Elektrosmog-Report
6. Jahrgang / Nr. 3 März  2000 
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Inhalt:
Grenz- und Vorsorgewerte  - Neue Grenz- und Vorsorgewerte: Und sie bewegen sich doch
Schweiz
Italien
China
Russland
Hochfrequenz - Beeinflussung des Schlafes durch gepulste EMF
Veranstaltungstipp - Symposium: Low frequency EMF, Visible Light, Melatonin and Cancer - 4.-/5. Mai in Köln



Grenz- und Vorsorgewerte
Neue Grenz- und Vorsorgewerte: Und sie bewegen sich doch

In Italien und der Schweiz wurden Vorsorgewerte für EMF erlassen, wie sie seit Jahren von Kritikern gefordert werden. Das Vorgehen sollte Vorbild für die Überarbeitung der deutschen "Elektrosmog-Verordnung" sein. China und Russland verteidigen ihre strengen Grenzwerte gegen den Versuch der ICNIRP, die ICNIRP-Empfehlungen zum weltweiten Standard zu erheben. Wir stellen hier die aktuell in China und Russland geltenden Grenzwerte zusammen.
Leser, die zu diesem Thema Hintergrundinformationen suchen und an aktuellen Grenz- und Vorsorgewerten in anderen Ländern interessiert sind, seien auf die Elektrosmog-Ausgaben Dezember 1998 und Oktober 1999 verwiesen. Ein kompletter und regelmäßig aktualisierter Übersichtsartikel ist im Internet unter   www.nova-institut.de/es-info-grenzwerte.htm zu finden.

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Schweiz

Der Schweizer Bundesrat hat im Dezember 1999 eine neue "Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung (NISV)" verabschiedet, die am 01. Februar 2000 in Kraft getreten ist. Die Verordnung unterscheidet zwei Typen von Grenzwerten: Gefährdungs- und Anlagegenzwerte, die wie folgt definiert werden:
Gefährdungsgrenzwerte: Gefährdungsgrenzwerte schützen vor wissenschaftlich nachgewiesenen Gesundheitsschäden. Sie berücksichtigen die gesamte Strahlung, die an einem Ort vorhanden ist. Die Schweiz orientiert sich hier, wie die Europäische Union und die USA, an den internationalen ICNIRP-Empfehlungen.
Anlagegrenzwerte: Das Vorsorgeprinzip, wie es im schweizer Umweltschutzgesetz (USG) verankert ist, verlangt, dass die Belastung möglichst niedrig sein soll. Anlagegrenzwerte liegen deutlich unterhalb der Gefährdungsgrenzwerte. Sie gelten für die Strahlung einer einzelnen Anlage und müssen dort eingehalten werden, wo Menschen sich längere Zeit aufhalten, an sog. "Orten mit empfindlicher Nutzung". Das sind vor allem Wohnungen, Schulen und Spitäler. Der Anlagegrenzwert wird entsprechend den jeweiligen technischen Möglichkeiten festgelegt. Die Erfahrung zeigt, dass die Langzeitbelastung mit vertretbarem Aufwand weit unter den Gefährdungsgrenzwerten gehalten werden kann.
Im erläuternden Bericht heißt es: "Die Vorsorge deckt die erwähnten Lücken der ICNIRP-Grenzwerte ab und ist zukunftsgerichtet. Es geht darum, das Risiko für schädliche Wirkungen, die zum Teil erst vermutet werden oder noch nicht absehbar sind, möglichst gering zu halten. Dabei muss nach Artikel 1 USG eine konkrete Schädigung nicht nachgewiesen sein. Es genügt, wenn die Einwirkungen auf Grund ihrer Eigenschaften geeignet sind, schädliche oder lästige Einwirkungen hervorzurufen (...). Vorsorgliche Emissionsbegrenzungen sind nach USG so weit zu treffen, als dies technisch und betrieblich möglich und wirtschaftlich tragbar ist. Anders gesagt: Vermeidbare Belastungen müssen vermieden werden. Emissionsvermindernde Maßnahmen, die praktisch möglich sind, müssen auch tatsächlich durchgeführt werden. (...) Dabei gelten die Anforderungen für alte Anlagen in der Regel weniger weit als für neue Anlagen."
Im Niederfrequenzbereich gilt für 50-Hz-Anlagen: "Der Anlagegrenzwert für den Effektivwert der magnetischen Flussdichte beträgt 1 µT." Das sind 1% der ICNIRP-Grenzwertempfehlung. Für alte Anlagen gilt eine Sanierungsfrist von 3 Jahren.
Im Hochfrequenzbereich wird der Anlagegrenzwert anhand des Effektivwertes der elektrischen Feldstärke begrenzt. Für Anlagen, die nur im Frequenzbereich um 900 MHz senden, gilt der Anlagegrenzwert von 4 V/m, für Anlagen, die nur im Frequenzbereich um 1.800 MHz oder in höheren Frequenzbereichen senden, gilt 6 V/m. Die Werte liegen bei 10% der ICNIRP-Grenzwertempfehlungen.
In der Tabelle am Ende des Artikels sind die genannten Werte noch einmal aufgeführt.

