann ich mich entspannen, wenn ich mich gleichzeitig auf etwas konzentreiren soll? Dr. Johannes Heinrich Schultz, Pssychiater und Begründer des autogenen Trainings, sagte über seine Entspannungsmethode: Das autogene Training ...hat den Sinn, sich mit vorher genau vorgeschriebenen Übungen immer mehr innerlich zu lösen, zu versenken und so für den gesamten Organismus eine von innen kommende Umschaltung zu erreichen, die es erlaubt, Gesundes zu stärken, Ungesundes zu mindern oder abzustellen. Wie der Mensch, der lesen gelernt hat, nun lebenslänglich lesen "muß", wenn er Schriftzeichen sieht, wird dem autogen Trainierten eine entspannt gelassene Haltung zur zweiten Natur.

In diesem Satz ist vieles, was Sie über autogenes Training wissen sollten, allerdings sehr knapp zusammengefaßt. Die wichtigsten Begriffe möchte ich genauer ausführen. Die Übungen dauern nicht länger als dreimal täglich zehn Minuten. Es sind bestimmte Formen oder Sätze, mit denen sich die Übende in einen angenehmen Zustand der Ruhe, Schwere und Wärme versenkt. Die hierfür nötige Konzentration ist eine Hingabe an die Vorstellungs-Formeln, es darf kein Zwang durch aktive Willensanstrengung entstehen. Wenn die Formeln sich wie ein inneres Tonband in ihrem Kopf abspulen, gibt es keinen Widerspruch mehr zwischen Konzentration und Entspannung.

Vier einfache Übungsformeln zum autogenen Training

1. Ruhe-formel: "Ich bin ganz ruhig" kann oft wiederholt werden, da Ruhe das Ziel der gesamten Übung ist; die folgende Übung schließt sich nahtlos an.

2. Schwere Übung: "Mein rechter (linker) Arm ist schwer" Zunächst geht es um diese beiden Formeln. Kommt es im Übungsarm zu einem Schwere-Erlebnis, bereitet es sich nach kurzer Zeit auf andere Teile des Körpers aus (Generalisierung). Die Formeln selbst können nach einer gewissen Übungszeit verkürzt werden zu " Ruhe - Schwere". Erst wenn Sie die Schwere erleben, dürfen Sie zur Wärme-Übung übergehen. Rücknahme (Beendigung der Übung): "Arme fest". "Tie ein und ausatmen". "Augen auf". Sagen Sie sich diese Sätze nach etwa drei bis vier Minuten. Ballen Sie Ihre Fäuste, atmen Sie bewußt tief ein und aus, und nehmen sie wieder Kontakt mit ihrer Umgebung auf. Die Rücknahme ist sehr wichtig, da Sie sich sonst nach den Übungen benommen und schläfrig fühlen. Das ist jedoch nicht Ziel des autogenen Trainings, es sei denn, sie möchten anschließend einschlafen.

3. Wärme-Übung. "Ruhe -Schwere" "Rechter (linker) Arm warm". Wie bei der Schwere-Übung wird sich nach einigen Übungstagen das Wärmegefühl auf den gesamten Körper erstrecken. Rücknahme: "Arme fest". "Tief ein- und ausatmen". "Augen auf".

4. Atemübung: "Es atmet mich" oder "Jeder Atemzug vertieft die Ruhe". Diese Übung kann auf jede der vorangegegangenen folgen.

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Mit zunehmendem Üben und dem Zusammenbau verschiedener Übungsteile erreicht der Lernende einen Zustand, als läge er in einem behaglich warmen Bade mit angenehm kühlem Kopf.

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 Inhaltsangabe (Auszüge)

 
Maria Schäfgen (Hg.), Streß beiseite. 
ISBN 3-929823-27-6 
 

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