Elektrosmog Report
Nr. 4 / 2. Jahrgang April 1996 
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Hochfrequenz
Gesundheitliche Auswirkungen des Kuzwellensenders Schwarzenburg

Eine aufwendige Untersuchung der Universität Bern konnte in der Umgebung des schweizer Kurzwellensenders Schwarzenburg zwar keine erhöhte Häufigkeit körperlicher Krankheiten nachweisen, wohl aber eine signifikante Zunahme psychovegetativer Beschwerden wie vor allem Schlafstörungen. Zur Überraschung der Wissenschaftlicher konnte die bei diesem Befund naheliegende Melatoninhypothese nicht bestätigt werden.

Der Kurzwellensender Schwarzenburg nahm im Jahr 1939 seinen Betrieb auf. Seine sternförmige Hauptantenne stammt aus dem Jahr 1954. In der Regel sind maximal drei 6,1- bis 21,8-MHz-Antennen gleichzeitig in Betrieb. Die Sendeleistung beträgt je 150 kW. Im Jahr 1971 wurde im Süden des Senders zusätzlich eine 250-kW-Antenne in Betrieb genommen, die allerdings nur als gelegentlicher Ersatz für den Sender in Sottens eingesetzt wird.

Seit den siebziger Jahren sind aus der Bevölkerung im Umkreis des Senders Klagen über gesundheitliche Beeinträchtigungen laut geworden, die auf den Sender zurückgeführt wurden. Am 2. März 1990 brachte eine Anwohnergruppe eine Petition ein, in der die wissenschaftliche Abklärung der Frage gesundheitlicher Schäden durch den Sender verlangt wurde. Im April 1991 nahm eine vom Bundesamt für Energiewirtschaft bestellte, vorwiegend aus Medizinern zusammengesetzte Arbeitsgruppe ihre Arbeit auf.

Methodik

Im Sommer 1992 wurde unter der anwohnenden Bevölkerung, die je nach Exposition in die Gruppen A (hoch), B (mittel) und C (niedrig) eingestuft wurde, eine breitangelegte Gesundheitsbefragung durchgeführt. Um bereits möglichst klar zwischen direkten (biologischen) und indirekten (durch Angst bewirkten oder verstärkten) Auswirkungen unterscheiden zu können, wurden auch Fragen eingeschlossen, die näheren Aufschluß über die sozialen Verhältnisse und die Persönlichkeit der Befragten geben konnten. Ebenfalls 1992 erfolgte eine Tagebucherhebung, in der eine Stichprobe der Bevölkerung in den verschieden exponierten Gebieten während dreimal 10 Tagen genau über ihre Beschwerden und ihr Befinden Buch führten. Während der Zeit dieser Erhebung wurden in zufälliger Reihenfolge die Senderichtungen für die verschiedenen Programme geändert, so daß die elektromagnetische Exposition der Bevölkerung anders als gewohnt ausfiel. Bei Versuchen im Jahr 1993 wurde der Sendebetrieb sogar für vier Tage komplett eingestellt.

Zunahme von Schlafstörungen

Aufgrund der Analyse der Gesundheitsbefragung zeigte sich sehr bald, daß mit zunehmender Nähe zum Sender und mit zunehmender gemessener magnetischer Feldstärke ein größerer Anteil der Bevölkerung über veschiedene Beschwerden berichtete. Bei den über 45jährigen zeigte sich dieser Unterschied deutlicher als bei den Jüngeren. Am deutlichsten und konstantesten war dies bei den Schlafstörungen zu beobachten, wobei sich Einschlaf- und Durchschlafstörungen gleich verhielten. Neben den Schlafstörungen zeigten auch Symptome wie Nervosität, allgemeine Schwäche und Müdigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, die in der Medizin gemeinsam als "psychovegetative Störungen" bezeichnet werden, dasselbe Muster. Die Schlafstörungen sind insbesondere auch unter Berücksichtigung verschiedener Störfaktoren signifikant mit den gemessenen Feldstärken korreliert, während die anderen Beschwerden nur indirekt über die Schlafstörungen in Beziehung zum Sender stehen.