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Italien

Ende 1999 wurde in Italien der Entwurf eines Erlasses für Grenzwerte zum Schutz gegen berufsbedingte und allgemeine Exposition vorgestellt, der ähnlich scharfe Vorsorgewerte enthält wie die schweizer Verordnung. Als Grenzwerte ("exposure limits") wurden auch in Italien die ICNIRP-Grenzwerte übernommen.
Gleichzeitig wurden verschiedene Vorsorgewerte ("attention levels") benannt, um mögliche Langzeiteffekte durch kontinuierliche EMF-Belastung zu vermeiden. In der Nähe von Wohnbebauungen, wo Menschen sich voraussichtlich täglich mehr als 4 Stunden aufhalten, sollte eine magnetische Flussdichte von 0,5 µ T im Jahresmittel nicht überschritten werden. In keinem Fall sollte jedoch ein Wert von 2 µT überschritten werden (für jede 0,1 s Zeitperiode).
Als Zielwert ("quality goals") für neue Hochspannungstrassen und neue Bebauungen in der Nähe von Trassen wird ein Wert von 0,2 µT (Jahresmittel) festgelegt, der insbesondere im Zusammenhang mit sensiblen Nutzungen wie Schulen, Kindergärten und Spielplätze zur Anwendung kommen soll.
Das oft als "Umweltvorreiter" bezeichnte Deutschland mit einem Grün besetzten Umweltministerium sollte die politische Gunst der Stunde, die durch die aktuellen Entwicklungen in der Schweiz und Italien zustande gekommen ist, nutzen, um bei der aktuellen Überarbeitung der Elektrosmogverordnung entsprechende Vorsorgewerte zu verankern.

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China

In China gibt es für den Hochfrequenzbereich zwei Grenzwertsysteme für die öffentliche und berufliche Exposition, eines vom Gesundheitsministerium und eines von der Umweltbehörde. In den nächsten Jahren sollen die Werte harmonisiert werden. Die Grenzwerte des Gesundheitsministeriums für die Allgemeinheit sind laut Microwave News die strengsten in der Welt und basieren laut Ministerium auf medizinischen Untersuchungen und epidemiologischen Studien. Für den Frequenzbereich 1.800 MHz liegen die Grenzwerte für die Leistungsflussdichte (Dauerbelastung) um den Faktor 90 unter den ICNIRP-Empfehlungen (siehe Tabelle). Für kurzzeitige Belastungen gelten etwas höhere Werte, die aber in sensiblen Bereichen wie Wohnungen, Krankenhäusern und Schulen nicht zur Anwendung kommen; hier gelten stets die strengen Werte für Dauerbelastung.

Tabelle 1: Grenz- und Vorsorgewerte im 50-Hz-Bereich für die Öffentlichkeit (magnetische Flussdichte in µT)

 

Werte in µT

Grenzwerte

 

Schweiz 2000

100

Italien 1999 (Entwurf)

 
   

Vorsorgewerte

 

Schweiz 2000 ("Anlagegrenzwert")

1

Italien 1999 (Entwurf)

Jahresmittel / max. Kurzwert / Zielwert

0,5 / 2 / 0,2

Tabelle 2: Grenz- und Vorsorgewerte im HF-Bereich für die Öffentlichkeit (Leistungsflussdichte in W/m2)

 

C-Netz

460 MHz

GSM900-Netz

(D1/D2)

900 MHz

GSM1.800-Netz

(E-Plus, Viag, D1/D2)

1.800 MHz

Grenzwerte

     

Schweiz 2000

(wie ICNIRP 1998)

2,3

4,5

9

China 1999

- Gesundheitsministerium

(Dauerbelastung/ kurzzeitig)

- Umweltbehörde

0,1 / 0,4

 

