Elektrosmog-Report
4. Jahrgang / Nr. 3 März 1998
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Epidemiologie
Melatoninspiegel und
häusliche Magnetfelder

Nach einer amerikanischen Studie, die auf einem Workshop im November 1997 vorgestellt wurde, können schwache elektromagnetische Felder in der normalen Wohnumgebung dosisabhängig die nächtliche Freisetzung von Melatonin bei Frauen beeinträchtigen. Diese Melatoninabsenkung steht im Verdacht, die Krebsentstehung zu begünstigen. Nach einer kleinen schwedischen Studie weisen junge Frauen unter erhöhter häuslicher elektromagnetischer Belastung tendenziell eine höhere Rate an Östrogenrezeptor-positivem Brustkrebs auf.

"Es ist das erste Mal, daß wir Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang zwischen vergleichsweise kleinen Änderungen magnetischer Felder und einer Abnahme der Melatoninkonzentration in der gleichen Nacht bei Menschen in einer normalen Umgebung finden," erläuterte Dr. Scott Davis vom Fred Huchtinson Krebsforschungsinstitut in Seattle/USA die Ergebnisse seiner Studie in einem Interview mit der Zeitschrift Microwave News. Dr. Richard Stevens, der zusammen mit Davis an der Studie gearbeitet hatte, meinte, daß die Ergebnisse eine Schlüsselthese der Melatoninhypothese unterstützten.

Die Studie wurde von Davis beim Workshop über den Zusammenhang von elektromagnetischen Feldern, Licht bei Nacht und Brustkrebs ("Workshop on Electromagnetic Fields, Light-at-Night and Human Breast Cancer") vom 18-19. November 1997 in Washington vorgestellt.
 


Die Studie von Davis und Stevens


Davis und Stevens hatten bei 200 Frauen an drei aufeinanderfolgenden Nächten den Einfluß von magnetischen Feldern und Licht bei Nacht auf die nächtliche Sekretion des Melatonin-Abbauproduktes 6-Hydroxy-Melatonin-Sulfat (6-OHMS) in den Urin untersucht.

Eine Anzahl von Faktoren, die die Melatoninproduktion beeinflussen, wie verschiedene Medikamente, darunter Beta-Blocker, Kalzium-Antagonisten und Psychopharmaka, Alter, Alkoholkonsum, Körpergewicht und Dunkelheit in der Nacht wurden in der Auswertung berücksichtigt.

Es fand sich eine signifikante Reduktionen der 6-OHMS-Konzentration bei gleichzeitiger Exposition gegenüber magnetischen Feldern und Einnahme Melatonin-vermindernder Medikamente. Eine Verdopplung der nächtlichen Magnetfeldexposition führte zu einer Verminderung der 6-OHMS-Konzentration um 8%; eine Verdreifachung und Vervierfachung führte zu einer Verminderung um 12% und 15%. Dieser Einfluß der Magnetfelder wurde auch in Subgruppen beobachtet, die wegen anderer Faktoren eine Verminderung der Melatoninkonzentration erwarten ließen. Es gab einen schwachen nicht-signifikanten Effekt auf die 6-OHMS-Konzentration im Urin bei Frauen, die keine Medikamente nahmen.

Die Messung des 6-Hydroxy-Melatonin-Sulfats im Urin ist eine bewährte Methode, um auf die Melatoninkonzentration im Blut zu schließen. So fanden beispielsweise Pfluger et al. (1996) aus der Schweiz eine signifikante Verminderung der abendlichen 6-OHMS-Werte um 20% bei beruflich stark elektromagnetisch belasteten Bahnarbeitern an den Arbeitstagen im Vergleich zu den freien Tagen.
 


Die Studie vom Maria Feychting


Bei dem gleichen Workshop berichtete Maria Feychting vom Karolinska Institut in Stockholm von einer nicht-signifikanten Erhöhung der Brustkrebsrate um 80% bei Frauen unter 50 Jahren mit einer Magnetfeldbelastung von mehr als 0,2 Mikrotesla im Vergleich zu Frauen mit einer Belastung von weniger als 0,1 Mikrotesla. Das Ergebnis basiert auf 15 Fällen und 9 Kontrollen. Bei Frauen über 50 fand sich kein Hinweis auf eine erhöhte Brustkrebsrate bei magnetfeldbelasteten Frauen. Wurde die Analyse auf Frauen unter 50 mit einem Östrogenrezeptor-positiven Krebs beschränkt, so erhöhte sich das relative Risiko auf 7,4. Das Ergebnis war von grenzwertiger Signifikanz und basierte auf 6 Fällen und einer Kontrolle.