Ein interessanter Zusatzbefund war, daß die Bewohner der exponierten Zonen ihre Freizeit signifikant häufiger außerhalb ihrer eigenen Wohnzone verbringen als die nichtexponierte Bevölkerung.

Die Befunde wurden auch durch die Tagebucherhebung bei gleichzeitiger Änderung der Senderichtungen bzw. Abschalten des Senders erhärtet. Es zeigte sich wiederum, daß Schlafstörungen mit zunehmender magnetischer Feldstärke statistisch signifikant häufiger auftraten, wenn durch Änderung der Senderichtung die Exposition verändert wurde. Es zeigte sich ferner, daß mit einer Verzögerung von einem Tag das Abstellen des Senders von einer Verbesserung der im Tagebuch angegebenen Schlafqualität gefolgt war, die knapp statistische Signifikanz erreichte.

Eine erhöhte Häufigkeit körperlicher bzw. chronischer Krankheiten wie Krebs oder Zuckerkrankheit wurde im engerem Umkreis des Senders nicht gefunden, wobei jedoch die Bevölkerungszahl für einen wissenschaftlichen Nachweis zu klein war.

Melatoninhypothese

Die aufgrund anderer Arbeiten naheliegende Hypothese, daß die Störung des Schlafes durch eine Beeinflussung des Melatoninhaushaltes verursacht würde (Elektrosmog-Report 2(2), S. 5-7 (1996)), konnte nicht bestätigt werden. Es zeigte sich, daß der Melatoninspiegel von der magnetischen Feldstärke der vom Kurzwellensender stammenden Felder unabhängig war, und daß die Einstellung des Senderbetriebs nicht mit einer Änderung des gemessenen Melatoninspiegels verbunden war.

Auch in einer parallel laufenden Studie an zehn Kühen in zwei leicht unterschiedlich exponierten Ställen, bei der der Melatoningehalt anhand von alle zwei Stunden entnommenen Speichelproben bestimmt wurde, fand sich keine signifikante Änderung im Melatoninspiegel. Die graphische Darstellung der Zeitverläufe des Melatonins ließen zwar einen Effekt des Senders vermuten, indem das Abstellen des Senders von höheren nächtlichen Maximalwerten des Melatonins im Speichel gefolgt war. Die beobachteten Unterschiede waren jedoch statistisch nicht signifikant. Als Problem erwies sich vor allem die kleine Anzahl der Tiere.

Fazit

Die Studie weist nach, daß der Kurzwellensender Schwarzenburg die Schlafqualität der am stärksten exponierten Personengruppe beeinträchtigt, höchstwahrscheinlich in direkter Weise. Dies ist als eine erhebliche Störung des Wohlbefindens zu werten und kann diverse psychovegetative Folgestörungen nach sich ziehen. Die derzeit international empfohlenen Immissionsgrenzwerte wurden an keinem der zahlreichen Meßpunkte und zu keinem Zeitpunkt überschritten.

Die Autoren regen an, daß die zuständigen Gremien angesichts der Befunde ihre Grenzwertempfehlungen überprüfen sollten. Weitere Untersuchungen seien angebracht, sowohl wissenschaftliche Grundlagenforschung als auch weitere epidemiologische Studien. Wegen der benötigten Bevölkerungsgrößen seien vor allem internationale Verbundstudien sinnvoll.

Die Autoren betonen, daß von Schlafstörungen betroffene Anwohner im engsten Umkreis des Senders in Einzelfällen einen ursächlichen Zusammenhang mit dem Sender rechtlich geltend machen könnten.

Die von kritischen Wissenschaftlern seit Jahren aus Vorsorgegründen geforderte Verringerung der HF-Expositionen - z. B. auf ein Zehntel der international empfohlenen Grenzwerte - wird durch die Ergebnisse wissenschaftlich gestützt. Bei bestehenden Anlagen sollten alle technisch und betrieblich möglichen und wirtschaftlich tragbaren Maßnahmen ergriffen werden, die zu einer Verringerung der Exposition beitragen.