0,4

0,1 / 0,4

 

0,4

0,1 / 0,4

 

0,4

Russland 1999

0,1

0,1

0,1

       

Vorsorgewerte

     

Schweiz 2000

("Anlagegrenzwert")

-

0,042

0,095

Die Umweltbehörde hat auch SAR-Grenzwerte ("Spezifische Absorptionsrate") festgesetzt, die, bezogen auf eine Ganzkörperbelastung, bei 0,02 (Allgemeinheit) bzw. 0,1 W/kg (beruflische Belastung) liegen. Damit liegen die Werte um den Faktor 4 unter den ICNIRP-Empfehlungen von 0,08 bzw. 0,4 W/kg.
Die Öffentlichkeit in China ist sehr interessiert an möglichen Gesundheitsgefahren durch EMF, der zunehmende Ausbau der Mobiltelefonnetze stößt auch in China auf beträchtliche Widerstände.
In jüngster Zeit hat Dr. Michael Repacholi (WHO) engen Kontakt zu den chinesischen Institutionen aufgebaut, um sie zur Zusammenarbeit beim Internationalen EMF-Projekt der WHO zu gewinnen und eine Harmonisierung der weltweiten EMF-Grenzwerte zu erreichen. Die Chinesen sind an einer engen Zusammenarbeit interessiert, Harmonisierungen der Grenzwerte sind aber noch nicht in Sicht.

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Russland

Auch in Russland gelten erheblich strengere HF-Grenzwerte als in den USA und Europa, die sich in den letzten Jahren auf die ICNIRP-Empfehlungen geeinigt haben. In den hier diskutierten Frequenzbereichen stimmen sie mit den Grenzwerten des chinesischen Gesundheitsministeriums überein.
ICNIRP und WHO suchten in letzter Zeit auch einen engen Austausch mit der russischen Seite, dem "Russian National Committee on Non-Ionizing Radiation Protection (RNCNIRP), so z.B. auf einer Konferenz in Moskau, September 1999. Die russischen Vertreter widersetzten sich allen Bemühungen, ihre Grenzwerte an die Empfehlungen der ICNIRP und WHO anzupassen. So meinte Prof. Yuri Grigoriev (Institut für Biophysik in Moskau), dass die strengeren Grenzwerte in Russland die größeren Bedenken bzgl. nicht-thermischer Effekte und subjektiver Symptome widerspiegeln würden. Außerdem müssten mögliche kumulative Effekte einer wiederholten Exposition mit relativ geringer Dosis berücksichtigt werden.
Nach Frau Dr. V.N. Nikitina (Nordwest Wiss. Zentrum für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, St. Petersburg) berücksichtigen die russischen Grenzwerte eine angenommene biologische Wirkschwelle mit einem Sicherheitsfaktor von 5 bis 10.
In unserer globalen Welt ist es zu begrüßen, wenn alle nationalen Grenzwertinstitutionen einen engen wissenschaftlichen Austausch pflegen und mittelfristig auch zu einem einheitlichen Schutz der Weltbevölkerung vor EMFgelangen.
Ob diese harmonisierten Grenzwerten aber auf dem Niveau der ICNIRP-Empfehlungen liegen sollen oder eher auf dem Niveau der russischen undchinsischen Werte, darüber sollte auch von westlicher Seite unvoreingenommen diskutiert werden. Es sollte zumindest gelingen, , die russischen bzw. chinesischen Werte weltweit als Vorsorgewerte zu etablieren.

Dipl.-Phys. Michael Karus
Redaktion Elektrosmog-Report

Quellen:

  1. BUWAL 1999: Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung (NISV), Hauptbericht, Erläuternder Bericht und Medienmitteilung, 23.12.1999.
  2. Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation 1999: Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung (NISV), Ergebnisse des Vernehmlassungsverfahrens, 22.10.1999.
  3. Voigt, H. 1999: Nichtionisierende Strahlung - mit ihr leben in Arbeit und Umwelt. In: EMF-Monitor, 5(3), 09/99.
  4. Italy 1999: Decree on exposure limits, attention levels, and quality goals.
  5. Chinese RF/MW exposure standard is the strictest. In: Microwave News 14(5), Sept./Oct. 1999.
  6. Russia and west far apart on RF/MW standards. In: Microwave News 14(6), Nov./Dec. 1999.