"Es gibt einen Hinweis auf ein erhöhtes Risiko bei jüngeren Frauen, besonders bei solchen mit Östrogenrezeptor-positivem Krebs," wird Feychting zitiert. "Allerdings macht die kleine Zahl das Ergebnis unzuverlässig und kann möglicherweise Zufall sein." "Wir brauchen weitere Studien, um unsere Ergebnisse zu bestätigen oder zu widerlegen."

Frühere Untersuchungen des Zusammenhangs zwischen elektromagnetischen Feldern und Brustkrebs führten zu widersprüchlichen Ergebnissen. In der Elektrosmog-Report-Ausgabe vom Dezember 1996 hatten wir eine Studie von Patricia Coogan und Kollegen von mehreren amerikanischen Institutionen vorgestellt. In dieser Studie war das Risiko, an einem Brustkrebs zu erkranken, in der Gruppe mit der angenommenen höchsten EMF-Belastung (60 Hz) um 43% gegenüber der Kontrollgruppe erhöht. In einer norwegischen Studie von Tore Tynes und Kollegen aus dem Jahre 1994 fand sich eine um 50% erhöhte Brustkrebsrate bei Telegraphistinnen, die auf See arbeiteten. Die am stärksten erhöhte Brustkrebsrate trat bei Frauen im Alter zwischen 45 und 54 Jahren auf. Auch Dana P. Loomis et al. (1994) hatte eine um 38% erhöhte Brustkrebsrate bei Frauen in Elektroberufen gefunden mit der höchsten Risikozunahme in der gleichen Altersgruppe (45-55 Jahre) wie Tynes. Ein Jahr später wurden die Daten der Loomis-Studie unter Verwendung anderer Expositionsdefinitionen von einer anderen Arbeitsgruppe erneut ausgewertet. Diese ermittelte keine Beziehung zwischen EMF und Brustkrebs.
 


Die Melatonin-Hypothese


Die Produktion und Sekretion des in der Zirbeldrüse produzierten Neurohormons wird durch Lichteinfluß vermindert, die Melatoninkonzentration ist während des Schlafes besonders hoch. Auch elektromagnetische Felder scheinen die Melatoninkonzentration zu vermindern. In experimentellen Studien zeigte das Hormon Radikalfängereigenschaften - freie Radikale schädigen Zellstrukturen - und vor Krebs schützende Wirkungen (vgl. Elektrosmog-Report, Februar 1996).

In einer Publikation aus dem Jahre 1996 faßten Stevens und Davis die Melatonin-Hypothese für den Brustkrebs in einem Satz zusammen: "Licht beeinflußt Melatonin, EMF beeinflußt Melatonin und Melatonin beeinflußt Brustkrebs." Dabei sei der stärkste dieser Effekte die Wirkung von Licht auf Melatonin, etwa von nächtlichem Kunstlicht. Die Hemmung der Brustkrebsentstehung durch Melatonin ist im Tierversuch nachgewiesen. Elektromagnetische Felder waren in der Lage, die zellteilungshemmende Wirkung von Melatonin auf Brustkrebszellen aufzuheben.

Literatur:

  1. Brustkrebs und EMF. Elektrosmog-Report 2 (12), S. 5-7 (1996).
  2. Grotenhermen, F.: Melatonin. Elektrosmog-Report 2 (2), S. 5-6 (1996).
  3. Pfluger, D. H., Minder, C. E.: Effects of exposure to 16.7 Hz magnetic fields on urinary 6-hydroxymelatonin sulfate excretion of Swiss railway workers. J. Pineal. Res. 21, 91-100 (1996).
  4. Weak residential magnetic fields affect melatonin in humans. Microwave News 17(6), S. 1, 4 (1997).

 
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Radarstrahlung
Häufung von Hirntumoren in Vollersode bestätigt

In Vollersode und Wallhöfen im Landkreis Osterholz-Scharmbeck, nördlich von Bremen, hatte Egbert Kutz, ein örtlicher Arzt für Allgemeinmedizin, zwischen 1981 und 1994 eine Häufung von Hirntumoren festgestellt. 1997 wurden die Ergebnisse einer Befragung des Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes veröffentlicht, nach denen der Verdacht einer Verursachung durch Radarstrahlung fortbesteht.