[Zitierweise dieses Artikels: Gesundheitliche Auswirkungen des Kuzwellensenders Schwarzenburg Elektrosmog-Report 2 (4), S. 5-6 (1996)]

Quelle:

Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität zu Bern unter Mitarbeit weiterer Institutionen: Gesundheitliche Auswirkungen des Kurzwellensenders Schwarzenburg. BEW-Schriftenreihe, Studie Nr. 56, Bern 1995. Die Studie wurde erstellt im Auftrag des Bundesamtes für Energiewirtschaft und kann bezogen werden bei der EDMZ, CH-3000 Bern, FAX: 0041-31-3223975.
 
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Erhöhte Anzahl von Hirntumoren durch Bundeswehr-Radar?

In Vollersode und Wallhöfen (Landkreis Osterholz-Scharmbeck, nördlich von Bremen) sind ungewöhnlich viele Hirntumorfälle aufgetreten. Egbert Kutz, Arzt für Allgemeinmedizin aus Vollersode, stellte die Häufung fest, die inzwischen auch vom Robert-Koch-Institut Berlin bestätigt wurde.

Seit 1981 registriert Kutz alle Gehirntumore in der Gemeinde Hambergen. In Vollersode und Wallhöfen traten 15 Hirntumorfälle auf - fünfmal mehr als laut Statistik in diesem Zeitraum auftreten sollten. 10 Patienten, darunter auch junge Erwachsene und Kinder, sind bereits gestorben.

Als Ursache vermuten Kutz und besorgte Bürger, die sich in einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen haben, die Radaranlage der Bundeswehr-Raketenstellung und den Fernmelde-Funkturm der Telekom. Zeichnet man um beide Sendeanlagen einen Kreis von dreieinhalb Kilometer, so liegen laut Kutz die meisten Hirntumorfälle in dem Bereich, wo sich beide Kreise überlappen.

Inzwischen wurden vom Bundesamt für Post und Telekommunikation umfangreiche Messungen durchgeführt, die zu dem Ergebnis kamen, daß "die gemessenen Werte weit unter den zulässigen Personenschutzgrenzwerten" liegen. "Eine Gesundheitsgefährdung durch die Funkwellen kann somit ... ausgeschlossen werden." Das Bundesamt stellt abschließend fest, daß die in Vollersode gemessenen elektromagnetischen Feldstärken "sich nicht von den Werten anderer Gemeinden in der Republik abheben". Ob dies allerdings auch für die Radarstrahlung der Bundeswehranlage gilt, ist fraglich.

Der Radarexperte Prof. Dr. Heinrich Hönerloh vermutet als Ursache für die erhöhte Anzahl der Tumoren die Radarstrahlen aus den Hochleistungsgeräten der Raketenstellung. Die Exposition könne durch Reflexionen z. B. am Funkturm erhöht werden. Demgegenüber hält Hönerloh die Emissionen des Telekomfunkturms für vernachlässigbar.

Am 4. März fand eine öffentliche Kreistagsondersitzung in Osterholz statt. Als Experten kamen Dr. Leberecht von Klitzing (Medizinische Universität zu Lübeck), Dr. Günter Käs (Universität der Bundeswehr in Neubiberg bei München), Dr. Hauke Brüggemeyer (Niedersächsisches Landesamt für Ökologie), Prof. Dr. Eberhard Greiser (Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin, BIPS) und Herr Josef Opitz (Bundesamt für Post und Telekomunikation). Über 300 Bürger nahmen die Gelegenheit wahr, mit Experten und Politikern über die möglichen Ursachen und Gegenmaßnahmen zu diskutieren. In einer abschließenden Resolution wurde die Verwaltung aufgefordert, mit der Bundeswehr in Verhandlung um die Aufgabe des Radarsenders zu treten.

Greiser betonte, daß die Häufung in der Tat auffällig und außergewöhnlich sei. Zur näheren Abklärung der Krebsursachen ist eine 500.000 DM teure Studie in der Diskussion. Das Land Niedersachsen muß nun über die Finanzierung entscheiden.
 