Nächste Ausgabe:
In der nächsten Ausgabe wird das Thema Vorsorgewerte und Expositionen fortgesetzt. Erstmalig werden die neuen Vorsorgewerte des nova-Instituts präsentiert, die sich nun weitgehend mit den Empfehlungen des ECOLOG-Instituts im Einklang befinden.
Außerdem wird es einen Überblick über die Strahlenemissionen aller gängigen Mobiltelefone geben, der große Unterschiede aufzeigt, sowie aktuelle Vorschläge aus der Schweiz und Kanada, dem Verbraucher die SAR-Werte von Mobiltelefonen beim Kauf transparent zu machen, damit sich dieser für ein strahlungsarmes Modell entscheiden kann.

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Hochfrequenz
Beeinflussung des Schlafes durch gepulste EMF

Schweizer Wissenschaftler fanden bei gesunden Probanden eine Beeinflussung des Schlafes und der Hirnströme durch gepulste hochfrequente elektromagnetische Felder, wie sie beim GSM-Standard für Mobiltelefone Verwendung finden. Der Schlaf wurde verbessert und das Schlaf-EEG modifiziert.
Bereits früher waren Studien zum Einfluss elektromagnetischer Felder auf den Schlaf durchgeführt worden (Pasche 1996, Mann 1996) - mit inkonsistenten Ergebnissen. So hatte eine Arbeitsgruppe um Boris Pasche von der Firma Symtonic (USA) eine günstige Beeinflussung von Schlafqualität und Schlafdauer bei experimenteller Verwendung amplitudenmodulierter Hochfrequenzstrahlung ermittelt, während eine deutsche Arbeitsgruppe um Klaus Mann von der Universität Mainz eine ungünstige Beeinflussung der REM-Schlaf-Phase (Traumschlaf) bei Frequenzen, wie sie beim Mobiltelefonieren Verwendung finden, beobachtet hatte (siehe Elektrosmogreport, August 1996). Beide Untersuchungen zeigten, dass amplitudenmodulierte HF-Strahlung mit Intensitäten unterhalb der ICNIRP-Grenzwertempfehlungen biologische Prozesse des Gehirns beeinflussen kann.
Auch in der neuen Studie von Alexander A. Borbély und Kollegen vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Zürich wurden solche Effekte bei vergleichsweise geringen Intensitäten nachgewiesen. Die Forscher verwendeten elektromagnetische Felder, wie sie bei Mobiltelefonen nach dem GSM-Standard genutzt werden (900 MHz, moduliert mit Frequenzen von 2, 8, 217 und 1736 Hz). Die maximale Exposition im Kopfbereich blieb sicher unter 1 Watt pro kg, gemittelt über 10 g (ICNIRP-Grenzwertempfehlungen: 2 W/kg). 24 gesunde männliche Probanden im Alter zwischen 20 und 25 Jahren, die nach eigenen Angaben gesund und frei von Schlafstörungen waren, wurden in einer Nacht diesen Feldern ausgesetzt und in einer anderen Nacht scheinexponiert. Dazwischen lag eine einwöchige Pause. Weder Untersucher noch Probanden wussten, wann die echte Exposition erfolgte (doppelblindes Cross-over-Design). Die EMF-Felder wurden während der untersuchten Zeit zwischen 23 und 7 Uhr automatisch in Intervallen von 15 Minuten an- und ausgeschaltet, beginnend mit einer An-Phase. Beim EEG wurden die üblichen Frequenzbänder (Delta, Theta, Alpha, Sigma, Beta) sowie das 10-11 Hz-Band und das 13,5-14 Hz-Band getestet.

Reduzierung der Wachzeit nach Schlafbeginn

Die EMF-Exposition reduzierte die Dauer des Wachseins nach Schlafeintritt von durchschnittlich 18,2 Minuten auf 12,1 Minuten (p<0,01). Dieser Effekt war signifikant sowohl für die gesamte Schlafzeit als auch für das erste und das zweite 4-Stundenintervall. Auffällig war, dass bei Personen, die zuerst schein- und dann EMF-exponiert wurden, dieser Unterschied sehr deutlich ausfiel (Scheinexpositon: 23,9 min; EMF-Exposition: 13,4 min), während bei Personen mit der umgekehrten Reihenfolge kein relevanter Unterschied auftrat.
Diese Beobachtung einer Reduzierung der Wachzeit nach Schlafbeginn wurde in dieser Studie erstmals gemacht. Die Forscher vermuten, dass die EMF-Exposition den leichten Schlafstörungen entgegenwirkt, die mit der ungewohnten experimentellen Umgebung zusammenhängen.