Kutz hatte im genannten Zeitraum alle Gehirntumore in der Gemeinde Hambergen registriert, in der eine deutliche Häufung der Hirntumorfälle in Vollersode und Wallhöfen aufgefallen war (vgl. Elektrosmog-Report, April 1996). Mit 15 Hirntumorfällen war die statistische Durchschnittswahrscheinlichkeit um das Fünffache überschritten worden. Die Häufung war auch vom Robert-Koch-Institut in Berlin bestätigt worden.

Als Ursache vermuten Kutz und besorgte Bürger, die sich in einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen hatten, die Radaranlage der Bundeswehr-Raketenstellung und den Fernmeldefunkturm der Telekom. Zeichnet man um beide Sendeanlagen einen Kreis von dreieinhalb Kilometer, so liegen die meisten Hirntumorfälle in dem Bereich, wo sich beide Kreise überlappen.

Der Radarexperte Prof. Dr. Heinrich Hönerloh vermutete als Ursache für die erhöhte Anzahl der Tumoren die Radarstrahlen aus den Hochleistungsgeräten der Raketenstellung. Die Exposition könne durch Reflexionen z. B. am Funkturm erhöht werden. Demgegenüber seien die Emissionen des Telekomfunkturms vernachlässigbar.

Messungen zeigten, daß die zeitlich gemittelte Dauerleistung für die Radaranlage (Hwak-Raketenstellung mit Rundsicht- und Zielmarkierungsradar) um ein Mehrfaches über der der Funksendeanlage liegt. Die - umstrittenen - gesetzlichen Grenzwerte werden jedoch heute nicht überschritten. Werte für die Vergangenheit waren nicht zu erhalten.

Um die Ursache für die Tumorhäufung zu klären, wurde vom Niedersächsischen Landesgesundheitsamt eine Befragung der erkrankten Bewohner bzw. bei Verstorbenen eine Befragung der Angehörigen hinsichtlich des Vorliegens weiterer möglicher Risikofaktoren für die Entwicklung eines Hirntumors durchgeführt. Neben der Sicherung der Diagnose interessierte das Vorliegen von Schädel-Hirn-Verletzungen, vergangene Strahlenanwendungen (Röntgen etc.), eine besonders starke Pestizid-, Holzschutzmittel- und Lösungsmittelexposition, Nikotin- und Alkoholkonsum, Medikamenteneinnahme und die Verwendung elektrischer Geräte.
 


Ergebnisse der Befragung


Schlußfolgerungen

Aufgrund der Befragung bleibt festzuhalten:

Möchte man sich nicht damit zufrieden geben, daß es sich um eine zufällige Häufung handelt oder daß ein bisher unbekannter Faktor für die Häufung der Hirntumoren verantwortlich ist, so steht die Radar-Strahlung weiterhin im Verdacht, Ursache für die Häufung der Hirntumore in Vollersode und Wallhöfen zu sein.

Quelle: Erhöhtes Hirntumor-Risiko durch Radarstrahlung. EMF-Monitor 3 (3), S. 1-2 (1997).
 
 
 
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Messebericht

Besuch auf der EMV ´98

Vom 10. bis zum 12. Februar fand in der Düsseldorfer Messe die "6. Internationale Fachmesse & Kongreß für Elektromagnetische Verträglichkeit" statt, die international als Leitmesse auf diesem Fachgebiet gilt. 285 Aussteller zeigten über 5.000 Besuchern die neuesten technischen Entwicklungen auf dem Gebiet der Elektromagnetischen Verträglichkeit, kurz EMV genannt. Schwerpunkte der Ausstellung waren u. a. Antennen- und Meßtechnik, EMV-Abschirmungen und -Dichtungen, störfeste elektronische Bauelemente, Filter, EMV-Test- und Prüfsysteme (z. B. auf Störfestigkeit) sowie Test- und Zertifizierungslabors. Besucher, die sich für die Umweltverträglichkeit elektromagnetischer Felder ("EMVU"), einfache Meßtechnik oder Schutzmaßnahmen vor erhöhter Feldbelastung im Alltag interessierten, irrten etwas verloren durch die Gänge. Die EMV ´98 war sehr technisch ausgerichtet, die Zielgruppe waren vor allem Produktentwickler. Der deutsche Markt für EMV-Produkte und -Dienstleistungen liegt je nach Definition zwischen 1,25 und 5 Mrd. DM. Nach Schätzung des EMV Fördervereins NRW e. V. sind ca. 25.000 Industriebetriebe sowie ca. 60.000 Unternehmen des Elektrohandwerks direkt von der EMV-Problematik betroffen.