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FGF präsentiert neue Forschungsergebnisse zu gepulster HF-Strahlung

Am 31. Januar 1996 trat die FGF (Forschungsgemeinschaft Funk e. V.) mit mehreren Presseerklärungen zu Ergebnissen von in ihrem Auftrag durchgeführten Studien zur Wirkung gepulster HF-Strahlung, wie sie im Mobilfunk Verwendung findet, an die Öffentlichkeit. Bei den verschiedenen Untersuchungen waren keine biologischen Wirkungen festgestellt worden.

Nach den unter Leitung von Prof. Wolfgang Rüger (Fakultät für Biologie der Universität Bochum) durchgeführten Untersuchungen fanden sich keine nachweisbaren HF-Effekte auf biologisch aktive Moleküle (DNA, Enzyme) und einfache Organismen (Viren und Bakterien), keine Schädigung der Erbsubstanz und keine Beeinträchtigung von Enzymfunktionen. Unter der Leitung von Prof. Walter Gehlen (Universitätsklinik Bochum) waren Untersuchungen zur Beeinflussung des EEG (Elektroenzephalogramm zur Messung der Gehirnströme) und der Denk- bzw. Konzentrationsfähigkeit durchgeführt worden. Auch hier waren keine signifikanten Einflüsse durch gepulste HF-Strahlung ermittelt worden.
Die CETECOM Essen setzte sich mit den Untersuchungsbefunden von Dr. Leberecht von Klitzing (Universität Lübeck) auseinander. Dieser hatte in verschiedenen Untersuchungen Einflüsse gepulster HF-Strahlung auf das EEG ermittelt. Gemäß den Presseerklärungen der FGF seien von "Dr. L. von Klitzing und CETECOM ... gemeinsam 3 Versuche durchgeführt" worden, wobei einmal nach der Aussage von Dr. L. von Klitzing ein Effekt aufgetreten sei. In einer Mitteilung gegenüber dem Elektrosmog-Report weist der Lübecker Medizinphysiker jedoch darauf hin, daß während der Durchführung der drei Versuche "die gegebenen Bedingungen (Filmaufnahmen während des Versuchs u. s. w.) nicht unseren tatsächlichen Versuchsbedingungen" entsprachen. Die CETECOM-Mitarbeiter seien darauf aufmerksam gemacht worden, daß "die Auswertung der Versuche sich nur auf die Überprüfung unseres Algorithmus beschränken" sollte. Die Ergebnisse der CETECOM wurden dennoch im Spiegel veröffentlicht (9.2.1996, S. 213). Danach beruhten die von Dr. von Klitzing beobachteten EEG-Veränderungen darauf, daß die Versuchsperson eingeschlafen sei.

In der Erklärung der CETECOM kritisiert diese an verschiedenen Punkten Methodik und frühere Untersuchungsergebnisse sowie deren Bewertung durch den Lübecker Medizinphysiker. So habe das "Ein- und Ausschalten des Hochfrequenzfeldes ... vom Probanden wahrgenommen" werden können, das bei den Versuchen verwendete gepulste HF-Signal unterscheide sich von einem kontinuierlichen "praktisch kaum, da die in der Modulation enthaltene Leistung (Information) verschwindend klein gegenüber der Trägerleistung" sei etc. Demgegenüber weist Dr. von Klitzing in Übereinstimmung mit anderen Untersuchern daraufhin, daß der Pulsung bzw. "Modulation selbst die biologische Bedeutung zuzuschreiben" sei, die Probanden das Ein- und Ausschalten des HF-Feldes nicht hätten wahrnehmen können etc.

Quellen:

  1. Presseerklärungen der FGF vom 31.1.1996.
  2. Persönliche Mitteilung von Dr. Leberecht von Klitzing, März 1996.
 
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Höhere Leukämieraten in der Umgebung australischer Fernsehsender

Nach einer Pilotstudie von Dr. Bruce Hocking und Mitarbeitern (Melbourne/Australien) wiesen Kinder, die in der Nähe von Fernsehsendern lebten, signifikant erhöhte Leukämieraten auf.