Beeinflussung des Elektroenzephalogramms (EEG)

Die EMF-Exposition beeinflusste die mit dem EEG gemessenen Hirnströme während der Nicht-REM-Phasen, also den Phasen des Schlafes, die traditionell als die Phasen ohne Träume (bzw. geringerer Traumintensität) gelten. In der Spektralanalyse des EEG wurden zwei Spitzen der Aktivitätszunahme ermittelt, bei 10-11 Hz und bei 13,5-14 Hz. Die erste Spitze fällt in den Bereich der Alpha-Aktivität der Hirnströme und der niederfrequenten Schlafspindeln, die zweite Spitze korrespondiert mit hochfrequenten Schlafspindeln. Bei der Testung der fünf traditionellen Frequenzbänder fiel eine signifikante Zunahme im Alpha-Band (8-12 Hz) und im Sigma-Band (12-15 Hz) auf. Die REM-Phasen wurden nicht durch eine EMF-Exposition beeinflusst.
Es ist bekannt, dass die Amplitude im hier betroffenen 13,5-14 Hz-Band, die das Auftreten 'schneller Spindeln' wiederspiegelt, leicht von einer Vielzahl pharmakologischer und physiologischer Faktoren beeinflusst werden kann, beispielsweise durch Kaffeegenuss oder den Menstruationszyklus. Offenbar können auch hochfrequente Felder von Mobiltelefonen einen messbaren Effekt ausüben. Auffällig war, dass eine EEG-Beeinflussung bereits während der ersten 15-30 Minuten der EMF-Exposition feststellbar war. Es wurden eine Anzahl weiterer detaillierter Studienergebnisse beschrieben, deren Darstellung hier zu weit führen würde.

Kurzzeitige Expositionen reichen für messbare Effekte aus

Zusammenfassend stellten die Autoren fest, dass es unwahrscheinlich ist, dass die Veränderungen auf thermischen Effekten beruhten, da die Zunahme der Hirntemperatur sicher unter 0,1 ºC blieb. Bereits eine kurze Exposition von 15 Minuten könne zu messbaren Effekten führen. Im Schlafverlauf trat eine gewisse Abnahme der EMF-Effekte auf, was auf einen Adaptationsmechanismus schließen lasse. Da keine relevanten Unterschiede der Veränderungen der Hirnstromaktivitäten zwischen den An- und Auszeiten auftraten, sei zu vermuten, dass die elektromagnetischen Felder eine Kette biologischer Ereignisse auslösten und nicht eine direkte und sofortige Wirkung.

Literatur:

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Veranstaltungstipp
Symposium: Low frequency EMF, Visible Light, Melatonin and Cancer - 4./5. Mai in Köln