Dennoch ist für das nächste Mal (23. - 25. März, ebenfalls in Düsseldorf) zu wünschen, daß das Messekonzept eine Erweiterung in Richtung EMVU erfahren wird. Der EMVU und auch dem Bereich Elektrosmog fehlt bislang eine Fachmesse.
 


Neue Produkte


Dennoch gab es auf der EMV ´98 einige Neuigkeiten, die auch die Leser des Elektrosmog-Reports interessieren könnten:

Die Störung von Bildschirmen durch Magnetfelder der Bundesbahn oder von Hochspannungsleitungen wird ein immer wichtigeres Thema. Inzwischen bieten zahlreiche Hersteller Abschirmgehäuse für Bildschirme an, die dank Speziallegierungen ("MU-Metall") magnetische Störfelder vom Bildschirm fernhalten und so ein flimmerfreies Bild gewährleisten können. Hersteller sind z. B. Vaccumschmelze Hanau, R. Wagner Kommunikationstechnik Happurg oder s.a.m. Products Oberursel. Auf Nachfrage verriet ein Hersteller, daß in 80% der Fälle die Magnetfelder der Bundesbahn Ursache der Störungen seien (vgl. Elektrosmog-Report, Januar 1998). Neue Wege, Bildschirme trotz Störfelder flimmerfrei betreiben zu können, geht die Firma Bavaria Elektronik Rosenheim mit ihrem Monitor-Kompensator. Hierbei wird auf die teure und schwere Feldabschirmung vollkommen verzichtet; statt dessen werden die externen Magnetfelder gemessen und durch Gegenfelder kompensiert: "Magnetfeld-Sensoren messen die einwirkenden Störfelder in der unmittelbaren Umgebung eines aus eloxierten Aluminium-Rohren bestehenden Würfels, der den Monitor von allen Seiten umschließt. Die Meßdaten werden an ein elektronisches Steuergerät weitergeleitet, das ein entsprechend großes Gegenfeld innerhalb des Würfels aufbaut." Eine abschließende Bewertung dieser Neuentwicklung steht noch aus; so muß noch geprüft werden, ob der Mensch vor dem Bildschirm infolge der Kompensationsfelder relevanten zusätzlichen Magnetfeldern ausgesetzt ist oder nicht. Ein ähnliches Kompensationssystem wird inzwischen auch zur Feldkompensation in Häusern eingesetzt (vgl. Artikel in dieser Ausgabe).

Sehr umfangreich war auch das Angebot an EMV-Abschirmungen, wobei die meisten Produkte zur Schirmung von Gerätegehäusen und Meßlabors ausgelegt sind; einige lassen sich aber auch zum Schutz vor Elektrosmog einsetzen. So vertreibt die Firma emv Taufkirchen den Nylonvliesstoff Shieldex®, der wie eine Tapete bzw. ein Teppich verarbeitet wird und elektromagnetische Felder über 100 kHz abschirmt. Er ist gedacht als Schutz "vor Lauschangriffen und Elektrosmog". Ein große Produktpalette zur Abschirmung bietet auch die Firma Bavaria Elektronik Rosenheim an. Die Firma nsp-Sicherheitsprodukte Nordendorf bietet Schutzbekleidung und -stoffe (NAPTEX PM 30) gegen elektromagnetische Felder an. Gedacht sind die Produkte für Wartungsarbeiten an Rundfunk-, Fernseh- und Telekommunikationstürmen, Arbeiten an oder in der Nähe von Radaranlagen. NAPTEX PM 30 ist ein textiles Gewebe, das im innersten Kern des Garnes Edelstahlfaserbündel enthält. Laut Hersteller sind die Produkte grundsätzlich auch für Elektrosensible oder Personen, die im Alltag erhöhten HF- oder elektrischen Feldern ausgesetzt sind, geeignet. Erste Erfahrungen in diesem Bereich liegen bereits vor.

Messekontakt: MESAGO Messe & Kongreß GmbH, Petra Buss, Rotebühlstr. 83-85, 70178 Stuttgart, Tel.: (0711) 619 46-0, Fax: (0711) 619 46-98.