Zwischen 1972 und 1990 war das Leukämierisiko für Kinder, die in der Nähe von drei Sendetürmen im Norden Sydneys lebten, in denen vier Fernseh- und ein Radiosender untergebracht sind, um das Zweifache im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die mehr als 12 Kilometer entfernt lebte, erhöht. Meistens handelte es sich um lymphatische Leukämien. Für Erwachsene war das Risiko geringer erhöht, jedoch immer noch statistisch signifikant. Es fand sich keine Erhöhung der Gehirntumor-Erkrankungsrate.

Nach den Berechnungen von Hocking und Mitarbeitern lag die Hochfrequenz-Leistungsflußdichte in unmittelbarer Nähe der Sendetürme bei 0,08 mW/cm2 und sank auf 0,02 mW/cm2 in einer Entfernung von 4 Kilometern. In den Gemeinden der Kontrollgruppe lag die HF-Leistungsflußdichte bei etwa 0,002 mW/cm2. Grenzwerte für die Allgemeinbevölkerung liegen in Deutschland zwischen 0,2 mW/cm2 (30-300 MHz) und 1,0 mW/cm2 (3-300 GHz).

Hocking erklärte gegenüber Microwave News, daß es sich um vorläufige Ergebnisse handle, die durch weitere Ergebnisse bestätigt werden müßten. Es "führe zu weit," die Ergebnisse auf den Mobilfunk zu übertragen. Es sei jedoch "vernünftig, daß einige Länder, prospektive epidemiologische Krebsstudien zu möglichen Effekten von Mobiltelefonen starten - sowohl für Basisstationen als auch für Handies -, damit in 10 Jahren einige Antworten vorliegen."

Die Ergebnisse wurden auf dem Kongreß zu gesundheitlichen Effekten von EMF in Palm Springs im November 1995 präsentiert und seien zur Veröffentlichung in einer medizinischen Fachzeitschrift eingereicht.

Quelle: Microwave News 15(6), S. 1, 16 (1995).
 
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Gefahr durch schnurlose Telefone?

In der Märzausgabe der Zeitschrift Öko-Test werden schnurlose (Haus-)Telefone in Hinblick auf ihre EMF-Emissionen untersucht und bewertet. Besonders ungünstig schnitten die neuen Geräte nach DECT-Standard ab, die nach Aussagen der Hersteller schon in drei bis vier Jahren einen Marktanteil von 90% erlangen sollen. Außerdem gibt es Überlegungen des RWE, nach dem Wegfall des Telekom-Monopols im Jahr 1998 ein flächendeckendes Telefonnetz mit Hilfe von Mini-Ortsnetzen (Reichweite 300 m) nach DECT-Standard aufzubauen.

DECT steht für "Digital European Cordless Telecommunication" und ist der neueste europäische Standard für schnurlose Telefone. Auf die hochfrequente Trägerwelle wird hier ein niederfrequenter Puls von 100 Hz gelegt. Kritisiert werden am DECT-Standard vor allem drei Eigenschaften:

Öko-Test empfiehlt, wenn es unbedingt ein schnurloses Telefon sein soll, analoge Geräte oder digitale, nicht-gepulste Geräte nach dem weltweiten CT-2-Standard. Von den getesteten schnurlosen Telefonen wurden entsprechend drei Modelle (Samsung Topline 100, Sony DCT-200 und Telekom Sinus 53) als "empfehlenswert" eingestuft, dagegen die anderen vier Modelle (Hagenuk Home Handy CD, Philips System CP-5002, Siemens Gigaset 910 und Telekom Sinus 431 D) als "nicht empfehlenswert".

Quelle: Lichtblicke im Elektrosmog, drahtlose Telefone. Öko-Test 3/96, S. 24-30.
 