Die Organisatoren des internationalen Melatonin-Symposiums, das erstmalig die Spitzen der Melatonin und EMF-Forschung in Deutschland vereint, beschreiben einige Hintergründe zu diesem wichtigen Ereignis der Elektrosmog-Forschung.
Ausgangspunkt
Niedrigfrequente elektromagnetische Felder (ELF-EMF) wurden 1998 aufgrund der Einschätzung von internationalen Krebsforschern durch das National Institute of Environmental Health Studies (NIEHS) der USA als mögliches Humankarzinogen eingestuft (2).
Warum ist die EMF-Forschung wichtig
und warum ist sie schwierig?
Aufgrund der universellen Verbreitung und Verwendung elektrischer Energie in praktisch allen Lebensbereichen des Menschen ist die Beantwortung der Frage, ob niedrigfrequente elektromagnetische Felder (ELF-EMF) und/oder sichtbares Licht zur Krebsentwicklung beitragen können, von besonderer Bedeutung für die öffentliche Gesundheit (3). Tatsächlich werden neben relativ seltenen Erkrankungen wie Leukämien im Kindesalter auch häufige Krebserkrankungen wie der weibliche Brustkrebs mit EMF in Verbindung gebracht.
Aufgrund der Schwierigkeit, möglicherweise ubiquitäre relevante Expositionen messen zu müssen, ist die Beantwortung der Frage, ob exponierte Personen gegenüber weniger exponierten Personen ein erhöhtes Krebsrisiko haben, aber methodisch schwierig, zeit- und kostenintensiv. Eine Abschätzung des exakten Risikos kann aufgrund der Tatsache, dass es möglicherweise keine nicht-exponierten Menschen gibt, grundsätzlich unmöglich sein.
Warum das Symposium?
Es gibt hochaktuelle Forschungsergebnisse aus experimentellen und epidemiologischen Studien, die durch weltweit führende Wissenschaftler vorgestellt und in einer öffentlichen Diskussion bewertet werden sollen: Über neue Erkenntnisse zu magnetfeldvermittelten Einflüssen auf Krebserkrankungen hinaus gibt es Hinweise, daß die Wirkungen elektrischer Felder möglicherweise unterschätzt worden sind und daß sichtbares Licht Krebsentwicklungen beim Menschen möglicherweise negativ beeinflussen kann. Im Mittelpunkt der Diskussion, welche Mechanismen für diese Assoziationen verantwortlich sein könnten, steht häufig das "Dunkelheitshormon" Melatonin.
Was erwarten die Organisatoren von dem Symposium?
Wir erwarten am 4. und 5. Mai sehr lebhafte Diskussionen zwischen den Tagungsteilnehmern, die in Deutschland in einer Vielzahl von Disziplinen in der EMF-Forschung engagiert sind, und den geladenen Sprechern und Diskutanten aus England, Schweden, Finnland und den USA.
Die neuen Forschungsergebnisse werden insbesondere mit Blick auf ihre biologische Plausibilität diskutiert, und es wird abgewogen werden, wie zukünftige Studien gestaltet werden sollten, um eine kausale Beziehung zwischen elektromagnetischen Feldern und Krebserkrankungen zu bestätigen oder auszuschließen.
Die fünf Tagungsabschnitte Background, Electric Fields, Visible Light, Magnetic Fields - Experiments und Magnetic Fields - Epidemiology werden Grundlagen für die abschließende Session Perspectives legen, in der die Standpunkte führender Krebsforscher wie Dr. David Horrobin, Dr. Russel Reiter und Dr. Christopher Portier in offener Diskussion in Frage gestellt bzw. unterstützt werden können.

Hinweise:

  1. Low frequency EMF, Visible Light, Melatonin and Cancer. International symposium. May 4-5, 2000. University of Cologne, Germany.
    http://www.uni-koeln.de/symposium2000
  2. Asessment of Health Effects from Exposure to Power-Line Frequency Electric and Magnetic Fields. Working Group Report. Views and expert opinions of the Working Group which met in Brooklyn Park, Minnesota, 16-24 June 1998. CJ Portier, MS Wolfe (Editors)
    http://www.niehs.nih.gov/emfrapid/html/WGReport/WorkingGroup.html
  3. Erren TC, Erley OM, Pinger A, Piekarski C: Neue Aspekte zu elektromagnetischen Feldern (EMF), Melatonin und Krebserkrankungen aus Experiment und Epidemiologie. Zbl. Arbeitsmed. 11:402-411 (1999)

Referenten und Teilnehmer:
Russel J. Reiter, Anders Ahlboom, Richard G. Stevens, Maria Feychting, Wolfgang Löscher, Denis Henshaw, Jörg Michaelis, Joachim Schüz, David Horrobin, Christopher Portier und andere.

Kontakt und Anmeldung:
Dr. med. Thomas Erren
Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin der Universität zu Köln
Joseph-Stelzmann-Str. 9
D-50924 Köln
Tel.: 0221 4785819
Fax: 0221 4785119

Impressum Elektrosmog-Report im Strahlentelex
Erscheinungsweise: monatlich im Abonnement mit dem Strahlentelex
Verlag und Bezug: Thomas Dersee, Strahlentelex, Rauxeler Weg 6, D-13507 Berlin, ( + Fax 030 / 435 28 40.
Jahresabo: 98,- DM.
Herausgeber und Redaktion:
nova-Institut für politische und ökologische Innovation, Hürth
Michael Karus (Dipl.-Phys.) (V.i.S.d.P.), Dr. med. Franjo Grotenhermen, Dr. rer. nat. Peter Nießen (Dipl.-Phys).
Kontakt: nova-Institut GmbH, Abteilung Elektrosmog,
Goldenbergst. 2, 50354 Hürth, ( 02233 / 94 36 84, Fax: / 94 36 83
E-Mail: nova-h@t-online.de;   http://www.nova-institut.de ;
http://www.datadiwan.de/netzwerk/

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Layout: Bernhard Harrer Wissenstransfer 1999-2001 eMail:webmeister@datadiwan.de