Wer sich für EMV- und EMVU-Produkte einer Vielzahl von Anbietern interessiert, sollte die größte virtuelle Messe für EMV und CE-Kennzeichnung im Internet besuchen: "www.emv-online.de"
 
 
 
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Verbraucherschutz & Technik

Aktive Magnetfeldkompensation zur Reduktion niederfrequenter Magnetfelder in Wohnhäusern

Häuser und Wohnungen in der Nähe von Hochspannungsleitungen und Bahntrassen sind häufig erhöhten Magnetfeldern ausgesetzt. Eine Abschirmung der Magnetfelder mit Hilfe von MU-Metallen ist in der Regel weder technisch noch ökonomisch durchführbar. Erstmalig werden nun "Aktive Magnetfeld-Kompensationsanlagen" angeboten, die innerhalb von Räumen oder ganzen Gebäuden niederfrequente Magnetfelder wirkungsvoll reduzieren sollen. Gisbert Gralla vom Ing.-Büro Dr. Gralla Elektromagnetische Umweltverträglichkeit hat eine solche Anlage in einem Wohnhaus in der Nähe von Bozen/Südtirol fertiggestellt. Das Haus steht in der unmittelbaren Nähe einer 220-kV-Leitung. Die Feldreduktion liegt im Bereich der Sonde (s. u.) bei 99% und im räumlichen Mittel bei etwa 65%.

Das physikalische Prinzip der aktiven Magnetfeldkompensation ist leicht erklärt: Magnetfelder sind sog. Vektorfelder, die durch gleich starke, aber entgegengerichtete Magnetfelder kompensiert werden können. Sind nun die Feldstärken zweier Magnetfelder an jeder Stelle im Raum und zu jedem Zeitpunkt dem Betrag nach gleich groß, aber entgegengesetzt gerichtet, so ist das resultierende Feld an jeder Stelle und zu jedem Zeitpunkt Null. Dieses Prinzip nutzt die aktive Kompensation: Man mißt mit Meßsonden das externe Feld, erzeugt mit stromdurchflossenen Spulen ein gleich großes, aber entgegengesetzt gerichtetes Kompensationsfeld und erhält so einen feldfreien Raum.

Da Magnetfelder in der Regel zeitlich nicht konstant sind, muß das kompensierende Feld ständig dem ursprünglichen Feld angepaßt werden, d. h. ständig nachgeregelt werden. Handelt es sich bei dem externen Feld um ein 50-Hz-Wechselfeld (Periodendauer 20 ms), so muß das kompensierende Feld in Stärke und Richtung innerhalb weniger Millisekunden dem ursprünglichen Feld in Stärke und Richtung folgen, um eine befriedigende Kompensation zu bewirken.

Die praktische Umsetzung durch das Ing.-Büro Dr. Gralla sieht wie folgt aus: Das Magnetfeld wird mit einer Meßsonde an einer Stelle des Hauses gemessen und mit dem Meßsignal wird ein Gegenfeld so gesteuert, daß das Feld an der Meßstelle nahezu Null wird. Das Gegenfeld wird dabei mit Hilfe großer Spulen (Leiterschleifen) erzeugt, die z. B. im Speicher und im Keller des Hauses plaziert werden. Der Strom in diesen Spulen erzeugt das Gegenfeld.

Da in der Regel das externe Feld von weit entfernten Quellen erzeugt wird, ist es im Haus weitgehend homogen. Das Gegenfeld aber ist inhomogen, es ist in der Nähe der stromführenden Leiter stärker als in der Mitte. Aus diesem Grund kann die Feldkompensation nicht im ganzen Haus gleichmäßig sein. Messungen zeigen, daß im gesamten nutzbaren Raum des Hauses eine effektive Feldreduktion erreicht werden kann. Im Kern des Hauses beträgt die Reduktion 80 bis 100%, zu den Wänden hin nimmt die Reduktionswirkung ab und beträgt dort stellenweise nur noch 20%, teilweise tritt auch keine Reduktion mehr auf.

Gralla weist darauf hin, daß die Reduktionswirkung abhängig ist von den jeweils speziellen Gegebenheiten wie Art des störenden Magnetfeldes, Größe und Form des Hauses etc. Die Reduktionswirkung kann und sollte unbedingt im voraus berechnet werden. Zu den Kosten: "Als Richtwert können für ein Einfamilienhaus Kosten zwischen etwa 14.000 und 20.000 DM angenommen werden, in Einzelfällen können diese aber auch noch darüber liegen."