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DNA-Brüche nach niederfrequenter EMF-Exposition

Henry Lai und Narenda Singh von der Universität Washington berichteten auf dem Kongreß zu gesundheitlichen Effekten von EMF in Palm Springs im November 1995 (Annual Review of Research on Biological Effects of Electric and Magnetic Fields from the Generation, Delivery and Use of Electricity) von ihren jüngsten Forschungsergebnissen, nach denen 60-Hz-Magnetfelder Einzelstrang- und Doppelstrang-Brüche der Erbsubstanz DNA verursachen können. Sie ermittelten eine statistisch signifikante Zunahme von Einzelstrangbrüchen bei magnetischen Flußdichten von 100 µT, 250 µT und 500 µT, und von Doppelstrangbrüchen bei Flußdichten von 250 µT und 500 µT. Es bestand eine Dosis-Wirkungsbeziehung. Die DNA-Brüche werden nach Ansicht der Forscher vermutlich nicht direkt durch EMF verursacht, die Magnetfeldbelastung beeinträchtige möglicherweise jedoch die natürlichen Reparaturmechanismen.

Vor etwas über einem Jahr hatten Lai und Singh großes Aufsehen erregt durch ihre Beobachtung, daß eine zweistündige Exposition von Ratten mit gepulster Hochfrequenzstrahlung mit Intensitäten unterhalb der Teilkörper-SAR-Grenzwerte der WHO von 2 W/kg zu einer signifikanten Zunahme von Einzelstrang-DNA-Brüchen im Gehirn um 20-30% führe (Elektrosmog-Report 1(1), S. 7-8 (1995)). Damals wurde insbesondere von der Mobilfunkindustrie die Zuverlässigkeit des von den Forschern verwendeten Nachweisverfahrens, der Komet-Assay (alkalische Mikrogel-Elektrophorese bzw. Einzelzell-Gel-Assay), in Frage gestellt. Mittlerweile hat ein Expertenausschuß der WTR (Wireless Technology Research), Forschungsverband der US-amerikanischen CTIA (Cellular Telecommunications Industry Association) das Verfahren überprüft und zum Nachweis von EMF-Effekten auf die DNA gutgeheißen. Die WTR plant jetzt die Verwendung des Komet-Assays bei eigenen Forschungsvorhaben.

Quellen: Microwave News, 15(6), S. 2 und 9 (1995); Microwave News, 16(1), S. 10-12 (1996).
 
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Skandinavische Metaanalyse zum Kinderkrebsrisiko

"Es gibt keinen anerkannten Mechanismus, durch den magnetische Felder von Hochspannungsleitungen eine Rolle bei der Krebsentstehung spielen könnten. Nichtsdestoweniger hat die epidemiologische Forschung nahezu übereinstimmend eine Assoziation zwischen häuslicher Magnetfeldexposition und Krebs gefunden. Dies gilt am deutlichsten für Kinderleukämie." (Anders Ahlboom und Maria Feuchting vom Karolinska Institute, Stockholm. In: Feychting, M., Ahlbom, A.: Childhood leukemia and residential exposure to weak extremely low frequency magnetic fields. Environ. Health Perspect. 103, Suppl. 2, 59-62 (1995)).

Die bekannten schwedischen Epidmiologen Feychting und Ahlboom und ihre dänischen Kollegen um Jørgen Olsen präsentierten eine Metaanalyse ihrer beiden methodisch ähnlich angelegten, im Jahre 1993 publizierten Arbeiten zu EMF und Krebserkrankungen im Kindesalter. Durch Zusammenfassung der Daten nimmt die Kollektivgröße zu und mögliche Zusammenhänge treten deutlicher zutage. Für Expositionen von mehr als 0,2 µT fand sich eine Verdopplung des Risikos für Kinderleukämie gegenüber Expositionen unter 0,1 µT. Es wurde keine Zunahme des Risikos für Hirntumore bei 0,2 µT festgestellt, allerdings eine statistisch nicht signifikante Verdopplung bei 0,5 T. Die Leukämieraten nahmen bei mehr als 0,5 µT statistisch signifikant gar um das 5fache zu.

Die Europäische Union hat Ahlbom und Feychting jetzt mit einer Metaanalyse beauftragt, die Daten aus Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Italien, Norwegen, Schweden und Großbritannien einschließt. Das auf drei Jahre angelegte Projekt soll bereits in diesem Jahr beginnen.

Quelle: Microwave News 16(1), S. 6 (1996).


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