Die "Aktive Magnetfeld-Kompensation" stellt sicherlich eine Bereicherung der möglichen Feldminimierungsmaßnahmen dar. Erstmals ist es technisch und ökonomisch möglich, externe Magnetfelder auch in größeren Objekten wie Wohnräumen oder ganzen Häusern zu minimieren. Die ersten verfügbaren Kompensationsanlagen stellen erst den Beginn einer technischen Entwicklung dar. Durch mehrere, im Haus verteilte Sensoren und ebenfalls mehrere, verteilte Spulen läßt sich die Kompensation des externen Magnetfeldes weiter optimieren. Es ist auch darauf zu achten, daß nicht durch die aktive Kompensation aus einem stärkeren, homogenen Magnetfeld schwächere, aber dafür stark inhomogene Felder entstehen. Es ist auf heutigem Wissensstand nicht auszuschließen, daß gerade Feldinhomogenitäten für biologische Effekte verantwortlich sind. Wichtig ist ebenso, darauf weist auch Gralla explizit hin, eine zusätzliche Magnetfeldbelastung von Nachbarwohnungen oder -häusern durch die Kompensationsfelder zu vermeiden.

Die "Aktive Magnetfeld-Kompensation" ist daher kein "Allheilmittel" gegen die steigende Belastung durch Magnetfelder. Auf der anderen Seite sind eine Reihe von Belastungssituationen bekannt, in denen eine Feldkompensation zu einer drastischen Feldreduktion führen kann. Man denke nur an Büros oder Schlafräume, die unmittelbar neben Transformatoren liegen und dauerhaft mit mehr als 0,5 Mikrotesla belastet sind (vgl. Elektrosmog-Report, März 1997).

Quellen:


 
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BAPT geht über in "Reg TP"

Das Bundesamt für Post und Telekommunikation (BAPT) stand seit rund sieben Jahren für hoheitliche Regulierungsfragen wie z. B. der Funkfrequenzverwaltung, Standardisierungsfragen und technische Vorschriften, der Zulassung von Funk- und Telekommunikationsgeräten und der Funkstörungsbearbeitung zur Verfügung. Seit Anfang des Jahres 1998 und der gleichzeitigen vollen Liberalisierung der Telekommunikation sind Aufgaben, die bisher im Bundesministerium und im BAPT erledigt wurden, einer durch das Telekommunikationsgesetz von 1996 vorgegebenen, neu eingerichteten Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (Reg TP) übertragen worden. Das BAPT ist jetzt in diese neue Regulierungsbehörde "Reg TP" integriert, die Dienststellen erledigen ihre bisherigen Aufgaben weiter.

Quelle: emc journal 1/98
 
 
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Veranstaltungshinweise

12. März 1998, Haus der Technik, Essen, 9:00-17:30

Schutz vor Immissionen durch elektrische und magnetische Felder

Referenten: E. Stöcker-Meier (Umweltministerium NRW, Düsseldorf), U. Kullnick (Institut für Mobil- und Satellitenfunktechnik, Kamp-Lintfort), J. Silny (RHTH Aachen), W. Irnich (Justus-Liebig-Universität Gießen), W. Maes (Maes & Partner, Neuss), R. Matthes (Bundesamt für Strahlenschutz, Oberschleißheim), R. Kindel (Landesumweltamt NRW, Essen), K. Menzel (e-plus, Düsseldorf), C. Dörnemann (RWE, Essen), H. Brüggemeier (Niedersächsisches Landesamt für Ökologie, Hannover), M. Karus (nova-Institut, Hürth).

Kosten: HDT-Mitglieder 780 DM, Nichtmitglieder 840 DM (incl. Arbeitsunterlagen, Essen und Getränke).

Veranstalter und Kontakt: Haus der Technik, Hollestr. 1, 45127 Essen, Tel.: (0201) 1803-1, Fax: (0201) 1803-280.
 

18. April 1998, Wiesbaden, 14:00-17:00

Gesundheitsschäden durch Elektrosmog?

Vorsymposium der 104. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin.

Veranstalter und Kontakt: Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin, Humboldtstr. 14, 65189 Wiesbaden, Tel.: (0611) 30 79 46, Fax: (0611) 37 82 60.
 
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